Schwache Zahlen aus China bezüglich Industrieentwicklung (der Einkaufsmanagerindex von HSBC fiel auf 49,6%) ließen die Börse in Japan heute um 7,32% purzeln (mit gleichzeitigem Rekord beim Handelsvolumen) und verbreiteten auch an den europäischen Börsen Katzenjammer.
Wiewohl der Crash beim japanischen Nikkei 225 auch sehr massiv auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen ist (der Nikkei hat sich in den letzten 12 Monaten fast verdoppelt), fürchtet nun auch die Welt einen stärkeren Konjunktureinbruch der langjährigen Konjunkturlokomotive China.
Wohl auch nicht zu unrecht - ein Lahmen der chinesischen Wirtschaft würde wohl auch die Weltkonjunktur ins Minus stürzen. Schon 2012 war das BIP-Wachstum in China mit 7,8% (eigentlich ein toller Wert für wohl alle anderen Länder) so langsam gewesen, wie vorher 13 Jahre nicht mehr - im ersten Quartal 2013 wurden aus China 7,7% BIP-Wachstum gemeldet.
"What goes up, must come down" - eine alte Weisheit aus Politik, Wirtschaft, Musik und Leben. Auch der Höhenflug China's Wirtschaft muss wohl einmal ein wenig Pause einlegen bzw. muss China wohl in Zukunft lernen, kleinere Brötchen zu backen.
Die massiven Investitionen aus dem Ausland und im Inland selbst schwächen sich ob der Finanzprobleme allerorten derzeit deutlich ab und auch die Exportwirtschaft Chinas kann nicht alljährlich zweistellig wachsen. Selbst die Binnennachfrage in China bremst sich einmal ein.
Darüber hinaus ist China auch mit dem Groll so mancher Industriestaaten der westlichen Welt konfrontiert - nicht immer spielen die Chinesen nämlich mit ungezinkten Karten:
Billige Rohstoffe und billige Arbeitskräfte sind der Hauptgrund für das massive Wirtschaftswachstums Chinas der letzten Jahre. Nebstbei gibt es in China kaum Rechte für Arbeitnehmer - so mancher Konzern nutzte diese Fakten schon zwecks Auslagerung der Produktion nach China.
Auch nach Zahlung normaler Zölle sind Waren aus China (die in Sachen Herstellung und Qualität natürlich nicht immer das gelbe von Ei sind) bei uns noch deutlich günstiger als z.B. in der EU produzierte Güter.
Das hat zwar in den letzten Jahren die Verteuerungen in manchen Branchen halbwegs in Grenzen gehalten (z.B. Elektronik, Bekleidung, Schuhe etc.), die örtliche Industrie aber deutlich getroffen. Dass sich dies so mancher Betrieb nicht gefallen lässt bzw. die Politik eingeschalten wird, darf daher nicht verwundern - schließlich wird in China oft mit ungleichen Mitteln gearbeitet...
Nun liegt ein Beschluss der EU-Kommission auf dem Tisch, dass per 5. Juli für Solarpanele aus China Strafzölle von 47% fällig sind.
Das würde die etwas billigere Ware aus China schlagartig verteuern und könnte im Gegenzug die (hart um ihre Existenz ringenden) europäischen Hersteller und Entwickler von Solarprodukten wieder konkurrenzfähig machen.
Für die derzeit ohnehin etwas eingebremste Solarbranche (z.B. werden gerade die Förderungen vielerorts zurückgedreht) wäre mit den Zöllen wieder Licht in Sicht - für die Käufer von Solarprodukten (Solaranlagen, Photovoltaikanlagen etc.) wäre allerdings bei Strafzöllen für chinesische Panele mit deutlichen Preiserhöhungen zu rechnen, was wiederum die Anzahl der neuen Photovoltaikanlagen bremsen würde.
Kommen die Strafzölle auf Panele aus China wirklich (derzeit wird kräftig verhandelt), ist China dann wohl wirklich sauer: 20 Millionen Dollar Umsatz mit Solarexporten sind selbst für den Wirtschaftsriesen nicht uninteressant...
Schon jetzt werden eigene Zölle für Exporte nach China (z.B. für die Stahlindustrie) in die Verhandlungswaage geworfen - durchaus wahrscheinlich, dass China Strafzölle in Europa mit Gegenmaßnahmen beantworten würde.
Die Weltwirtschaft würde dadurch wohl weiter eingebremst werden - ob das laufende Wachsen Chinas (mit teils unfairen Mitteln) aber ohnehin wirklich nur positiv zu beurteilen ist (abgesehen vom Machterhalt einer nach wie vor demokratiefeindlichen Regierung), darf gefragt werden.
Vielleicht kann sich ja der eine oder andere Poltiker wieder auf eine Förderung der heimischen Wirtschaft rückbesinnen - grenzenloser Handel ist zwar fein, aber man sollte allerdorts schon mit fairen Karten spielen. Was noch lange dauern kann...
Ergo: Strafzölle für China auf Solarpanele sind vielleicht derzeit sogar ein richtiger Schritt...
Nachtrag Juli: Die EU macht (wenn auch abgeschwächt) wirklich ernst und belegt chinesische Solarprodukte ab sofort und vorerst mit 11,8% Strafzoll. So China bei mutmaßlichen Exportunterstützungen bzw. Subventionen für die hiesige Solarbranche nicht nachgibt, drohen ab August gar 47,6% Zuschlag. Teurere Solaranlagen und ein kleiner Handelskrieg wären dann wohl unvermeidlich - die Politik und Diplomatie ist weiter gefragt...
Ad hoc-Meldung - Mai 2013