Nach Facebook und Twitter steht nun wieder ein Mega-Börsengang an der New Yorker Börse an: Der chinesische Internet-Händler Alibaba wagt den Gang an die Wallstreet und wird mit wohl über 320 Mio. Aktien (die schon nach wenigen Tagen mehrfach überzeichnet waren, eine Mehrzuteilungsoption wird wohl schlagend werden) den größten Börsegang aller Zeiten (+24 Mrd. Euro) hinlegen und damit sogar Facebook in den Schatten stellen.
Die Alibaba Group, die 85% des chinesischen Onlinehandels dominiert, hat ca. 22.000 Mitarbeiter, der Gründer Jack Ma dürfte sich politisch sehr brav angepasst haben und Alibaba versucht nun auch über die Grenzen Chinas fett ins Geschäft zu kommen.
Über fette Erlöse dürfte sich auch Yahoo freuen - das Unternehmen, welches selber schon seit vielen Jahren nichts mehr wirklich auf die Reihe kriegt und von Google an die Wand gedrückt wurde, hat immerhin über 22% Anteile an Alibaba.
Die Begeisterung der Geldmarie über Alibaba hält sich allerdings in Grenzen: Wiewohl der Internethändler (der sich mit den Angeboten eher an den Großhandel wendet) expandieren möchte (in China hat man ohnehin schon die Dominanz), ist scheinbar noch ziemlich Unprofessionalität am Werk: Sieht man sich z.B. den Ableger von Alibaba für den deutschen Sprachraum an, so ist das peinlich: Klein- und Großschreibung, Rechtschreibung, Übersetzung, Struktur etc. - da muss man wohl noch einige Arbeitsgruppen gründen...
Und doch könnte Alibaba früher oder später zum neuen Einkaufsort für Großhändler werden - der Börsengang in New York bringt natürlich auch einige Reklame für sich und wird so manchen Einkäufer auf Alibaba stöbern lassen. Achtung: Oft treiben sich dort aber auch noch unzuverlässige Verkäufer herum - tasten Sie sich betragsmäßig nur sehr vorsichtig in die Materie, sodass sie nicht Opfer von "Alibaba und die 40.000 Räuber" werden (Frei nach "Tausendundeine Nach").
In Summe: Alibaba wird wohl international nicht sehr rasch abheben, national scheint die Monopolstellung im wachsenden Markt aber noch lange gesichert - daher auch wohl keine wirkliche Risikoaktie, die man an schwächeren Tagen (die nach dem Boom kommen werden) sicher langfristig kaufen kann. Mit Alibaba macht China nämlich wieder ein Tor weit auf...
Schon am 18.09. (Donnerstag) wird der Ausgabepreis (wohl 66 Dollar) bekanntgegeben, am 19.09 folgt dann die Erstnotiz in New York.
Nachtrag: Nach Erhöhung der Spanne für den Ausgabepreis (ob enormer Nachfrage) liegt dieser bei 68 Dollar/Aktie, werden alle Zeichnungsrechte ausgeübt, sind die 25 Mrd. Volumen neuer Rekord.
Nachtrag 19.09.: Im Gegensatz zu Facebook hat der Börsengang reibungslos funktioniert und Alibaba schoss die ersten Stunden kräftig hoch. Gegen 17.30h lag der Kurs in Dollar bei 91 bis 92 Dollar, in Euro bei 71 bis 73 Euro - ein furioser Start, dem wohl noch Korrekturen folgen...
Bis 99 Dollar ging der Run dann am ersten Börsentag noch weiter, ehe die Aktie ob toller Gewinnmitnahmen nach unten korrigierte und mit respektablen 93,89 Dollar aus dem Handel ging.
Glaubt man den Medienberichten, tut sich auch in Deutschland schon sehr bald einiges in Sachen "IT-Börsengang".
Angeblich steht das Onlineversandhaus für Mode und Schuhe "Zalando" schon in den Startlöchern und möchte sich ab 1.10. ca. 750 Mio. Euro für die weitere Expansion holen. Nachtrag: Tatsache: 18 bis 22,50 Euro sollen bis zu 28,1 Mio. Aktien kosten, Zeichnungsfrist ist bis 29.09.
