Der Wahlkampf für die Nationalratswahl 2013 (am 29.09.2013) geht nun in die heiße Phase. Kaum ein Tag vergeht, an welchem man nicht die Spitzenpolitiker im TV sehen kann - und auf Plakaten bzw. den unnötigen Dreieckständern sind diese derzeit sowiewo nicht zu übersehen.
Österreich wählt demnach Ende September wieder einmal den Nationalrat, welcher (trotz anderslautender Absichten) noch immer aus 183 Personen besteht. Die Abgeordnetenzahl bleibt somit gleich, dafür haben sich die Parteien die Parteienförderung zuletzt kräftig erhöht. In Zeiten von Sparpaketen (die wir wohl noch häufiger sehen werden) sicher "feine Reklame" für die ohnehin schon darniederliegenden Beliebtheitswerte von Politikern...
Sei's drum - folgend versucht sich die Geldmarie an einer Prognose für die Nationalratswahl 2013. Den einen oder anderen Versuch einer Begründung kann sie sich natürlich nicht verkneifen...
Bei den letzten Wahlen konnte die SPÖ unter Faymann 29,26% einfahren - ein satter Verlust von 6,1%. Die aktuellen Prognosen für die Sozialdemokraten liegen bei 26-28 Prozent, damit dürfte die SP zumindest wieder die stimmenstärkste Partei werden.
Auch wenn Werner Faymann wohl nicht als großer SP-Leader in die Geschichte eingehen wird - ob der schwachen Konkurrenz und des einfachen (aber sehr zielgruppenorientierten) Wahlkampfes (Pensionen, Arbeitsplätze...) ist zumindest der Machterhalt ziemlich gesichert. Dass der SPÖ die Stammwähler langsam wegsterben, steht auf einem anderen Blatt.
Prognose: 28%
Die Volkspartei fiel bei den letzten Wahlen gar um 8,4% auf 25,98% und war damit der große Verlierer. Von Pröll wurde zu Spindelegger gewechselt - und auch wenn sich dieser in den letzten Tagen kämpferisch gab: Es nimmt ihm keiner wirklich ab. Nur das Vorhandensein vieler Stammwähler lässt die VP noch hoffen, nicht weiter kräftig runterzuschreiben. 24-26% werden zumeist prognostiziert - für den Kanzler wird es aber wohl nicht reichen.
Ein schwacher Spindelegger und einige in Dauerkritik stehende Minister (Fekter, Bartenstein, Karl) sowie ein nichtssagender Wahlkampf werden die ÖVP wohl wieder verlieren lassen.
Prognose: 24%
Mit 17,54% konnte die FPÖ 2008 um 6,5% zulegen und wird derzeit auf 18-20% eingeschätzt.
Die FPÖ hat aktuell aber ein großes Problem: Frank Stronach. Sonst wären wohl auch 25 bis 30 Prozent kein Problem - wiewohl seitens FP zuletzt auch einige Niederlagen zu verkraften waren. Insbesondere das einstige Kernland Kärnten war ein Rohrkrepierer - aber auch andere Landtagswahlen liefen nicht sehr erfolgreich.
Der große Schwung bei der FP ist draußen, die Protestwähler haben Alternativen und die "Nächstenliebe" am Plakat nimmt man gerade Strache nicht wirklich ab. Da wäre ein klassisch böser Anti-Ausländerwahlkampf (der diesmal nur eingeschränkt abläuft) wohl erfolgreicher gewesen - denn genau darum wurde Strache auch zumeist gewählt...
Prognose: 18%
Noch mit Jörg Haider konnte man 2008 um 6,6% auf 10,70% zulegen.
Nach dem Unfalltod Haiders zerfiel die Partei recht rasch (viele traten zur FP über, manche später zum Team Stronach), der Scherbenhaufen, den Haider & Co. z.B. in Kärnten hinterließ, beschäftigt heute noch die Richter und die nächsten Jahrzehnte (siehe Hypo Alpe Adria) die heimischen Steuerzahler.
