69.600 GWh (Gigawattstunden) wurden 2013 in Österreich verbraucht - ein kleines Plus von 0,5% zu 2012. Auch 2014 werden die verbrauchten Strommengen in Österreich wieder steigen - und auch die Nettoimporte von Strom werden weiter stark steigen!
Das einstige Stromexportland Österreich fällt nämlich bei der Strombilanz immer deutlicher ins Minus. So wurden im Vorjahr in Österreich insgesamt 67.700 GWH produziert (wovon natürlich einiges exportiert wurde) - ein sattes Minus von 6% gegenüber 2012.
In Summe 7.300 GWh Nettoimporte (Importe minus Exporte) wurden 2013 für Österreich verzeichnet - nicht nur bei Gas und Öl nimmt die Energieabhängigkeit Österreichs deutlich zu.
Im 1. Halbjahr 2014 legten ob Wassermangels die Stromimporte weiter kräftig zu - und trotz derzeit wieder besserer Wasserführung in Österreich werden im 2. Halbjahr 2014 die Stromimporte wieder ansteigen. Insbesondere, da im Winter sowieso schon lange und kräftig Energie importiert wird.
Auch wenn die alternativen Energieformen (Windkraft, Photovoltaik) in Österreich weiter boomen - das Einstellen bzw. Einmotten so mancher thermischer Kraftwerke (primär seitens Verbund) mangels Rentabilität, die wenigen Genehmigungen von neuen Wasserkraftwerken und die billigen Einkaufsmöglichkeiten bei überschüssigem Strom aus Deutschland und Tschechien bringen Österreich immer mehr in Abhängigkeit von internationalen Stromlieferungen.
Windkraft und Photovoltaik alleine können (auch ob weiterhin steigendem Strombedarf) diese Negativspirale nicht stoppen - nur größere Wasserkraftwerke (Pumpspeicher-, Speicher- oder Laufkraftwerke) könnten die Abhängigkeit in Zukunft wieder reduzieren.
Derzeit verlässt man sich lieber auf billigen Strom aus Kohle bzw. auch auf jede Menge Atomstrom aus dem Ausland, dessen Existenz im Strommix man mit Presseaussendungen wie "100% Grünstrom für die Haushalte" vergessen lassen will. Dazu kommt auch noch das "Grünwaschen" von Unmengen an Graustrom, was via Zertifikatezukauf (extrem billig) eine leichte Übung ist.
Durch einen Beitrag von oekostrom-Vorstand Horst Ebner auf oekonews.at stieß die Geldmarie jüngst auf einen sehr interessanten Link: Die APG (Austrian Power Grid) ist Übertragungsnetzbetreiber und stellt auf der Homepage (siehe Linktipp) laufend interessante und aktuelle Statistiken zum Thema Strom zur Verfügung.
So kann man Tag für Tag die grenzüberschreitenden Lastflüsse (Importe/Exporte) von Strom beobachten - und dabei kriegt man auf Dauer ein eher ungutes Gefühl...
Während die Lastflüsse nach Slowenien, Ungarn, Italien bzw. in die Schweiz in der Regel zugunsten Österreichs ausfallen (besonders in die Schweiz fließt viel heimischer Strom), sieht das bei Deutschland schon eher ausgeglichen bis negativ aus. Worüber man sich aber noch nicht wirklich aufregen muss - schließlich produziert Deutschland untertags viel Ökostrom, der dann oft auch in heimischen Pumpspeicherkraftwerken landet.
Wirklich grauslich wird es dann aber bei Tschechien! Tschechien ist ja nun nicht wirklich für seine Wasserkraftwerke bekannt - vielmehr ist Strom aus Tschechien eher mit Atomstrom (Temelin, Dukovany) punziert - und genau aus dieser Richtung fließen Viertelstunde für Viertelstunde von 500 MWh bis über 2.000 MWh. Anzumerken gilt es hier fairerweise natürlich (Danke für den Hinweis an sedl.at und auch an die APG), dass darin auch jede Menge Transitstrom (z.B. aus Polen oder dem Norden Deutschlands via Windstrom) inkludiert ist, aber:
Hochspannungsleitung 1 aus Tschechien liefert Strom Strom ins Weinviertel bis ins Tullnerfeld - und kommt beim Atomkraftwerk Dukovany vorbei. Die 2. Hochspannungsleitung aus Tschechien bringt Energie ins östliche Weinviertel bis zum Umspannwerk Bisamwerk (vor Wien) - und liefert wohl ebenfalls wohl nicht ausschließlich Ökostrom. Sehr vorsichtig formuliert...
Und gerade die Stromimporte aus Tschechien steigen massiv an: Waren es im Vorjahr noch 10.510 GWh Strom aus Tschechien, lag dieser Wert zum Halbjahr schon bei 6.325 GWH - im Halbjahresvergleich 2013-2014 ein Zuwachs von satten 47%.
Die Jubelmeldungen bezüglich Ökostrom kann sich die heimische Politik also sparen - vielmehr gilt es, auch hierzulande den Netzausbau bzw. den Bau von neuen Kraftwerken wieder zu forcieren. Dauerhaft sollte man sich nämlich nicht auf die derzeit billigen Stromimporte verlassen - sonst droht nämlich früher oder später tatsächlich das "Blackout" für Österreich.
Ad hoc-Meldung - September 2014Geldmarie-Linktipp: