An allen Ecken und Enden wird derzeit an der Energiewende gebastelt - teilweise durchaus mit Erfolg. Während die Ökounternehmen boomen, müssen die alten Landesversorger hingegen so manche Schramme hinnehmen. Und tun so manches dazu, dass diese größer wird...
Der Geldmarie ist gerade die neue Stromrechnung der Wien Energie ins Haus geflattert: Ein Guthaben war nach dem milden Winter 2013/2014 unvermeidlich, die Photovoltaikanlage auf dem Dach hat zusätzlich geholfen, die Energiekosten flach zu halten. Trotz Preissenkung ist der durchschnittliche Preis für 1 Kilowatt Strom allerdings von 0,1756 Euro auf 0,1834 Euro gestiegen - primär den höheren Kosten für Netzkosten, Steuern und Ökoabgaben geschuldet.
Etwas höhere Abgaben für Ökostrom würde die Geldmarie angesichts der gerade stattfindenden Gasgespräche zwischen der Ukraine und Russland gerne zahlen - bei einem Strommix mit 41% Erdgas für das vergangene Jahr auf der Rechnung der Geldmarie sollte man aber schon ein wenig ins Grübeln kommen...
268 Mio. Euro Verlust weist der Lokalversorger Wien Energie für 2013 aus - primär wegen Wertberichtigungen für die thermische Produktion, welche Wien Energie derzeit ziemlich teuer kommt. Auch das Aus der (mutigen) Geothermie Aspern/Essling (zur Versorgung der Seestadt Aspern) im Vorjahr kostete viele Millionen - darf man aber der Wien Energie nicht wirklich negativ anrechnen.
Schon etwas seltsamer mutet da die aktuelle Kampagne der Wien Energie in Sachen BürgerInnen Kraftwerke an: Plakate und sonstige Werbeeinschaltungen für ein an und für sich bisweilen sehr erfolgreiches Projekt (Bürgerbeteiligung an Solaranlagen in und um Wien) sind wohl ziemlich sinnlos, wenn man unter dem Menüpunkt "Mitmachen" folgendermaßen informiert wird: "Zur Zeit ist alles ausverkauft". Naja - sehr sinnvolle Werbung, immerhin funktioniert ja die Anmeldung zum Newsletter...
Deutlich positiver ist die Möglichkeit zu flexiblen Tarifen zu sehen, welche derzeit viele Stromanbieter (voran auch die Wien Energie) anbieten: Floatende Strompreise, welche sich an die Marktpreise anpassen und derzeit (ob sehr niedriger Preise) deutlich günstiger sind als die normalen Tarife. Solche Floater können natürlich auch einmal negativ drehen - in Summe dürfte man damit aber langfristig günstiger kommen und die Stromanbieter ersparen sich auch ein wenig das Absichern der Preise...
Auch die oekostrom AG bietet übrigens nunmehr schon einen Floating-Tarif an - "oekostrom Flex" ist der Produktname.
Sie überlegen zwecks Steigerung der Unabhängigkeit von Putin & Co. den Kauf einer Photovoltaikanlage? Nur zu! Die Preise für die Photovoltaikmodule sind massiv gesunken - Anbieter aus China haben trotz Androhung von Strafzöllen die Preise in Europa kräftig reduziert (teilweise mit illegalen Methoden wie Draufgaben etc.) und machen Photovoltaik auch für Private schon fast zum Muss!
Die Investitionsförderungen für Solarstrom wurden in den letzten Jahren zurecht deutlich reduziert und könnten dieser Tage eigentlich schön langsam auslaufen - wiewohl ein paar Euro für private Haushalte (bei einfacherer Abwicklung der Förderansuchen) weiterhin sicher Anreiz bieten und in die richtige Richtung weisen.
Größere Anlagen rechnen sich schon länger (natürlich auch erst nach einigen Jahren) - in vielen heimischen Stromunternehmen und Startups rauchen derzeit die Köpfe, wie man größere Anlagen umsetzen kann. Bauordnung und Bürokratie sind hier schon jetzt gefragt!
Die Landesversorger haben das auch schon lange entdeckt und bieten Bürgerbeteiligungen an Photovoltaikanlagen an, welche (wie eingangs erwähnt) sehr rasch ausverkauft sind. Niedrige Zinsen und positiver Rückenwind für die Alternativenergiebranche tragen eindeutig dazu bei, dass viele Menschen Geld in Solarstrom investieren. Vorsicht hier aber jedenfalls vor nicht klaren Projekten - die Insolvenz von Prokon in Deutschland sollte hier Warnung genug sein!
