Am 29.3.2007 ging das Wiener Unternehmen Teak Holz International (kurz: THI, Büro in Linz) mit 9 Euro pro Aktie an die Börse und galt einige Jahre als interessante Anlage im Bereich der nachhaltigen Investments. Die Bezeichnung "Wachsendes Investment" ist noch immer auf der Homepage der THI zu erblicken - für Aktionäre war davon in den letzten Jahren aber nicht wirklich die Rede. Ganz im Gegenteil, Kapitalvernichtung war angesagt.
Anfangs konnte das Unternehmen mit dem Geschäftsfeld "Teakholzplantagen in Costa Rica aufforsten" noch viele Fans finden, der Kurs der Aktie stieg 2007 noch auf 10,60 Euro. Trotz guter Nachrichten lag man 2011 nur noch kurz einmal bei 6,85 Euro, ehe der Kurs dann stetig verfiel und auch in der Gesellschaft pausenlos Änderungen in der Führung durchgeführt wurden.
2010 konnte man noch eine Wandelanleihe auf 5 Jahre mit einem Volumen von immerhin 15,6 Mio. Euro (Kupon 5%) platzieren - dieser Tage kann man diese Anleihe zu Kursen von 70 bis 75% vom Nominalwert (100%) erwerben, fast schon ähnliche Kurse wie bei Griechenland-Anleihen in wilden Zeiten. Am 18.08.2015 ist diese Anleihe fällig.
Im Dezember musste dann CEO Franz Fraundorfer die Katze aus dem Sack lassen: Einerseits wurde festgestellt, dass eine genaue Inventur statt 1,3 Mio. Teakbäumen (mit denen in den Vorjahren gerechnet wurde) nur 660.000 Bäume Bestand ergab, ein Schwund von fast 50% der Bäume, andererseits meldete THI auch die Tatsache, dass das Eigenkapital der Gesellschaft das halbe Grundkapital unterschritten hat: Der Grund für das Einberufen einer außerordentlichen Hauptversammlung zum 11.2.2015 in Wien.
Ermittlungen gegen frühere Vorstände der THI sowie das Unternehmen selbst seitens Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (wegen des Verdachts auf Erstellung fehlerhafter Bilanzen) wurden inzwischen eingestellt, die Staatsanwaltschaft begründete dies damit, dass den einstigen Bewertungen umfangreiche, nachvollziehbare und nicht offensichtlich mangelhafte Gutachten zu Grunde lagen und ein Vorsatz auf Falschbewertung daher nicht nachweisbar ist.
Eine Begründung, die zwar den alten Vorstand entlastet - sehr wohl aber den Ärger vieler treuer Aktionäre noch weiter steigert.
Wohl wird sich von den Aktionären kaum jemand vorstellen können, dass sich der Baumbestand im Laufe der Zeit einfach halbiert hat - obwohl eigentlich noch gar keine Ernte (die Bäume sind alle noch in der Wachstumsphase) eingefahren wurde. Darüber hinaus gibt es ja eine seinerzeit angekaufte bzw. angepflanzte Stückzahl und Erfahrungswerte, wieviel Bäume nach der Pflanzung eingehen. Ob hier gar ein paar tausend Bäumchen ganz woanders gewachsen sind...? Lässt sich wohl aus der Ferne schwer beurteilen und kontrollieren...
Der bisherigen Kapitalvernichtung und laufenden Kosten stehen derzeit wachsende Teakbäume (wenn auch weniger als erwartet) entgegen - und ein hoher Geldbedarf im heurigen Jahr, muss man ja auch die Mitte August 2015 ablaufende Anleihe (15,8 Mio. Euro) refinanzieren.
In der Hauptversammlung am 11. Februar ist diesbezüglich insbesondere der Tagesordnungspunkt 3 interessant:
Beschlussfassung über die Zustimmung zur Veräußerung einzelner oder sämtlicher der von TEAK HOLZ INTERNATIONAL AG gehaltenen Beteiligungen und/oder der über diese Beteiligungen gehaltenen Liegenschaften, jeweils zum Teil oder zur Gänze, durch den Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrates.
In anderen Worten: Teak Holz International muss rasch Kasse machen - obwohl derzeit die Bäume noch nicht im richtigen Erntealter (da wären -dem Vernehmen nach - noch 2,3 oder ein paar Jahre länger deutlich günstiger) sind. Dass ein solcher Verkauf (ob teilweise oder gänzlich) in einer finanziellen Notsituation mit einer schlechten Verhandlungsbasis verbunden ist, versteht sich.
Infolge der schlechten Nachrichten im Dezember (halbes Grundkapital unterschritten, nur die Hälfte an Teakbäumen vorhanden) krachte der Kurs von über 2 Euro (noch im November 2014) auf bis zu 62 Cent runter, die Teak Holz International AG ist somit seit Dezember ein Pennystock, der zuletzt bei 75 Cent notierte.
Die Hauptversammlung der THI wird also sehr spannend - primär wird hier wohl das Stimmverhalten der Hauptaktionäre Hörmann Privatstiftung (19.08%) und Klaus Hennerbichler (18.98%) entscheidend sein. Beide sind Gründer der THI. Aber auch der Freefloat von fast 44% könnte interessant werden - so er nur zahlreich erscheint.
Die weitere Entwicklung der THI lässt sich nur äußerst schwer abschätzen. Gelingt es Franz Fraundorfer (so man ihn seitens Aktionären lässt), ausreichend Geld aufzustellen und einen Teil der Plantagen zu versilbern, könnte die THI durchaus noch Zukunft haben.
Natürlich ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass die Aktionäre die Abwicklung der AG beschließen und alles verkaufen lassen, was sich zu Geld machen lässt. Auch hier kann man natürlich auf einen entsprechenden Liquidationserlös spekulieren.
Spekulieren ist also leider aktuell mit der THI-Aktie angesagt - das "wachsende Investment" mit Teakholz hat sich bisweilen nicht eingestellt.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2015