Die Verhandlungen zwischen dem russischen Gasversorger Gazprom und dem ukrainischen Pendant Naftogas sind (nach einigen Anläufen) vorerst einmal gescheitert und der russische Bär hat heute der Ukraine das Gas abgedreht. Transitgas für den europäischen Markt soll aber weiterhin durch die Ukraine fließen.
Um die Bezahlung von 1,95 Mrd. Euro Schulden seitens Naftogas ging es bei den zuletzt geführten Verhandlungen - vielmehr steckt aber hinter den von EU-Energie-Kommissar begleiteten Verhandlungen auch ein schweres Politikum: Immerhin hat Russland gerade der Ukraine die Krim "gefladert" und unterstützt auch die aufständischen Kämpfer in der Ostukraine massiv.
Da sind Kompromisse an der Nebenfront Gas natürlich sehr schwer zu finden - auch hier resultieren die unterschiedlichen Ansätze aus politischen Ereignissen der Vergangenheit: Zahlte die Ukraine unter dem Pro-russischen Präsidenten Janukowitsch noch einen Spottpreis für Gaslieferungen aus Russland, so knallte man seitens Russland den Gaspreis ab April in solche Höhen, die nicht einmal in Europa für Gas gezahlt werden müssen.
Über das Scheitern der Gespräche darf man sich also nicht wirklich wundern - erst jüngst hat der Außenminister der Ukraine Putin als Arschloch bezeichnet. Keine gute Basis für diplomatische Lösungen in allen Bereichen...
Ob eines recht warmen Winters in vielen Teilen Europas und auch des sich schon länger anbahnenden Lieferstopp für die Ukraine sind die meisten Gaslager in Europa recht gut befüllt.
Einerseits hat man aus den Lieferausfällen im Jahr 2009 (ebenfalls Gasstreit Ukraine-Russland) schon ein wenig gelernt und hat die Lagerkapazitäten erweitert, andererseits kann man in vielen Ländern nun auch Gas in mehrere Richtungen liefern - ist also nicht mehr derart massiv auf Gas aus Russland (via Ukraine) angewiesen.
Selbst die sehr gasabhängige Ukraine kann wohl den Sommer selbst aus den hiesigen Gaslagern bestreiten - ab Herbst könnte es dann aber heikel werden. Hat die Ukraine dann zu wenig Gas, könnte man ja auf die Idee kommen, das Transitgas für Europa abzuzweigen...
In Österreich muss man sich wohl derzeit aber noch keine großen Sorgen machen - auch hier sind die Gaslager schon wieder recht gut befüllt (ca. 65% der Kapazität) und man könnte die nächsten 8 Monate problemlos ohne "Ukraine-Gas" überstehen.
Und sind die Russen nicht völlig geistesgestört (der Imageschaden für Gas ist ohnehin schon jetzt wieder angerichtet), setzt man sich bald wieder an den Verhandlungstisch und macht der Ukraine früher oder später ein faireres Angebot.
Öl- und Gaspreis haben jedenfalls zuletzt schon deutlich angeschoben (wie man auch an den Tankstellen schon bemerkt) - die Argumente für den Ausstieg aus nichterneuerbaren Energieträgern werden wohl in den nächsten Wochen bzw. Monaten wieder öfter zu hören sein...
Bis man von Putin, Irak, Iran, Libyen, Kuwait, Saudis & Co. aber unabhängig wird, ist noch ein sehr weiter Weg. Leider.
Ad hoc-Meldung - Juni 2014