Elektroladestationen (E-Tankstellen hört die Branche nicht so gerne) sind das Geschäftsmodell der ELLA Ladeinfrastruktur AG aus dem Waldviertler Pfaffenschlag - bisweilen eine 100%-Tochter der W.E.B Windenergie AG (mit gleicher Adresse). Im Juni 2014 wurde die erste Schnellladestation an der Kaiserrast in Stockerau feierlich eröffnet, für den Herbst 2014 wurden Aktien angekündigt.
Und es sollten nicht nur Aktien werden - die ELLA AG bringt ab sofort in 2 Varianten auch Nachrangdarlehen auf den Markt und ab 15.1.2015 werden dann auch Aktien angeboten. Details für alle Varianten sind schon da:
Variante 1 sind Nachrangdarlehen in der Variante "Fruchtgenuss". Hier handelt es sich um 249.900 Euro, welche mit Nachranganleihen gesucht werden.
Die Anleihen haben eine Laufzeit von 5 bzw. 7 Jahren, dafür gibt es eine Bonifikation von 5 bzw. 6% per anno, welche in Form von ELLA-Gutscheinen zum Laden bei den ELLA-Ladestationen bzw. zum Mieten von Elektroautos ausgegeben werden kann.
Der Kapitalersatz wird dann (so alles gut läuft) nach 5 bzw. 7 Jahren retourniert. Wohl die Idealvariante für alle E-Car-Mobilisten.
Variante 2 ("ELLA-Klassik") sind klassische Nachrangdarlehen (die derzeit auch beim Crowdinvesting stark im Kommen sind), welche ebenfalls in der Höhe von 249.900 Euro aufgelegt werden und auf 5 Jahre Laufzeit 4% Zinsen p.a. versprechen bzw. auf 7 Jahre Dauer 5% bringen sollen.
Per 15.1.2015 (Zeichnungsscheine jetzt schon online) kann man auch Aktien der ELLA erwerben. 2.499 Aktien zum Nennbetrag von 100 Euro kann man um 100 Euro pro Stück zeichnen - somit sind Einnahmen aus dem Aktienverkauf von ebenfalls 249.900 Euro geplant. Bis maximal 30.09.2015 läuft die Kapitalerhöhung - man hat sich somit einen soliden Zeitpolster gegeben.
Damit erhöht sich das Grundkapital der ELLA AG dann von derzeit 505.000 Euro (500.000 WEB AG, 5.000 CEO Andreas Dangl) auf 754.900 Euro, maximal 100 Aktien kann eine Person erwerben.
Schon die Gründung der WEB Windenergie AG anno 1996 war -aus damaliger Sicht- mit viel Mut verbunden, hat sich aber bisweilen als Erfolgsmodell bewiesen. Nun gehen Andreas Dungl & Co. wieder einen sehr mutigen Schritt und investieren in einen Markt, der noch in einem sehr frühen Stadium steckt und damit alle Risken eines "Start-Ups" auf der "grünen Wiese" aufweist. Ist Windenergie ob der Einspeistarife (bzw. Förderungen) noch recht gut kalkulierbar, bleiben in Sachen Elektromobilität noch viele Fragen offen. Zumindest die Versorgungssicherheit mit 100% Grünstrom (via WEB) ist aber schon einmal gesichert;-)
Per Jahresende 2014 sind in Österreich gerade einmal ca. 3.300 reine Elektroautos unterwegs (dazu kommen aber noch die gerade boomenden Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge, welche einige Kilometer rein elektrisch fahren und dann wird auf Benzin oder Diesel umgeschalten), für 2017 rechnet die ELLA AG derzeit mit über 22.500 E-Autos, denen dann 33 Schnellladestationen und 60 Supportladestationen (derzeit 1 Schnellladestation, 4 Supportladestationen) von ELLA zur Verfügung stehen sollen. 2020 rechnet man gar mit über 155.000 E-Cars, die an 53 Schnellladestationen bzw. 110 Supportladestationen Strom tanken könnten. Sehr optimistische Annahmen...
Der Ausbau soll über Niederösterreich, Wien, Oberösterreich und Salzburg gehen (Nord-Ost) und dann auch auf den Rest Österreichs übergreifen.
Konkurrent Smatrics (ein Joint Venture von Siemens und Verbund) hat jetzt schon über 60 Ladestationen in ganz Österreich - wartet aber auch noch auf brauchbare Preise und Reichweiten von Elektroautos, welche dann auch für höhere Verkaufszahlen von Neuwägen sorgen könnten. Auch die Förderungen für E-Cars sind in Österreich noch sehr beschränkt - tut sich hier in Sachen Preis, Reichweite bzw. Förderung nichts bzw. zu wenig, ist realistischerweise wohl weiterhin mit jährlichen Zuwächsen von gerade einmal bis zu 1.000 Elektroautos zu rechnen.
Das Risiko von Nachrangdarlehen und Aktien (die nicht börsenotierend, also sehr schwer zu handeln sein werden) der ELLA ist also evident (die ELLA weist auch deutlich darauf hin) - für Sparbuchsparer sind beide Produkte keinesfalls geeignet. Schon vielmehr für Menschen mit Mut und Risikobereitschaft bzw. für solche, die die E-Mobilität in Österreich einfach unterstützen wollen und sich im Bereich der Ladestationen auch Konkurrenz zum Platzhirschen Smatrics wünschen.
ELLA hat in den nächsten Jahren sehr viel vor und wird wohl auch noch lange keine schwarzen Zahlen schreiben können - das Kapital wird gänzlich in die laufenden Betriebskosten (hoffentlich hält man das Vehikel schlank) und in neue Stationen gesteckt. Nachdem eine Schnellladestation derzeit ca. 100.000 Euro verschlingt (wird wohl in der Menge günstiger), kann man sich (selbst bei erfolgreicher Finanzierung aller 3 Varianten) leicht ausreichen, dass es für das Erreichen der Ausbauziele noch ein paar weitere Kapitalmaßnahmen benötigt. Mit 750.000 Euro hüpft man nicht lange und nicht weit...
2015 sind lt. Homepage der ELLA jedenfalls schon jetzt klassische Anleihen in Sicht - der Hinweis auf eine geplante "prospektierte Kapitalmaßnahme" deutet jedenfalls darauf hin.
Ökostrom- und Elektroautofan Geldmarie wird sich jedenfalls mit einem Kleinstbetrag an der ELLA (via Aktien) beteiligen - hier geht es aber derzeit eher um "Crowdfunding" denn um ein Investment. Sollte sich etwas daraus entwickeln, kann man sich doppelt freuen. Selbiges gilt auch für die Nachrangdarlehen, deren Rendite in keinem Verhältnis zum hohen Ausfallsrisiko stehen.
Ist man sich des Risikos aber bewusst, kann man aber allemal ein paar Euro in die Zukunft der Elektromobilität investieren - die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges ist jedenfalls deutlich höher als bei so manchem Crowdinvesting-Start-Up...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Dezember 2014