Dafür kann Josef Bucher wohl sehr wenig - der sympathische Kärnter hat aber keinesfalls das Charisma von Haider und im Hintergrund auch keine etablierten Leute. Mit der aktuellen Mitte-Position und dem "Steuern runter" alleine wird es wohl nicht einmal mehr für den Einzug in den Nationalrat reichen - das sagen auch die Prognosen, welche zumeist bei bei 2-3% liegen.
Prognose: 2%
Mit 10,43% (-0,6%) zählten die Grünen 2008 zu den Verlierern.
Eva Glawischnig & MitstreiterInnen (hier mit "I") konnten sich in den letzten Jahren da und dort mit Regierungsverantwortung schmücken und hinterlassen (sieht man von der aktuellen Diskussion um die Mariahilfer Straße ab) durchaus einen guten Eindruck.
Für wirkliche grüne Meilensteine bedarf es natürlich einer Grün-Koalition im Nationalrat - diese wird sich rechnerisch aber wohl nur mit 2 weiteren Parteien ausgehen. Auf 14-16% werden die Grünen derzeit eingeschätzt - das wären zumindest tolle Zuwächse.
Prognose: 14%
Das im Vorjahr von Austro-Kanadier Frank Stronach gegründete Team Stronach (derzeit hauptsächlich aus BZÖ-Abgeordneten schon im Parlament vertreten) wird aktuell auf 7-9% eingeschätzt.
Bei Stronach landen jede Menge Protestwähler, welche es mit Inhalten nicht so genau nehmen. Die Karriere des einst armen Steirerbuben, der als Milliardär aus Kanada zurückkehrte, ist natürlich bewundernswert - die Auftritte von Stronach haben aber eher Kabarett-Charakter. So werden kurzfristig wohl ein paar Proteststimmen nicht bei der FP landen - und in einigen Jahren ist der Stronach-Spuk im Parlament auch schon wieder vorbei.
Prognose: 7%
Die NEOS (in Gemeinschaft mit dem LIF) sind die einzige Partei (sieht man vom Team Stronach ab) außerhalb des aktuellen Nationalrats, die sich lt. Umfragen (2-3%) durchaus Hoffnung auf einen Einzug in den Nationalrat machen können.
Das Angebot in Österreichs politischer Mitte ist endenwollend - da könnte es für den äußerst erfrischend wirkenden Mathias Strolz und sein Team also noch Platz geben. Und ein Finanz- oder Wirtschaftsminister Haselsteiner (der gerade seinen STRABAG-Vorstand zurückgelegt hat) hätte durchaus einen Reiz.
Eine Partei, welche mit Mut Probleme anspricht, die auf die kommenden Generationen zukommen und die sich deutlich in der Mitte positioniert, hat die Stimme der Geldmarie schon ziemlich fix. Und wer da mit dem Todschlagargument der "verlorenen Stimme" kommt, kriegt von der Geldmarie zu hören, dass meine individuelle Stimme nie eine verlorene Stimme ist - und wenn ich der einzige wäre, der eine Partei wählt.
Optimistische Prognose: 4%
Die KPÖ wird wieder ca. 1% abholen, die Piraten wohl ebenfalls und auf die Christliche Partei, Der Wandel, EU-Austrittspartei, Männerpartei und die Sozialistische Linkspartei wird ca. ein weiteres Prozent entfallen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich nach den Wahlen wieder eine große Koalition ausgehen. Faymann bleibt damit wohl ziemlich sicher Bundeskanzler, Spindelegger dürfte als Zweiter der Wahl Geschichte sein.
Nur wenn sich eine große Koalition (die diesen Namen ja eigentlich längst nicht mehr verdient) nicht ausgehen sollte, sind die Grünen, das Team Stronach oder vielleicht auch die NEOS mit im Spiel.
Wiewohl sich die Geldmarie einen solchen "flotten Dreier" einmal gerne ansehen würde - die Wähler werden wohl (angefressen aber doch) wieder die Stagnation wählen und SPÖ und ÖVP wieder regieren lassen.
Ad hoc-Meldung - September 2013