Die jüngst von Beratungsunternehmen Towers Watson veröffentlichten Zahlen zum Fondspolizzen-Neugeschäft in Österreich sagen alles: Die Fondsversicherung in allen ihren Formen (fondsgebundene Lebens- und Pensionsversicherung, Einmalerlag) ist ziemlich außer Mode gekommen.
Dabei erlebten solche Versicherungen, welche erst Ende der 1990er in den Versicherungs- und Bankenporfolios auftauchten, im letzten Jahrzehnt erst so richtig den großen Boom. Noch schlagartiger war es aber nach den ersten Jahren der Finanzkrise (2008-2010) damit vorbei.
Wurden lt. Towers Watson noch 2008 1,404 Mrd. Euro Neugeschäftsvolumen mit fondsgebundenen Versicherungen erzielt, waren es 2009 immerhin noch 1,219 Mrd. Euro. 2010 dann noch ein Boom (oft mit Einmalerlägen) - 1,352 Mrd. Euro aus 2010 werden wohl nicht mehr so rasch erreicht werden.
Schon 2011 brach der Markt dann auf 700 Mio. Euro ein und im Vorjahr waren es gar nur noch bescheidene 387 Mio. Euro Neugeschäftsvolumen.
Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Volumen liegt in der (ziemlich unverständlichen) Verlängerung der Mindestlaufzeit bei Einmalerlägen von 10 auf 15 Jahren. Waren 10 Jahre noch für viele Anleger überschaubar, lässt sich heute kaum noch jemand einen Einmalerlag mit Fondsveranlagung verkaufen.
Aber auch Fondsversicherungen mit laufender Prämie schrumpften massiv: Wurden 2007 (vor der Finanzkrise) noch 268 Mio. Euro Jahresprämie neu abgeschlossen, waren es deren 2012 nur noch 74 Millionen.
Massiv geschrumpft auch die (staatlich geförderte) Zukunftsvorsorge: Im Jahr der Einführung gab es hier noch satte 175 Mio. Euro Neugeschäft für Banken und Versicherungen, 2005 immerhin noch 136 Mio. und im Vorjahr nur noch bescheidene 29 Mio. Euro.
Schuld am Niedergang der Fondsversicherungen tragen viele: Die Politik (mit den Änderungen bei den Einmalerlägen, mit den teils unnötigen Änderungen bei der Zukunftsvorsorge, der Wertpapiersteuer sowie dem Eingreifen in laufende Verträge via Prämienhalbierung), die Versicherungen und Banken (mit schlecht geschulten Verkäufern und Druckverkauf sowie der oftmals unnötigen bzw. gefährlichen Fremdwährungskredite mit Fondsbesicherung) sowie auch die Anleger, welche einfach aus Gier oder blindem Vertrauen das falsche Produkt gewählt haben (siehe Fremdwährungskredite mit Fondsversicherungen) und in schlechten Zeiten (die es bei Aktienprodukten wie Fonds natürlich gibt) oft in (teilweise) unnötige Panik geraten sind.
Seitens der heimischen Politiker ist (oft mangels Finanzverstand) leider wenig Hoffnung für eine Ankurbelung der Fondsversicherungen zu erwarten, Banken und Versicherungen sollten demnächst vielleicht auch ein wenig die hohen Abschlusskosten nach unten drehen bzw. diese auf mehrere Jahre verteilen.
Anleger, die sich schon einmal die Finger an Fondsversicherungen verbrannt haben, sollten ihre Hände lieber von Fondsprodukten lassen. Wer jedoch das Produkt "Fonds" kennt und sich zusätzlich zu anderen Sparformen auch etwas Risiko (und Chancen) in die Veranlagung holen möchte, könnte mit Fondsversicherungen in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten wieder durchaus seine Freude haben.
Und wer den Versicherungen oder Banken (bzw. Maklern, Versicherungsangestellten oder Strukturvertrieben) kein Geld verdienen lassen will, stellt sich sein eigenes Fondsportfolio zur Anlage zusammen. Dazu sollte man aber schon etwas mehr als nur Grundwissen über Fonds, Akien und Anlage haben - ein günstiges Wertpapierdepot wäre wohl auch kein Fehler.
Für 2013 könnte es ob der niedrigen Zinsenlandschaft (die uns wohl noch länger erhalten bleibt) bei den Fonds und Fondspolizzen schön langsam wieder zu kleinen Zuwächsen kommen. Auch in den Folgejahren wird man wohl mit durchschnittlichen Fondsversicherungen und Fonds (zumindest über längere Zeiträume gesehen) wieder besser aussteigen wie mit Sparbüchern, Staatsanleihen & Co.
Alles auf die "Fondskarte" zu setzen, wäre aber natürlich auch nicht ratsam.
Ad hoc-Meldung - Mai 2013