Am 25. Jänner 2015 wählt Griechenland wieder einmal ein neues Parlament - und mindestens bis dahin wird in den Medien wieder sehr laut über den "GREXIT" (Austritt Griechenlands aus der Eurozone) nachgedacht. Nicht zu Unrecht, wie es scheint...
Auf ca. 320 Milliarden Euro (175% des BIP) sind die Schulden Griechenlands mittlerweile wieder angewachsen, der Schuldenschnitt anno 2012 brachte nur kurzfristige Entlastung, da die bisherigen Reformen das BIP Griechenlands seit 2010 um 20% reduzierten und die Arbeitslosenrate auf 25% (zuletzt schon leichte Entspannung) steigen ließ. Keine gute Basis für einen Defizitabbau. Hinzu kommen noch Scharen von Flüchtlingen, um die sich in Griechenland mangels Geld schon lange keiner mehr ernsthaft kümmert und die für einen Zulauf bei den Rechtsextremen garantieren...
So darf es auch nicht verwundern, dass viele Griechen in Scharen zu den Linkspopulisten von Syriza (sowie auch zu den Rechtsradikalen) tendieren - in der Gestalt von Alexis Tsipras ist die Linke (zum Glück) noch das bevorzugte Protestbecken.
Letzten Umfragen zufolge liegt die kommunistische Syriza derzeit mit ca. 30% vor der zuletzt regierenden Nea Dimokratia (unter Antonis Samaras), welche mit ca. 27% zu rechnen hätte.
Angesichts der Ankündigungen von Tsipras (Neuverhandlungen über Schuldenschnitt, weniger Einsparungen etc.) wird die EZB und naturgemäß auch der größte Kreditgeber Deutschland (ca. 70 Milliarden Euro schuldet Griechenland den Deutschen) ziemlich nervös und insbesondere aus Deutschland wird derzeit die Parole "GREXIT, so Syriza vorne landet) ausgegeben.
So die Syriza nämlich knapp über 30% der Stimmen erlangt und die Wahlen gewinnt, gibt es in Griechenland für den Wahlsieger gleich 50 zusätzliche Sitze für die stärkste Partei und mit einem kleinen Koalitionspartner ginge sich die Mehrheit wohl aus.
Ein Horrorszenario für die Kreditgeber, die derzeit kräftig Wind gegen Syriza machen.
Nachdem viele Griechen aber kaum mehr etwas zu verlieren haben und darob auf Deutsche Zurufe schon lange nicht mehr reagieren, scheint ein Wahlsieg von Syriza unter dem Motto "is eh schon alles wurscht" nicht unwahrscheinlich.
Die Furcht vor dem GREXIT wird den derzeit ohnehin schon geprügelten Euro wohl auch in den nächsten Wochen flach halten - und trotzdem glaubt die Geldmarie derzeit nicht wirklich an einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone.
Einerseits fürchten sich viele Ökonomen vor dem "Unbekannten" und der Wahlsieg von Tsipras ist gleichfalls noch lange nicht fix, andererseits muss wohl auch ein Wahlsieger Tsipras dann in Verhandlungen mit der EU einige Abstriche machen. So läuft Politik eben: Vor den Wahlen versprechen, dann mehr oder weniger umfallen. In der sogenannten "Wiege der Demokratie, Griechenland" sowiewo schon seit vielen Jahren gängige Praxis - und uns auch nicht gänzlich unbekannt...
Aber schon alleine um den anderen Problemstaaten der Eurozone zu zeigen, dass man sich in der Union nicht ewig "pflanzen" lässt (schon der Eintritt vieler Staaten in die Eurozone war nur durch gefälsche bzw. geschöne Zahlen möglich, da war man viel zu naiv...), sollte bei Griechenland nicht weiter nachgegeben werden. Der GREXIT wäre für Europa nur kurzfristig ein Problem, das Comeback der Drachme für die Griechen sogar eine Chance.
Lange und mühsame Verhandlungen mit Griechenland sollte man sich daher sparen - sonst kommen nämlich gleich Italien, Spanien, Portugal, Frankreich & Co. noch mehr ins Schleudern. Dann wäre die Kacke nämlich wirklich am Dampfen.
Die aktuellen Geldmarie-Quoten für einen GREXTIT: 30:70
Ad hoc-Meldung - Jänner 2015