In vielen Teilen Österreich gibt es -ungewöhnlich für die Jahreszeit- derzeit eine extreme Dürre. Hohe Temperaturen, viel Sonnenschein und kaum Regen lassen viele Berufsstände auf baldigen Regen hoffen - bleibt dieser weiter aus, könnte das nämlich viel Geld kosten.
Speziell an der Alpennordseite (Oberösterreich) sowie im Osten Österreich hat es diesen Winter so wenig geregnet, wie schon lange nicht mehr.
Einige Beispiele: In Wien liegt die Durchschnittstemperatur 2014 bisher bei 5,9 Grad (sonst im Schnitt 3,2 Grad), die Sonnenscheindauer bei 385 (326) Stunden und die Niederschlagsmenge bei 42 mm pro m2 (136 mm). Damit liegt man derzeit bezüglich Regen sogar unter den historischen Tiefstwerten - Aufzeichnungen, die immerhin seit 142 Jahren getätigt werden.
Ähnlich warm war es heuer in St. Pölten (5,1 Grad gegenüber 2,1 im Durchschnitt) - auch der Niederschlag fiel mit ebenfalls 42 mm pro m2 sehr bescheiden aus. Selbiges ist in Linz zu beobachten: 6 Grad Durchschnittstemperatur (normal: 2,6 Grad) bei einer Regenmenge von 61 mm gegenüber 196 mm im Schnitt.
Regen in Salzburg: 129 mm statt 205 mm, Regen in Bregenz: 203 gegenüber 247 mm.
Deutlich mehr geregnet hat es heuer bisher im Süden Österreichs: Graz zählte diesbezüglich bisher 141 mm (zu 94 mm im Schnitt) und in Klagenfurt sind gar fette 335 (zu 112 mm) Niederschlag gefallen. Kärnten war und ist diesen Winter ja auch das heimische "Schneeloch", was sich im Wintertourismus sicher nicht negativ auswirken wird...
So sehr sich die Privaten über die niedrigen Heizkosten des vergangenen Winters freuen können, Sonnenhungrige nach den Wintermonaten aufblühen, die Hobbygärtner schon begeistert seit Wochen im Boden wühlen, die Baumärkte (Baumax!!) sich über gute Geschäfte freuen und auch so mancher Tourismusort sich über die Sonnenstunden freut (Der Graben und die Kärntner Straße sind zur Zeit schon übervoll - die Gastgärten prall gefüllt) - in vielerlei Hinsicht ist die vorherrschende Dürre auch teuer und unangenehm:
Ganz stark betroffen sind derzeit die Bauern und Gärtner: Trockene Felder machen z.B. schon der Wintergerste bzw. dem Winterweizen grobe Probleme. Ernteausfälle sind hier nicht unwahrscheinlich - es sei denn, es regnet bald und ausgiebig. Besonders die Kornkammern Marchfeld, Weinviertel oder Mostviertel sind von der Dürre stark betroffen. Eine Bewässerung der großen Felder ist (lt. Rücksprache mit einem Bauern) kaum zu schaffen.
Die Gärtner hingegen gießen Salat & Co. auf den Freifeldern schon seit März, höhere Kosten durch die Bewässerung (die oft auch mittels Dieselmotoren durchgeführt wird) sind natürlich dann im Geschäft auch zu erwarten...
Die Viehbauern klagen dagegen über das nur sehr spärlich wachsende Gras, welches für die Fütterung der Rinder (Kühe) sehr wichtig ist - gibt es hier nicht genug Gras, muss teuer zugekauft bzw. alternativ zugefüttert werden. Auch das könnte Milch und Butter etwas verteuern.
Hält die Dürre weiter an, werden auch die landwirtschaftlichen Versicherungen kräftig blechen müssen - was sich früher oder später natürlich wieder in höheren Prämien auswirken wird.
Auch so mancher Privathaushalt macht sich Sorgen: Einerseits musste schon im März (in welchem häufig noch Schnee liegt) ab und an gegossen werden (was auch Energie und Zeit kostet), andererseits könnte so mancher Brunnen heuer austrocknen.
Die meisten Skigebiete in schneearmen Regionen müssen übrigens auch auf das sonst sehr lukrative Ostergeschäft verzichten - oft hilft hier nicht einmal mehr eine Schneekanone, es ist einfach zu warm. Dass sich der Städtetourismus über das besonders schöne Wetter sehr freut, ist die andere Seite der Medaille.
Auch die Schifffahrt auf der Donau könnte bei weiter anhaltender Dürre bald nur noch eingeschränkt funktionieren.
Schon die Ergebnisse des 1. Quartals 2014 werden für viele Energiegesellschaften mit Stromproduktion aus Wasserkraft (ausgenommen wohl die KELAG) ziemlich trocken ausfallen:
Die sonst recht ertragreiche Produktion aus Laufkraftwerken wird deutlich geringer ausfallen als im langjährigen Schnitt. Im Frühling drehen sich die Turbinen im Normalfall durch die Schneeschmelze und den Regen besonders kräftig. 2014 ist dem eindeutig nicht so:
Sieht man sich z.B. den Pegelstand der Donau in Korneuburg an, liegt dieser seit Jahresbeginn konstat zwischen 190 und 250 cm - Niederwasser. Erst bei 300 cm wäre Mittelwasser erreicht - davon ist man auch aktuell (221 cm) weit entfernt.
Vielmehr lag man heuer schon sehr oft knapp am sogenannten "Regulierungsniederwasser" RNW 2010, welches bei 190 cm liegt. Dauertiefststände in der Donau und wenig Ertrag von den Donaukraftwerken.
Auf den Bergen in den wichtigen Regionen liegt ob der hohen Temperaturen auch nicht mehr viel Schnee - somit ist diesbezüglich für den Rest des Sommers und des Herbtes auch nicht wirklich mit viel Wassernachschub zu rechnen. Helfen könnte demnach nur Niederschlag von ganz oben!
Auf die Bilanzen so mancher Energieversorger mit viel Wasserkraftanteil kann man schon gespannt sein - sinkende Strommarktpreise werden diese ziemlich "verhageln". Regen wäre z.B. der EVN oder dem Verbund wohl deutlich lieber...
Und noch eine negative Auswirkung: Die Stromimporte Österreichs werden 2014 wohl deutlich höher ausfallen (so nicht noch ein Regenwunder geschieht) - den starken Verlust bei der Eigenerzeugung durch Wasserkraft können auch die Alternativenergien (Wind, Photovoltaik, Biogas etc.) nicht kompensieren.
Vielleicht ja dann auch ein Hinweis für den Herrn Wirtschaftsminister, bei den Alternativenergien dranzubleiben - die positiven Auswirkungen auf den Strommarkt hat die Geldmarie ja jüngst dargelegt, den Rest erklären gerade Dürre, Russland und die Ukraine.
Ad hoc-Meldung - April 2014