Der 1950 vom Amerikaner Howard Head gegründete Sportartikelhersteller "Head" wanderte 1996 als Head Tyrolia Mares (HTM-Gruppe) mit tiefroten Zahlen via Austria Tabak (sic!) in die Hände des schwedischen Investors Johan Eliasch, dem man laut Medienberichten sogar noch 120 Mio. Euro staatliche Gelder zur Sanierung auf den Weg gab.
Im September 2000 begab sich Head N.V. dann an die Wiener Börse, wo das IPO zum Preis von 11,30 Euro pro Aktie immerhin 271 Mio. Euro erlösen konnte.
Johan Eliasch (mittlerweile primär in London zugegen) reduzierte seinen Anteil damit auf 45,5% (plus 5% Option) und eine traurige Geschichte an der Wiener Börse nahm ihren Anfang.
Ein Jahr gab es kleine Gewinne, dann wieder kleine Verluste und die Aktie von Head verlor pausenlos an Terrain. Auch dass die Hauptversammlungen der Head N.V. nun in Amsterdam (Firmenhauptsitz) über die Bühne ging und Eliasch mit seiner Mehrheit schaltete und waltete, wie es im gefiel, wurde von heimischen Anlegern und Anlegerschützern laufend kritisiert.
Die tolle Marke Head (in der immerhin weltweit bekannte Sportartikel wie Head Ski und Skischuhe, Head Tennisschläger und Tennisbälle, Tyrolia Skibindungen, Mares Tauchausrüstung etc.) konnte zwar weiterhin solide Umsätze erzielen, die Aktinäre schauten aber pausenlos durch die Finger.
Dass der ECJ Foundation von Eliasch, die derzeit 66,28% der Firmenanteile hält, nichts an den Aktionären lag und liegt, war bald kein Geheimnis mehr - so entwickelte sich auch der Börsenkurs traurig und Head wurde sogar zum Pennystock.
Immer wieder gab es aber auch mehr oder minder "günstige" Ausstiegsszenarien mittels Rückkaufangeboten von Aktien, die von den perspektivenlosen Aktionären auch oft angenommen wurden und dazu führten, das Head nunmehr sogar 30,49% seiner Aktien selbst besitzt!
Die 2,95% restlicher Streubesitz reichten nunmehr auch der Wiener Börse, die die Zulassung von Head zum Handel der Aktien an der Wiener Börse (zuletzt im mid market mit kaum Umsätzen) nunmehr per 31.3.2015 widerrief - ein trauriges Kapitel geht damit (zumindest in Wien) zu Ende.
Wilhelm Rasinger von IVA (Interessenverband für Anleger) bringt es auf den Punkt: "Es verlässt einer die Wiener Börse, der den Streubesitz nur als nützliche Idioten behandelt hat", spricht von einer "unerfreulichen Börsenstory" und meint zu Head-Chef Eliasch, dass für diesen "Fairness ein Fremdwort" sei. Und genau so einen Eindruck (bzw. sogar noch einen deutlich schlechteren) hat Head auch die ganzen Börsenjahre auf die Geldmarie gemacht.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle ja auch einmal die Aufsichtsräte Franz Klammer und Viktor Klima zur Brust nehmen - in einem Unternehmen, welches private Minderheitsaktionäre so ausbluten lässt, darf man wohl nicht wirklich stolz auf die Aufsichtsratsgage sein. Oder ist dem lieben und lustigen Klammer-Franzi und dem feschen Vickerl das gar egal bzw. gar nicht bewusst...?
Head-Aktien kann man jedenfalls ab 1.4.2015 nur noch an deutschen Börsen bzw. im Segment Nasdaq Other OTC handeln - wer sich bis jetzt nicht von Head N.V. getrennt hat, wird wohl auf das Squeeze-Out warten, das angesichts des geschrumpften Streubesitzes nicht unwahrscheinlich scheint.
Zuletzt kostete die Head-Aktie 1,35 Euro pro Stück, 2010 oder 2011 hätte man das Papier sogar unter 50 Cent gekriegt. Zumindest eine kleine positive Fußnote in einer in Summe ziemlich traurigen Börsenstory.
Ciao Head, wir werden dich an der Wiener Börse nicht vermissen.
Nicht nur Head (immerhin noch mit Skiproduktion in Kennelbach, teilweise aber auch schon nach Budweis ausgelagert) gehört schon längst nicht mehr heimischen Eignern - auch die meisten anderen klassischen österreichischen Skimarken sind schon im Ausland gelandet.
So gehören Atomic-Ski mittlerweile der finnischen Amer Sports Group (Produktion in Altenmarkt aber noch aufrecht), Kneissl-Ski gehört zu 100% den in Österreich umtriebigen Investor Al Jaber und Blizzard-Ski sind in Besitz der Tecnica Group S.P.A. aus Italien.
Die heimischen Fahnen hält einzig Fischer (mit Sitz in Ried im Innkreis) hoch - seit 2002 ist das Unternehmen (nach einem japanischen Gastspiel) wieder in Familienbesitz und gehört der Fischer Sports GmbH. Insbesondere im nordischen Bereich (Langlauf etc.) ist Fischer sehr erfolgreich.
Der patriotische Skikauf führt also zu Fischer - ob sich ehemalige Aktionäre von Head irgendwann einmal noch Head-Ski kaufen werden, sei dahingestellt.
Ad hoc-Meldung - Februar 2015