Ob des bereits im Vorjahr angekündigten Verluste für 2014 sind die heute präsentierten (vorläufigen) Zahlen der Raiffeisen Bank International (kurz RBI) keine große Überraschung mehr. Nach dem 3. Quartal 2014 lag man noch mit 225 Mio. im Plus, dann wurde aber kräftig aufgeräumt - zum Jahresende 2014 stehen nun 493 Mio. Verlust zu Buche.
Insbesondere die Kriegsereignisse in der Ukraine, wo die Raiffeisen mit der Aval Bank sehr stark vertreten ist, aber auch die damit verbundenen Schwächen der Wirtschaft in Russland haben bei der RBI hohe Korrekturen erfordert.
Wertberichtigungen auf Firmenwerte in Höhe von EUR 306 Millionen, primär für die Tochterbanken in Russland (148 Mio.), Polen (99 Mio.) und Albanien (51 Mio.), sowie Abschreibungen auf latente Steuern in Höhe von EUR 196 Mio., in der Konzernzentrale (EUR 161 Mio.) und in Asien (35 Mio) wurden bekanntgegeben.
Schon in den letzten Jahren ist der Konzerngewinn der RBI stetig gesunken: 2010 konnte man noch einen Gewinn von 1,088 Mrd. Euro feiern, 2011 waren es dann immer noch beachtliche 958 Mio. Euro. 2012 dann noch 725 Mio. Euro und 2013 gab man sich mit 557 Mio. Euro zufrieden.
Während Mitbewerber Erste Group Bank schon 2011 einen fetten Verlust baute und auch 2014 schwer im Minus war, schien man bei der RBI deutlich besser durch die Wirtschaft- und Finanzkrise zu kommen - oft natürlich auch eine Frage der (mehr oder minder vorsichtigen) Bilanzierung...
2014 landet die RBI aber nun ebenfalls in den Miesen - ob hier 2015 und ff. noch weitere Abwertungen bzw. Kreditvorsorgen schlagend werden, wird sich wohl schon bald zeigen. Insbesondere die baldige und positive Lösung der Ukraine-Krise ist natürlich besonders im Focus der RBI.
Für 2015 ist schon jetzt Kapitalabbau vorgesehen, ob das Partizipationskapital (Mitte 2014 zurückgezahlt) noch bedient wird (ca. 105 Mio. Euro), ist fraglich. Auf eine Dividende wird für 2014 verzichtet und auch so manche Boni dürfte den Bankern durch die Finger gleiten. Auch der Verkauf der Einheiten in Polen und Slowenien sowie der Direktbank Zuno werden gerade geplant, das Russland- und Ukraine-Obligo soll deutlich verringert werden. Schon von 2013 auf 2014 ist die Bilanzsumme der RBI von 130,6 Mrd. auf 121,9 Mrd. geschrumpft, 2011 bilanzierte man noch 147 Mrd. Euro.
Angesichts der düsteren Aussichten (die in manchen Medien wohl etwas übertrieben wurden) ist ein Kauf von RBI-Aktien derzeit ziemliche Spekulation.
Mit heute 11,39 Euro (Jahrestiefstand war sogar knapp unter 9 Euro) ist die Aktie natürlich im Langzeitvergleich ein Schnäppchen - vor einem Jahr musste man noch 29 Euro hinlegen und Anfang 2011 lag der Aktienkurs noch bei ca. 43 Euro.
Durchaus möglich, dass die RBI-Aktie 2015 längere Zeit einstellig wird - viel hängt hier natürlich von der Ukraine-Krise ab. Hofft man auf eine baldige Befriedung der Gegend, könnte die Aktie davon massiv profitieren.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Februar 2015