Schon seit längerer Zeit schreiben Konsumentenschützer & Co. gegen den Abschluss von Lebensversicherungen an und dürften damit auch schon einige Erfolge verzeichnen: Die Abschlüsse bei Lebensversicherungen sinken in Österreich deutlich und die Einmalerläge wurden davor durch steuerliche Änderungen ohnehin ziemlich unattraktiv gemacht.
Bezieht man sich auf die Rendite von klassischen Er- und Ablebensversicherungen (die in Österreich zumeist mit "Lebensversicherungen" gemeint werden), so ist dieser Tage den Konsumentenschützern schon beizupflichten: Die voraussichtlichen Renditen von Neuverträgen sind nämlich wirklich unattraktiv.
Kein Wunder: Die Anlage der Gelder (die zumeist in sichere Anleihen innerhalb des sogenannten "Deckungsstock" der Versicherung erfolgt) ist auch für die Versicherungen schwierig geworden: Kaum wo gibt es für mittel- und längerfristige (und sichere) Staatsanleihen noch 2 bis 3 Prozent.
Das drückt natürlich auch auf die Garantiezinsen bei Lebensversicherungen - diese wurden zuletzt im Dezember auf 1,75 Prozent gesenkt. Achtung: Diese Senkung gilt natürlich nur für Neuverträge - wer einen alten (und damit besseren) Garantiezinssatz im Vertrag gesichert hat, kann sich dieser Tage noch freuen...
Ob die Versicherungen aber aufgrund vieler hochverzinster Altverträge die aktuell sehr dürren Jahre noch sehr lange aushalten können, bleibt abzwarten. Dauert die Tiefzinsperiode noch viele Jahre oder gar Jahrzehnte an, könnte so mancher Lebensversicherer gewaltig ins Trudeln kommen.
Als Sparform ist der Abschluss einer neuen Lebensversicherung (Er- und Ablebensversicherung) jedenfalls aktuell nicht wirklich anzuraten - hier ein Beispiel aus der Branche:
Mann, 33 Jahre alt, Laufzeit 20 Jahre (Endalter 53), monatlich 100 Euro Prämienzahlung.
Eigenleistung: 24.000 Euro
Versicherungssumme auf Ableben: 23.639 Euro
Versicherungssumme vertraglich garantiert: 23.639 Euro
Versicherungssumme inklusive Gewinn (Prognose lt. aktueller Werte): 29.326 Euro
Versicherungssumme, wenn Gewinn 1% höher: 32.161 Euro
Versicherungssumme, wenn Gewinn 1% niedriger: 26.807 Euro
Man kann somit schon sehr rasch erkennen: Wenn alle Stricke reißen, bekommt man sogar weniger raus, als man 20 Jahre lang einzahlt.
Und die derzeit zu erwartenden Gewinne würde man auch mit besser verzinsten Sparbüchern, Tagesgeld oder Festgeld erreichen...
Uns selbst wenn man die laufenden Beitrage im Rahmen der ArbeitnehmerInnenveranlagung (=Jahresausgleich) bzw. der Einkommensteuererklärung geltend macht (nur dann sinnvoll, wenn man die Ablaufleistung als lebenslange Rente haben möchte), halten sich die Erträge in überschaubaren Grenzen.
Während die Er- und Ablebensversicherung also zu Sparzwecken ziemlich unattraktiv geworden ist (bei kürzeren Laufzeiten sieht dies noch böser aus), bleibt deren Stellenwert als Versicherung sehr wohl vorhanden. Darauf vergessen diverse Konsumentenschützer sehr gerne...
Gerade junge Menschen mit Kindern ist der Abschluss einer Lebensversicherung durchaus anzuraten - passiert ein Unglück, erhalten die Erben zumindest die Versicherungssumme (plus Gewinnanteile).
Diese Ablebensversicherung (Risikoversicherung) im Produkt drückt zwar die Erträge der Er- und Ablebensversicherung deutlich nach unten - ist aber immer noch ein Grund, so ein Produkt abzuschließen.
Darüber hinaus kann man solche Polizzen nach einigen Jahren auch bei einer Kreditaufnahme (als Sicherheit) sehr gut verwenden.
Nachdem Er- und Ablebensversicherungen sowie auch Pensionsversicherungen (genau Infos über alle Produkte und Namen gibt es übrigens im Versicherungsbereich der Geldmarie) derzeit ziemlich schlecht verkauft werden, ist bei einigen Versicherungen im Vertrieb der klassischen Lebensversicherung schon der Rücken zugewandt worden. In Deutschland gibt es bereits Bestrebungen, den Vertrieb dieses Klassikers wegen Unrentabilität aus dem Angebot zu nehmen.
In Österreich wird dies wohl nicht so rasch geschehen - vielmehr hört man dieser Tage schon vermehrt Werbung für Fondsversicherungen bzw. auch die (schlecht) renovierte Zukunftsvorsorge. Hier erwarten sich die Versicherungen aber wohl deutlich zu viel - die Bereitschaft für Risikoanlagen ist seit der Finanzkrise (leider) absolut in den Keller gefallen und wird durch übervorsichtige Politiker auch nicht gerade gefördert...
Ad hoc-Meldung - Juni 2013