Der Mittwoch war ein schwarzer Tag für den Arbeitsmarkt: Durch die Pleite des Elektrohändlers Niedermeyer (Abverkauf von Freitag bis 8.6.2013) fallen ca. 300 Jobs weg und durch die Schließung von ca. 180 Filialen des Drogerie- und Lebensmittelhändlers Dayli (vormals Schlecker) suchen bald 560 Personen eine neue Arbeit.
Das endgültige Aus des 1957 von Helmut Niedermeyer gegründete Unternehmen (das Sohn Christian Niedermeyer später noch passable verkaufen konnte) erstaunt wohl niemanden mehr - die Sanierung der Kette ab 2.4.2013 ist mangels Investoreninteresse gescheitert.
Der Verkauf von Elektroartikel in viel zu kleinen (und in die Jahre gekommenen) Läden war schon vor mehreren Jahren kaum mehr mit Erfolgsaussichten gekrönt - auch der Wechsel ins Internet kam viel zu spät. Niedermeyer wird wohl kaum jemand eine Träne nachweinen - es sei denn, man holte sich schnell Batterien etc. aus der Filiale vor Ort. Aber selbst der kleine türkische Handyladen ums Eck (wovon es in Städten viele gibt) machte Niedermeyer das Leben schwer - ein Aus war wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Während Unternehmen wie DiTech die Zeichen der Zeit erkannten, rannte Niedermeyer bestenfalls Trends nach.
Wie man mit Missmanagement eine einst blühende Airline in die Abgründe führen kann, bewiesen einst auch Management und Betriebsrat bei der AUA. Die von der Lufthansa (mit Staatshilfe Österreichs) aufgefangene Airline machte so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann (z.B. die Käufe von Lauda Air) - und war darüber hinaus auch noch mit zu viel politischer Einflussnahme (z.B. über den mächtigen Betriebsrat) konfroniert.
Nur durch schwere Sparprogramme (welche wohl nur mit der Lufthansa möglich waren) und einigen Tricks (z.B. der Übergang der Kollektivverträge auf Tyrolian) könnte die AUA den Sprung in die schwarzen Zahlen bald (bzw. endlich) wieder schaffen.
Auch hier haben die Gremien (Vorstand, Aufsichtsräte plus Politik) jahrzehntelang nicht verstanden, wie tief man sinken kann.
Ein klassisches Beispiel für "Zeichen der Zeit nicht erkannt" lieferte jüngst auch der Süßwarenhersteller Niemetz (bekannt durch die Schwedenbomben).
Ein einst boomendes Unternehmen mit einem Topprodukt wurde nur noch ausgehöhlt (Liegenschaft verkauft, Maschinen alt, Marketing gleich null) - der mysteriöse Investor aus Südamerika zahlte dann (erwartungsgemäß) nicht. Die Schwedenbomben gehören nun Meinl (über eine rumänische Firma) - man darf gespannt sein, ob der Julius das besser hinkriegt.
Bei Niemetz hat Social Media (Facebook) zumindest dafür gesorgt, dass die Quote für die Gläubiger sehr hoch ausfällt - hätte man seitens Niemetz schon vor ein paar Jahren Social Media bzw. Internet gut bedient, hätte dieses Traditionsunternehmen wohl noch weiterleben können.
Während Niemetz, Niedermayer, AUA, Backhausen etc. eher durch Unerlassung bzw. durch Managementfehler bzw. falsche Richtungen ins Trudeln kamen bzw. in die Pleite schlitterten, sieht das bei Schlecker-Nachfolger Dayli durchaus anders aus.
Hier war ein Betrieb (mit zu vielen schlechten Niederlassungen mit zu wenig Artikeln) schon auf dem Boden - das Investment von Rudolf Haberleitner darf durchaus als mutig bis heldenhaft bezeichnet werden.
Der Plan von Haberleitner, Dayli in einen Nahversorger mit Sonntagsöffnung umzubauen ist schon sehr rasch am Widerstand der Politik gescheitert - auch Mitinvestor Novomatic wandte sich sehr rasch ab.
Die Schließung von 180 Filialen (mit ca. 560 Jobs) und dem Verteilerzentrum in Gröbming (Steiermark) ist nur konsequent - nur alleine damit wird Dayli aber wohl nicht in die schwarzen Zahlen kommen. Positiv sichtbare Veränderungen in den Filialen (mehr Angebot) kosten aber Geld - ein Zusatzinvestor ist wohl dringend notwendig.
Dayli ist jedenfalls viel Glück und Erfolg zu wünschen - 3.800 Mitarbeiter in Österreich (vor den nun folgenden Kündigungen) wären auch ein wenig politisches Interesse wert...
Ad hoc-Meldung - Mai 2013