Die Realpolitik hat die Grünen in Wien eingeholt - folgende Zeilen einer aktuellen Presseaussendung wären mit Grünen auf der Oppositionsbank wohl kaum zu lesen gewesen:
"Unbeschadet vieler dafür notwendiger Maßnahmen ist aus Wiener Sicht auch die Förderung von Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) aus
Gründen des Klimaschutzes und der Energieeffizienz - vorübergehend - sinnvoll und notwendig", erklärt Wiens Vizebürgermeisterin Maria
Vassilakou. "Fossile Stromerzeugung ist und bleibt aus Grüner Sicht eine Übergangstechnologie. Unser Ziel in Wien lautet bis 2050 nur
mehr erneuerbare Energieträger einzusetzen. Das haben wir auch in der Smart City Strategie festgeschrieben." Bis dahin werde Wien fossile
Stromerzeugung haben und diese sollte in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen erfolgen. Dabei wird Strom und Fernwärme erzeugt. Das erhöht die
Brennstoffausnutzung und die Energieeffizienz. Die Förderung von Gas-KWKs versetzt die Betreiber (Wien Energie) in
die Lage die Fernwärmeversorgung aufrecht zu erhalten und auszubauen. Ein Stopp des Fernwärmeausbaus würde - besonders in rasch wachsenden
Städten wie Wien - de facto die Erdgasversorgung (ohne gleichzeitige Stromproduktion) pushen. Damit würden - trotz des Einsatzes von
Solar- und Wärmepumpenanlagen, deren Beitrag aber in hochverdichteten Siedlungen Grenzen hat - die CO2-Emissionen im Vergleich zur
Fernwärmeversorgung, steigen. Fernwärme aus Erdgas-KWK reduziert den Erdgaseinsatz für Raumwärme.
Gleichzeitig müssen die Fernwärmesysteme auch auf zukünftige Entwicklungen hin optimiert werden. Werden die Fernwärmebetreiber
finanziell unterstützt, ist das möglich. Das bedeutet eine Diversifizierung der Fernwärmeerzeugung durch Erschließung weiterer
erneuerbarer Quellen (z.B. Geothermie, Abwärme, Solar, Biomasse), die Einbindung von Speichern und Verbrauchern im Fernwärmenetz, die
Schwankungen im Aufkommen erneuerbarer Energien ausgleichen können.
Der Energiesprecher der Wiener Grünen, Christoph Chorherr betont, dass es wichtig ist, dass Gas-KWKs im städtischen Raum gefördert
werden und damit gegenüber fossilen Kraftwerken ohne KWK CO2 eingespart wird. "Gas-KWKs sind eine Übergangstechnologie auf dem Weg
zur vollständigen Versorgung mit erneuerbarer Energie. Sie sind eine wesentlich bessere Technologie als Kohlekraftwerke. Durch ihre
Förderung kann die aktuelle Renaissance der Kohlestromerzeugung angehalten werden."
Presseaussendung Ende - lassen Sie sich diese Zeilen auf der Zunge zergehen. Ob da jetzt ein paar Grüne froh wären, wenn es das Kraftwerk Hainburg geben würde...jaja, eine provokante These, welche man aber wirken lassen sollte...
Tagtäglich erhält die Geldmarie News bezüglich neuer Tankstellen für Elektromobilität. Mit dem (vorläufigen) Boom neuer E-Cars aus Germany im Jahr 2014 bekommt das schon fast todgesagte Elektroauto wieder Saft.
Einen deutlichen Schritt voran präsentiert nächste Woche der niederösterreichische Windkraftbetrieber W.E.B Windenergie: Eine Schnelllade-Station auf einer Autobahnraststätte.
Die Raststätte Kaiserrast in Stockerau (an der A22, Stockerau Ost) wird mit einer Schnellladestation ausgestattet, welche für alle Steckertypen bzw. Automodelle geeignet ist!
Eine kleine Revolution am E-Car-Sektor und ein großer Schritt zur Reichweitenverlängerung der diesbezüglich noch eher schwächelnden Sparte E-Auto. Intelligenterweise eröffnet man diese Station auch in Wien-Nähe - das erlaubt den Städtern mit E-Car schon bald deutlich weitere Ausflüge.
In Summe: Es tut sich was - und das ist gut so!
Ad hoc-Meldung - Juni 2014Geldmarie-Linktipp: