Der Metaller-Fachverband (FMMI - Gewerkschaft für die Maschinen- und Metallverarbeitungsindustrie) pokert anlässlich der Kollektivvertragsverhandlungen für 2014 heuer besonders hart.
Hat man im Vorjahr noch eingangs 5% gefordert umd dann 3,4% (3% für die höheren Einkommen) zu kriegen, zeichnet sich 2013 trotz bereits abgehaltener Betriebsversammlungen noch immer keine Lösung ab - auch die heutige Verhandlungsrunde könnte scheitern.
Seitens Industrie werden derzeit 2% (maximal 70 Euro) Lohnerhöhung geboten (plus die Einführung eines Zeitkontos verlangt), die Arbeitnehmervertreter verlangen 3,4% (mindestens 100 Euro).
Somit liegt man nach einigen Verhandlungsrunden (und bereits unschönen Tönen anlässlich einiger Betriebsversammlungen gegenüber den Arbeitgebern) noch immer ziemlich deutlich auseinander - nach längerer Zeit drohen bei Nichteinigung sogar Streiks seitens Metaller.
Die Arbeitgeber berufen sich auf eine schleppende Konjunkturlage in der Branche, auf ohnehin schon hohe Mindestlöhne (1.636 Euro in der Metallindustrie), und auf sinkende Inflationsraten.
Die Gewerkschaften sehen wiederum die seltene Chance, sich wieder etwas deutlicher in der Bevölkerung bemerkbar zu machen und haben gerade bei den Metallern noch immer viel Unterstützung. Auch der in den letzten Jahren feststellbare Trend zur überproportionalen Erhöhung der niedrigen Lohnstufen (jüngere Arbeitnehmer) ist wohl sehr sinnvoll - die Kollektivverträge sollten hingegen im Alter deutlich flacher werden um die (zukünftig wichtiger werdende) Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern nicht zu gefährden.
Kontraproduktiv erscheint es natürlich, wenn es hier (wie im ORF gesehen) Wortmeldungen eines Arbeiters gibt, der sich im Streikfieber darüber beklagt, mit 2.000 Euro (und das war wohl Netto) sei kaum das Auslangen zu finden - auch wenn der Herr wohl einiges arbeitet: Da werden wohl viele Menschen darüber den Kopf geschüttelt haben. Und auch so manche Arbeitgeber, die wissen, dass der Aufwand dafür bei ca. 4.000 Euro plus liegt...
Wie man es mit Privilegien (oft seitens Gewerkschaft verhandelt) schafft, ein Unternehmen zu ruinieren, hat uns vor ein paar Jahren ganz deutlich die AUA gezeigt - ohne Mitgift des Staates und wilder Sanierung durch die Lufthansa wäre die AUA ob übertriebener Personalkosten längst auf dem Boden.
Traurig dabei: Die AUA ist kein heimischer Betrieb mehr und da dürfen dann auch solche "Kunststücke" wie der Betriebsübergang auf den Kollektivvertrag auf Tyrolean (gerichtlich noch nicht gegessen) nicht verwundern. Dieser Tage sollen bei der AUA wieder 230 Flugbegleiter aufgenommen werden - die Gründung einer diesbezüglichen Flugbegleiterbasis in Asien wurde angedacht. Das wäre dann wohl wirklich ein Anlass für Streiks!
Das jährliche Säbelrasseln anlässlich von Kollektivvertragsverhandlungen ist aber ziemlich unnötig und auch für alle Beteiligten störend (gerade die Gewerkschaft hat endlich ein wenig Arbeit) - mit einer automatischen Anpassung an die Inflation der letzten 12 Monate (ähnlich wie bei den Pensionen) würde sich wohl schneller verhandeln lassen. Läuft die Branche gerade gut oder schlecht, setzt man sich eben wieder an einen Tisch und legt drauf bzw. kürzt ein wenig die Inflationsrate.
In Sachen Dienstrecht bzw. Verflachung der Kollektivverträge (für die jungen Mitarbeiter höhere Anstiege, für die älteren flache Lohnkurven) kann man sich ja auch unter dem Jahr unterhalten - ein laufender (und guter) Kontakt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern ist ohnehin die einzige Chance, Wirtschaft und Industrie in Österreich die nächsten Jahrzehnte konkurrenzfähig zu erhalten. Die Herausforderungen der Zukunft liegen nämlich nicht nur bei 0,3 weniger oder 0,5% mehr - die sind schon lange in Asien zu Hause.
Nachtrag 29.10: Nachdem neue Arbeitszeitregeln aus den Verhandlungen ausgeklammert wurden, wurde dann doch noch streiklos gestaffelte 2,5% bis 3,2% erzielt.
Ad hoc-Meldung - Oktober 2013