Jüngst hat die deutsche Commerzbank angekündigt, ab Dezember für Einlagen von größeren Unternehmen leichte Strafzinsen bzw. Negativzinsen verrechnen zu wollen. Nachdem schon die Skatbank für Einlagen ab 500.000 Euro seit einiger Zeit 0,25% Negativzinsen verlangt und auch die DZ Privatbank 0,25% p.a. von Guthaben institutioneller Kunden verrechnet, war die neue Schlagzeile der Medien klar: "Negativzinsen auch bald für den kleinen Sparer".
Nun ja - Medien funktionieren eben so. Und nachdem man derzeit in Europa kaum irgendwo Pflänchen einer nachhaltigen Konjunkturerholung erblickt (eher das Gegenteil ist der Fall) und viele (wie auch die Geldmarie) schon eine sehr lange Niedrigzinsphase (in welcher wir ohnehin schon ein paar Jahre stecken) voraussagen, darf man derartige Schlagzeilen auch gar nicht wirklich verurteilen.
Tatsache ist allerdings: Von Negativzinsen für kleine Spareinlagen sind wir doch noch ziemlich weit weg!
Warum viele Banken derzeit nicht sonderlich an Einlagen interessiert sind, ist leicht erklärt: Viele europäische Banken haben in Zeiten des EZB-Stresstests und von Basel III kräftig die Bilanzen ausgeputzt und sind in der Kreditvergabe äußerst selektiv (bzw. übervorsichtig) unterwegs.
Benötigt man kurzfristiges Geld (und nur dieses wird in Deutschland von großen Firmen bzw. Institutionen mit Negativzinsen belegt), holt man sich dieses lieber fast gratis von der EZB, welche übrigens für kurzfristige Einlagen bei der EZB selbst schon 0,2% Negativzinsen verlangt.
Die Gelder von Sparern (insbesondere Festgeld bzw. Kapitalsparbücher & Co.) sind aber zur mittelfristigen Finanzierung nach wie vor unentbehrlich - wiewohl eben dafür ob der niedrigen Zinslandschaft nur noch zwischen 0,01 und 2% geboten werden kann. Verleiht man dieses Geld aber zu 2,5% (billiger Hypothekarkredit) bis 10% Plus (teure Kontoüberziehung), sollten den Banken doch noch ein wenig Spanne aus dem Kerngeschäft bleiben.
Während die alten Filialbanken ob sehr teurer Strukturen und hoher Personalkosten immer stärker ins Hintertreffen kommen, können sich viele modernere und schlankere Banken (in Österreich z.B. Santander, DenizBank, VakifBank & Co.) mit der niedrigen Zinslandschaft durchaus anfreunden und wachsen fleißig weiter.
Auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten und Sparformen (siehe Lendico oder Crowdinvesting - die Geldmarie berichtet hier laufend) gewinnen ständig an Gewicht und schließen zumindest teilweise die Lücke, die durch die Kreditklemme (bzw. die vollen Hosen) der Großbanken entsteht.
Natürlich ist für die nächsten Jahre gar nicht auszuschließen, dass die Zinsen für private Sparer sich weiter gegen Null bewegen werden und auch die Bestbieter 2015 nur noch unter 1% Zinsen bieten werden - Negativzinsen für Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld ist aber derzeit noch wirklich nicht in Sicht.
Ad hoc-Meldung - November 2014