Um 48 Dollar konnte man das Barrel Brent-Rohöl im Jänner 2015 erwerben - ein halbes Jahr davor hatte man für die gleiche Menge noch mehr als den doppelten Preis hinlegen müssen: Über 115 Dollar kostete Brent-Öl noch vor dem Sommer 2014.
Nunmehr hat sich aber der Ölpreisverfall schon seit einigen Monaten verabschiedet und die Ölpreise steigen wieder leicht, aber beständig. So notiert Brent-Öl (für Europa wesentlich) derzeit schon wieder knapp unter 60 Dollar und WTI-Rohöl hat sich auch auf über 54 Dollar verteuert.
Der gegenüber dem Dollar zuletzt klar gefallene Euro machte Öl in der Eurozone ebenso etwas teurer und so zahlt man für Brent nach 44 Euro im Jänner 2015 nunmehr schon wieder fast 56 Euro.
Das dies nicht ohne Auswirkungen an den Zapfsäulen bleibt (Diesel unter 1 Euro war nur ganz kurz zu kriegen), ist den Autofahrern spätestens zu Ostern deutlich aufgefallen. Wiewohl zu den Feiertagen nach wie vor ein kleiner Aufpreis an den Tankstellen zu beobachten ist und der Jahresvergleich mit 2014 noch massiv günstiger ausfällt (was auch die Inflationsrate deutlich drückt) - die günstigsten Zeiten scheinen hier auch schon wieder vorbei zu sein.
Öl gibt es derzeit aber nach wie vor in Hülle und Fülle - so mancher Spekulant hat sich sogar den einen oder anderen Öltanker angemietet (im Jänner) und wartet vielleicht sogar auf noch günstigere Tage für den Verkauf. Nachdem Ölpreise von 40 oder 50 Euro für viele Produzenten schon unter der Gewinnschwelle sind (viele neue Ölfelder wurden in Zeiten höherer Ölpreise errichtet - die Hoffnung auf Preise von weit über 100 Dollar ist aber nicht aufgegangen), ist in nächster Zeit aber kaum mit vielen Neuinvestitionen zu rechnen. Im Gegenteil...
Wiewohl in vielen wichtigen Ölländern derzeit Krisen diverser Art herrschen (Venezuela, Libyen, Irak, Russland, Jemen), hat dies ob des Schiefergas- und Ölbooms in den USA kaum preissteigernde Auswirkungen auf den Weltmarkt, zu viel neue Ölquellen wurden in den letzten Hochpreisjahren erschlossen. Einzig das Comeback des Iran auf dem Weltmarkt (das noch lange nicht fix ist...) und weitere hohe Förderquoten der OPEC könnte die Ölpreise zwischendurch nochmals etwas in die Knie zwingen.
In den nächsten Monaten wird es aber wohl keine groben Ausschläge nach oben oder unten geben - vielleicht noch eine Korrektur nach oben, wenn die Krisenherde noch mehr explodieren...
Aktuell hat der Umweltausschuss des EU-Parlaments gerade eine richtungsweisende Entscheidung getroffen: Die Obergrenze für die Beimischung von Biosprit wurde mit klarer Mehrheit auf 7 Prozent festgelegt. Die Agrarlobby (die gerne noch mehr Biosprit gesehen hätte) setzte sich also nicht durch und muss nun wohl weiter Lebensmittel produzieren. Die Armen dürfen jetzt keine Regenwälder in Südamerika mehr roden, die bei uns dann im Tank verbrannt werden...
Zynismus auf die Seite: Gerade im Verkehrsbereich sollte man vielmehr Anreize zum Bau von noch sparsameren Autos setzen (Dreckschleudern einfach verteuern und Elektroautos oder Plug-In-Cars fördern), auch Carsharing wird in den nächsten Jahrzehnten (in welchen dem Durchschnittsbürger immer weniger Geld in der Börse bleibt) eine immer interessantere Alternative.
Da und dort wurden in Österreich auch schon die ersten Heizungen abgestellt. Wer 2014/2015 mit Heizöl heizte, wird ob des recht warmen Winters wohl weiterhin bei dieser antiquierten Heizform bleiben, denn Heizöl war zuletzt günstig wie schon lange Jahre nicht mehr.
Legte man Anfang 2013 für eine ordentliche Nachfüllung des Öltanks noch ca. 100 Euro für 100 Liter hin und war man Ende September 2014 noch über 90 Euro für die gleiche Menge froh, knallten die Preise dann ausgerechnet während der Heizsaison (in welcher die Tanks zumeist schon befüllt sind) in den Heizkeller.
Um rund 63 Euro (bei ca. 3.000 Liter Gesamtmenge) konnte man Mitte Jänner 2015 noch 100 Liter einkaufen, gegenwärtig hat sich der Preis für Heizöl schon wieder auf ca. 73 Euro hochgedient, ist aber leider immer noch zu billig, um (vor allem ältere) Menschen zum Umsteigen auf nachhaltige (und günstigere) Heizformen zu bewegen.
Ölpreise über 100 Dollar sind zwar für 2015 eher nicht in Sicht - a la longue wird (spätestens, wenn die Weltkonjunktur wieder etwas besser läuft) Öl aber sicher wieder teurer werden. Preise von 40 Dollar sehen wir wohl nicht mehr so rasch...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - April 2015