Noch vor einer Woche kannte das französische Satiremagazin Charlie Hebdo in Österreich fast niemand. Das hat sich nach dem feigen Attentat vom 7. Jänner 2015 massiv geändert - derzeit könnte Charlie Hebdo wohl alleine in Österreich die Gesamtauflage vor dem Attentat (60.000 Exemplare Auflage) verkaufen.
Schon in den frühen Morgenstunden war die neue Ausgabe in erster Auflage (1 Mio. Stück) rasch vergriffen. Bis Samstag soll in Frankreich Nachschub kommen, ca. 3 Millionen Ausgaben der Nr. 1178 (mit dem weinenden "Je suis Charlie-Mohammed" auf dem Cover) sollen bis dahin ausgeliefert werden.
Bis Mittwoch nächster Woche sollen es dann 5 Mio. Stück sein, die in 5 Sprachen übersetzt werden und in 20 Ländern ausgeliefert werden.
Nachdem die Nachfrage in Österreich nach Charlie Hebdo vor dem Terroranschlag nicht vorhanden war, bekam der heimische Großhandel bisweilen auch keine Kontingente.
Selbst beim Auslieferer Morawa (wo man so ziemlich alles in Sachen Zeitschriften kaufen kann), ist man sich aktuell noch nicht sicher, ob man bis nächste Woche einige Exemplare aus Frankreich bekommt.
Die Nachfrage nach der neuen Ausgabe von Charlie Hebdo ist jedenfalls auch in Österreich riesig - ob aus Solidarität oder aus Neugierde oder Sensationslust, sei dahingestellt.
Die Ungeduld mancher Interessenten erzeugt schon Stilblüten - so wurden der Geldmarie schon Vorwürfe von (geistig wohl eher unflexiblen) Käufern gegenüber den armen Verkäufern im Zeitschriftenhandel gemeldet, die einer Erwähnung wert sind: "Sie zeigen mangelnde Solidarität mit den Opfern", "Sie kooperieren mit der IS und haben die Hefte versteckt", "In der EU muss das möglich sein" etc. Idioten allerorten.
Fakt ist, dass man seitens Charlie Hebdo und den Großhändlern natürlich zuerst die schon bekannten Grossisten (Großhändler) beliefert und sich erst dann der restlichen Nachfrage widmen kann. Bei einer Auflagesteigerung von 60.000 auf 5 Mio. und angesichts der schwierigen Situtation bei Charlie Hebdo wohl auch nicht weiter verwunderlich...
Möchte man dieser Tage in Österreich Charlie-Hebdo schauen, ist ein Besuch beim Online-Standard durchaus anzuraten, da wird für Nichtfranzösischkundige auch gleich brav der Schmäh übersetzt.
Krähte vor wenigen Wochen nach Charlie Hebdo noch kein Hahn, treibt die Nachfrage nach dem Comic die Preise auch für alte Ausgaben in die Höhe. Abonnenten des Magazins (die sich die Zeitschrift aufgehoben haben) könnten dieser Tage fast schon reich werden.
Aktuell wird auf Ebay die neue Ausgabe 1178 (Tout est pardonné) um 350 bis 500 Euro verkauft - hier sollte man angesichts des noch zu erwartenden Nachschubs und der hohen Auflage aber keinesfalls zuschlagen!
Preisergebnisse von den letzten Auktionen der folgenden Tage: 155, 120, 86, 263, 130, 99, 100, 100, 102 ,91, 77, 93, 75, 99, 81, 80, 101, 76, 85, 91, 100, 61, 71, 80, 82, 83, 91, 78, 78, 81, 100, 66, 45, 71 bzw. 58 Euro.
Auch in der nächsten Woche ging das Geschäft mit Charlie Hebdo für die glücklichen Besitzer solcher Raritäten (in Deutschland und in Österreich sind weiterhin keine Hefte vorrätig - die Minikontingente waren rasch vergriffen, die Vorbestellungslisten sind lang) weiter, die Preise für die Ausgabe 1178 waren aber immerhin schon im Fallen:
48, 40, 35, 48, 127, 33, 32, 37 und 33 Euro wurden z.B. am Montag dem 19.01.2015 für die jüngste Ausgabe bezahlt, am Dienstag waren es mit 39, 43, 25, 27, 30, 18, 11 und 22 schon deutlich weniger, am Mittwoch wurden 62, 77, 32, 23, 23, 30, 15, 26, 21, 19, 26 und 19 Euro bezahlt, am Donnerstag waren es mit 16, 20, 19, 26, 19, 17, 14, 18, 18, 16, 14, 20, 13, 14, 15, 14, 17, 15, 18, 11, 21, 23, 15, 28, 23, 13, 13, 17, 19, 16, 15, 15, 11, 12, 20, 24, 21 und 17 Euro schon wieder deutlich weniger. Ob des deutlich größeren Angebots via Deutschland kann man die Ausgabe demnach bald um unter 10 Euro erwerben...
Auch ältere Ausgaben erzielen Höchstpreise:
So notiert Ausgabe 1177 (vom 7.1.2015, Les predictions dumage Houellebeq - quasi die Ausgabe zum Terrorakt) 2 Tage vor Ablauf der Auktion schon bei 301 Euro und ging dann am Freitag mit 1.108 Euro an einen neuen Besitzer. 717 Euro zahlte man dann am Samstag für ein solches Exemplar.
Die Ausgabe 1057 (19.9.2012, Intouchables 2) liegt 4 Tage vor Auktionsende auch schon bei 151 Euro und wird sicher zum Klassiker bei den Sammlern.
Und Ausgabe 1011 (2.11.2011) ging um fette 209 Euro weg.
Auch das Sonderheft Charlie Hebdo Petit Jesus 01/2015 ist nun ein Renner: 96 Euro 5 Tage vor Ablauf belohnen den Verkäufer aus Deutschland für seinen Kauf von Charlie Hebdo vor dem Attentat. 126 Euro wurden heute für das gleiche Heft gezahlt - wer die alten Hefte schon in den Papiercontainer geworfen hat, muss sich in den Arsch beißen bzw. rasch zum Container eilen...
Die tatsächlichen Auktionsergebnisse werden wir hier nachreichen - ein Kauf via Ebay ist ob des aktuellen Hypes um Charlie Hebdo derzeit wohl kaum anzuraten. In ein paar Wochen bzw. Monaten erhält man die Zeitschrift mit einiger Sicherheit deutlich günstiger. Und sollten Sie trotzdem nicht widerstehen können, achten Sie zumindest auf die Seriösität des Angebotes - ein socher Hype lockt Betrüger an.
Ad hoc-Meldung - Jänner 2015