Auch wenn sich der Kurs des russischen Rubels zuletzt etwas erfangen hat (Devisenverkäufe des russischen Finanzministeriums waren dem vorausgegangen) - der Rubel rollt 2014 deutlich holpriger: Zahlte man vor einem Jahr für einen Euro noch 45 Rubel, so muss man derzeit schon 75 Euro hinlegen. Am Höhepunkt der dieswöchigen Panik in Russland waren es sogar schon fast 100 Rubel pro Euro und Russland erlebte fast so etwas wie einen Bankensturm, der viele Russen anschließend gleich ins Geschäft führte. Und das hatte weniger mit Weihnachten zu tun, als mit der Angst, für den Rubel bald nichts mehr zu bekommen.
Russen sind natürlich leidgeprüfte Menschen. Insbesondere die ältere Generation hat jahrzehntelang miterlebt, dass man sich mit Papier nichts kaufen kann - die Läden waren oft leer.
Das erklärt auch die kurze Panik in Russland, die einem Bankenrun sehr ähnlich war. Auch der Verfall des Rubels lässt sich sehr leicht erklären, wiewohl der kurzfristige Verfall massiv überzogen war: Der aktuell sehr niedrige Ölpreis (bei ca. 60 Dollar/Barrel) schaden Russland immens.
Russland verlässt sich nämlich nach wie vor auf seine beiden Haupteinnahmequellen: Öl und Gas. Kracht dann plötzlich der Ölpreis runter (bei Gas hat Russland zumeist fixierte Abnahmepreise), sinken die Deviseneinnahmen in ähnlicher Proportion. Mangels anderer wichtiger Exportgüter (Vodka, Krimsekt oder Kaviar kenn man zwar, die machen das Kraut aber keinesfalls fett) ist Russland hier sehr krisenanfällig und der Verfall des Ölpreises kommt dann auch sehr rasch in der Gesamtwirtschaft an.
Auch wenn der Herr Wladimir Putin aktuell auf einer Pressekonferenz wieder den starken Mann raushängen lässt - so der Ölpreis weiterhin niedrig bleibt und der Ukraine-Konflikt (samt Sankionen) nicht rasch einer Lösung zugeführt wird, könnte Zar Putin schon sehr bald Probleme bekommen: Die russische Wirtschaft hat schon 2014 eine starke Delle abbekommen und könnte 2015 durchaus in eine schwere Rezession schlittern.
Die Folge: Der russische Bäre beginn zu brummen und auch das hochgezüchtete Oligarchenheer könnte murren.
Da kann Putin noch so viele Verträge mit China & Co. abschließen - ohne Europa schaut es auch mit Russland nicht sehr fein aus. Nachdem sich Russland in die Marktwirtschaft begeben hat, treten marktwirtschaftliche Gesetze sehr rasch ein und Machotum ist hier wenig gefragt.
Primär sollte Putin vor allem in Sachen Ukraine rasch umdenken - einen Staat zu überfallen (wiewohl quasi in inoffizieller Soldatenmontur - aber so blöd lässt sich die Welt auch nicht verkaufen) kommt nicht gut und führt sehr rasch zur (eingeschränkten) internationalen Isolation.
Nachdem auch die Ukraine finanziell kracht wie eine Kaisersemmel (hier kommt auf den "Paten" EU leider noch einiges zu), könnte die Macht des Geldes vielleicht doch noch etwas Frieden in die Ostregion bringen: Wie wär's denn mit einer Autonomie der umkämpften Gebiete? (a la Südtirol). Oder vielleicht kaufen ja gar die Russen der Ukraine das Land ab? Mittlerweile wohnen da ohnehin fast nur noch Russen...
Ist schon klar: Das "Abkaufen" mag ein verwegener Vorschlag sein - brächte aber für beide Seiten fast nur Vorteile. Für enteignete Ukrainer (die jetzt sicher nicht in diese Gebiete wollen und wohl auch zukünftig dort keinen Platz haben) wäre eine finanzielle Entschädigung sicher auch kein Fehler...
Auch Europa muss großes Interesse an einem prosperierenden Russland haben: Schon jetzt sind erste negative Auswirkungen im Warenhandel, im Bankwesen (besonders die Raiffeisen Bank International leidet sehr ob des Krise) oder auch im Tourismus zu spüren. Dauert der Konflikt noch länger an bzw. verstärkt sich dieser, entstehen hier auf beiden Seiten große Rissen, die man so schnell nicht wieder kitten kann und viel Geld kosten bzw. die sich natürlich besonders negativ auf die russische Bevölkerung auswirken werden.
Putin muss demnach nur ein wenig sein (durchaus vorhandenes) Hirn einschalten und den Boxring verlassen.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2014