Zwischen Pest und Cholera konnte man sich entscheiden: Pleite der Hypo Alpe Adria International via (unkalkulierbarer) Insolvenz (z.B. würden die Haftungen Kärnten in die Pleite führen) oder Abwicklung als staatliche "Anstalt" wie bei einigen Banken in Deutschland. Was jetzt Pest und was Cholera wäre, ist tatsächlich schwer zu beurteilen - entschieden hat sich die Politik nun jedenfalls für die Abwicklungsvariante.
Nachdem sich die heimischen Großbanken an einer Abwicklungsgesellschaft nicht beteiligen wollten (dafür gibt es wohl bald höhere Bankensteuern), wird es nun endlich traurige Gewissheit: Die Schulden der Bank übernimmt ausschließlich der Steuerzahler.
Kolportiert werden derzeit Abwicklungsverlusten von bis zu 19 Milliarden Euro - was wohl das Worst-Case-Szenario darstellen soll.
Das würde schon in den nächsten Jahren die Staatsschulden drastisch ansteigen lassen und sämtliche (ohnehin nicht ambitionierte) Sanierungsbemühungen der Regierung zunichte machen. Von derzeit ca. 74% des BIP würden die Schulden damit schlagartig auf 80% des BIP ansteigen und wohl noch die eine oder andere Steuererhöhung bzw. weitere Sparmaßnahmen notwendig machen.
Auch wenn die kolportierten 19 Milliarden hoffentlich nicht Tatsache werden - mit einem (leider längst fälligen) Schlag steigen die Schulden Österreichs rasant an.
Traurig ist primär, dass man seit der Notverstaatlichung Ende 2009 nun schon mehr als 4 Jahre ziemlich "verschissen" hat - in der Politik war verzögern und nach hinten verdrängen angesagt. Nun aber scheint der "judgement-day" gekommen und Spindelegger & Co. können das Problem (auch ob Druck seitens der EU) nicht mehr auf die lange Bank schieben.
Wenn eine einstige Regionalbank wie die Hypo Alpe Adria Group binnen weniger Jahre zur Großbank wird, welche auf dem Balkan die halbe Bankenlandschaft aufkauft, wäre eigentlich Vorsicht geboten gewesen...
Inspiriert von (anfangs) tollen Geschäften heimischer Banken im Ausland (Erste Bank Group, Bank Austria, Raiffeisen) wollte die in sehr enger Nähe zur Kärtner Landespolitik (Jörg Haider) stehende Hypo rasch groß werden.
Und wenn Regionalbanken mit Unterliganiveau in der Champions-League mitspielen wollen, endet das natürlich nicht gut: Rasch sind korrupte Politiker und wohl auch die diversen Mafia-Banden (einige Berichte deuten klar darauf hin) mit im Spiel und verdienen prächtig. Einige Zeit jedenfalls...
Viele Jahre ging das gut - Ende 2009 (da war schon längst die ebenfalls sehr wunderliche Bayern LB an Board) war aber dann Schluss mit lustig und erste Milliardenlöcher wurden ruchbar...
Wenn man dieser Tage aber von 19 Milliarden spricht, darf man sich jedenfalls fragen, wie hier die Kontrolle (auch seitens FMA) hat versagen können.
Ob nun 10 oder 19 Milliarden - teuer wird die Hypo Alpe Adria International (die Hypo in Kärnten wurde übrigens schon verkauft und leidet wohl noch lange unter den Negativschlagzeilen der einstigen Mutter) jedenfalls.
Steuerreformen kann man wohl langjährig vergessen, weitere Belastungen und Einsparungen sind abzusehen. Das Nulldefizit rückt in weite Ferne...
Wo wir uns dafür bedanken dürfen, können Sie sich folgend aussuchen: Danke dem alten Hypo-Management, Danke Jörg, Danke FPÖ, Danke BZÖ, Danke FPK, Danke ÖVP, Danke FMA! Mehrfachlösungen möglich.
Ad hoc-Meldung - Feburar 2014