Nachtrag 30.09: Die Aktien werden zu 21,50 Euro ausgegeben, die Nachfrage war sehr gut. Gestartet wurde dann mit ca. 24 Euro, es sollte dann jedoch schon die ersten Gewinnmitnahmen folgen und man ging fast zum Ausgabepreis aus dem ersten Handelstag. Zum Start des 2. Handelstages (2.10) konnte man Zalando-Aktien sogar schon deutlich unter dem Ausgabepreis erwerben.
Das erst 2008 gegründete Unternehmen sich in den letzten Jahren mit massiver (und auffälliger) Werbung zu einem wirklichen Player im Onlinehandel entwickelt und konnte 2013 schon 1,8 Milliarden Euro umsetzen.
Im 2. Quartal 2014 schrieb man dann erstmals schwarze Zahlen (außerhalb des Weihnachtsgeschäfts) und möchte nun mit ca. 10% des Unternehmens an die Börse. Durch die Kapitalerhöhung sollen sich die Anteile nicht verschieben - 37% hält aktuell die Risikokapitalgesellschaft AB Kinnevik, 18% der Global Founders Fond (die Samwer-Brüder) und noch ein paar Investoren sind mit an Board von Zalando.
Der Börsengang kommt natürlich nicht von ungefähr - nach den fetten Zuwachsraten wird es bei Zalando die nächsten Jahre wohl ein wenig ruhiger zugehen. Ob sich ein Investment lohnt, werden primär einmal die Emissionskurse zeigen und wird sich dann auch erst in den Folgejahren zeigen. Zalando hat sich jedenfalls einmal in Sachen Kleidung und Mode einen Namen gemacht und den klassischen Versandhäusern gezeigt, wie es gehen kann...
Last, but not least, noch ein hochinteressanter Börsengang, der dieser Tage oft kolportiert wird: Rocket Internet aus Deutschland.
Rocket Internet ist ein 2007 von den "berühmt-berüchtigten" Samwer-Brüdern (Marc, Oliver und Alexander) gegründetes Internetunternehmen, welches sich an einer Vielzahl von Internetunternehmen ("Start-ups") beteiligt.
Das Geschäftsprinzip in vereinfachter Form: In interessante Start-Ups investieren, gut gehende internationale Konzepte kopieren bzw. besser machen (so z.B. das durchaus geniale Social-Lending-Portal Lendico, von dem die Geldmarie schon mehrfach berichtet hat) und dann auch ab und an ein gut entwickeltes Unternehmen verkaufen.
54% des Unternehmens gehört auch hier den Samwer-Brüdern (die noch 18% an Zalando halten) - wird der Börsengang von Zalando ein Erfolg, steht wohl bald auch der von Rocket Internet an.
Wiewohl die Geldmarie noch keinen Ausgabepreis kennt: Für Zocker ist das eine sehr heiße Aktie, die Berliner Burschen verstehen nämlich durchaus ihr Geschäft...
Nachtrag 1.10.2014: 32,9 Mio. (+4,9 Mio. Mehrzuteilungsoption) neue Aktien bringt Rocket Internet zum Preis von 35,50 bis 42,50 Euro an die Börse, 1,2 bis 1,6 Milliarden sammelt die IT-Rakete damit sicher ein. Ab 2.10.2014 notiert Rocket Internet im Entry Standard, der Ausgabepreis beträgt 42,50 Euro. Die Erstnotizen lagen sogar klar unter dem Ausgabepreis - im frühen Handel fiel Rocket Internet sogar unter 40 Euro.
Ob Alibaba, Zalando oder Rocket Internet - bei allen 3 Aktien ist wohl das Prinzip Hoffnung nicht unwesentlich, erst die Zeit wird mehr Aufschluss über diese 3 hochinteressante Aktien geben.
Ad hoc-Meldung - September 2014