Seit Februar 2013 befindet sich Niemetz, der Hersteller der in Österreich sehr bekannten Schwedenbomben, in der Insolvenz. Schon 2012 hat sich deutlich abgezeichnet, dass das Unternehmen die Schieflage nicht mehr selbst stemmen kann, seit Anfang 2013 geisterten dann die wildesten Übernahmegerüchte durch die Medien (Manner, Aktienausgabe etc.).
Seit Donnerstag gibt es nun (mehr oder minder) Klarheit: Niemetz will mithilfe eines noch unbekannten Investors aus Südamerika die Sanierung selbst stemmen und bietet den Gläubigern eine sensationelle Barquote von 95% an. Diese 4,1 Mio. Euro haben bis 21.5.2013 beim Masseverwalter einzutreffen - woran einige Menschen immer noch zweifeln (Nachtrag 22.5.2013: Zurecht - das Geld kam nicht, Niemetz steht somit zum Verkauf an, Nachtrag 23.5.2013: Niemetz geht für kolportierte 5,25 Mio. Euro an Heidi Chocolat AG, ein Unternehmen der Meinl-Firmengruppe)
Plan B: Es liegen dem Masseverwalter auch Angebote des Tiroler Unternehmens Interfood vor (angeblich 3,6 Mio.) und auch Meinl möchte sich via rumänischen Ableger "Heidi Chocolat S.A." mit 3 Mio. Euro Niemetz einverleiben.
Auch wenn der Verkauf des Familienunternehmens Niemetz via Investor nun vielleicht einmal vermieden werden kann: Das Unternehmen ist auch nach dem Sanierungsverfahren noch lange nicht aus dem Schneider.
Schon bald muss sich Niemetz nämlich einen neuen Standort suchen - zusätzlich zu diesen Kosten ist wohl auch ein komplett erneuerter Maschinenpark anzulegen. Wer sich dieser Tage die Produktion auf Videos angesehen hat, erkennt nämlich schon als Laie, dass hier wohl Jahrzehnte nicht in neue Maschinen investiert wurde.
Das war auch deutlich sichtbar, als plötzlich ob einer Facebook-Initiative die Schwedenbomben in fast allen Supermärkten Österreichs über Wochen hinweg ausverkauft waren und Niemetz es nur sehr zögerlich schaffte, hier schnell nachzuproduzieren. Auch wenn durch die Facebook-Fangruppe die Einnahmen von Niemetz wohl deutlich gesteigert wurden: Hier hat man sehr viel Geld liegengelassen.
Auch sehr peinlich: Der Webauftritt bzw. das Verhalten in den Social-Media-Kanälen. Das Wort "Steinzeit" ist hier wohl zutreffend.
Und noch eine Peinlichkeit aus der Phase des größten Schwedenbomben-Hypes aller Zeiten: Als mitten in der Facebook-Boomzeit (die nun auch schon vorbei scheint) eine Mitarbeiterin des Fabrikshops ausfiel, sperrte Niemetz diesen einfach zu! Ein Unternehmen in höchster Not verzichtet auf abertausende Euro Umsatz und schafft es nicht, eine Verkäuferin zu ersetzen. Zum finanziellen Verlust kommt bei derlei Unprofessionalität auch noch schwerer Imageschaden hinzu - viele Menschen wollten die (scheinbar überforderte) Geschäftsführung von Niemetz dann plötzlich nicht mehr unterstützen.
Niemetz ist natürlich für den Neubeginn und die Sanierung alles Gute zu wünschen - viele +40iger möchten wohl auch in Zukunft nicht auf die Schwedenbomben, Manja & Co. verzichten. Für einen erfolgreichen Neustart ist für "Niemetz-Neu" aber auch Geschäftssinn und der Sprung ins 21. Jahrhundert wesentlich.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Mai 2013