Alexis Tsipras hat es tatsächlich geschafft - der talentierte Linkspolitiker hat seine SYRIZA tatsächlich an die Macht gebracht und regiert nun mit einer rechtspopulistischen Partei Griechenland.
Gleich nach dem Wahlsieg ging es auch schon an die Arbeit und Tsipras & Co. bestätigten die Befürchtungen der Griechenland-Skeptiker: Privatisierungen werden gestoppt, Beamte wieder in den Dienst gestellt und der Schuldendienst Griechenlands wird in Frage gestellt.
Auf den Sieg der SYRIZA waren die europäischen Börsen schon recht gut vorbereitet - in Griechenland setzte aber natürlich eine Talfahrt der Bankaktien ein und die griechische Börse ratterte in den Keller.
Das Vertrauen in Linkspopulisten ist naturgemäß endenwollend - aktuell befindet sich Tsipras gerade auf einer "Pleitetour" durch Europa und visitiert den ebenfalls finanziell nicht gerade musterhaft dastehenden Kollegen aus Italien. Matteo Renzi und Alexis Tsipras verbünden sich dieser Tage in Sachen "Auflockerung des Sparkurses" und suchen wohl weitere Verbündete unter den potenziellen Pleitestaaten Europas.
Soll am Griechischen Wesen Europa genesen? Wohl kaum - schon der Spruch "Am deutschen Wesen mag die Welt genesen" endete im Chaos.
Tsipras erste kleine Machtdemonstrationen entsprechen in etwa den Erwartungen der Skeptiker - auch mit dem kurzen Widerspruch in Sachen "EU-Russland-Sanktionen" machte er sich wenig neue Freunde und versuchte sich wohl auch ein wenig gen Osten anzubietern.
Das Vertrauen in Griechenland ist in der Finanzwelt derzeit denkbar gering - das sieht man auch an den Anleihekursen für griechische Staatsanleihen:
Länger laufende Staatsanleihen aus Griechenland notieren aktuell mit Preisen von 40 bis 55% des Nomialwertes - sind also eindeutig Zockerware geworden...
Nachdem ein GREXIT (Austritt aus dem Euro) seitens EU wohl nach wie vor nicht vorgesehen bzw. erwünscht ist (man fürchtet sich hier aber wohl unnötig vor den Folgen - Griechenlands Bedeutung für die Eurozone ist endenwollend), sollte man die Gunst der Stunde nutzen und den nächsten (absehbaren) Griechischen Haircut selbst vornehmen:
Von den ca. 318 Milliarden Staatsschulden sind derzeit viele Milliarden in Zockerhänden - und diese Zocker sollte man auch kräftig abzocken. Wer jetzt noch Staatsanleihen aus Griechenland hält, ist nämlich selber schuld...
Weiterhin schlechte News aus Griechenland sind politisch ja garantiert, die Kurse der Anleihen zwischen 40 und 55 Prozent sind eine wunderbare Möglichkeit, den Schuldenstand in wenigen Wochen drastisch zu reduzieren: Einfach das komplette Angebot bis 60 Prozent mit neuen Schulden zu maßvollen Zinsen aus dem Markt kaufen. Schwupp, schon sind viele Milliarden Schulden Griechenlands weg und die Griechen haben wieder etwas mehr Luft zum Atmen und setzen hoffentlich die richtigen Schritte...
Leider wird sich aber die EZB für diesen Trick nicht erwärmen - viel lieber eiert man in den nächsten Wochen kräftig herum und vieles deutet wieder auf einen neuen (und teuren) Haircut hin. Der letzte Haircut für Griechenland? Gar nicht einmal so sicher...
Dabei wäre es doch so leicht, die Märkte zu beeinflussen: Erst vor wenigen Tagen wurde das Gerücht gestreut, die Schweizerische Nationalbank (SNB) würde wieder einen Euro-Franken-Mindestkurs (1,05 oder 1,10 Euro) einziehen. Diese gar nicht so unrealistische Annahme (die Schweizer Wirtschaft leidet schon massiv unter dem hohen Frankenkurs) trieb binnen weniger Tagen den Kurs von 0,98 wieder auf 1,05 (Franken für Euro).
Alleine das Gerücht über den neuen Mindestkurs trieb den Euro wieder etwas nach oben - Spekulanten ersparen damit der Schweizerischen Nationalbank sehr viel Geld. Ob das Gerücht nun aus SNB-Kreisen kommt oder auch nicht - mit Speck fängt man Mäuse....
Mit einem Schlag könnte sich Griechenland jedenfalls sehr viele Milliarden ersparen - und uns (zumindest für ein paar Jahre) die leidigen Berichte aus dem Süden...
Ad hoc-Meldung - Februar 2015