Schon die kommende Registrierkassenpflicht und die Mehrwertsteuererhöhung für Wein sorgt bei vielen Gastronomen für Sorgenfalten - Sorgen, die wohl via Preiserhöhungen auch bei deren Kunden ankommen werden. So es der Betrieb überlebt.
In Sachen Schwarzgeld in der Gastrobranche ist die Geldmarie weniger besorgt als so mancher träge WKO-Funktionär (der nun auch nach den Wahlen Arbeit hat und den Steuerbetrug verteidigen muss), das ab 2018 ziemlich sicher kommende (ÖVP und SPÖ dafür) totale Rauchverbot in der Gastronomie könnte aber wirklich für grobe Troubles im Gasthaus, Wirtshaus oder Kaffeehaus sorgen...
Ca. 30% der heimischen Bevölkerung sind mehr oder minder "Süchtler" (also Raucher) - wiewohl diese Zahl in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise abgenommen hat, noch immer ein beträchtlicher Teil der ÖsterreicherInnen.
Mit dem geplanten Rauchverbot in Lokalen wird der Gesetzesgeber aber wohl keinen Raucher zum Entzug bringen - vielmehr gehen die Wogen bei den Rauchern nunmehr hoch.
Die vor ein paar Jahren eingeführte Trennung zwischen Raucherzone und Nichtraucherzone hat man noch hingenommen (und wenn man einmal im reinen Nichtraucherlokal war, war es auch kein Beinbruch, sich für 5 Minuten vor die Tür zu stellen oder die Sucht durch eine E-Zigarette zu stillen), über die laufenden Steuererhöhungen regt man sich auch nicht wirklich laut auf (wäre auch Schwachsinn: Zigaretten sind in Österreich eigentlich recht billig) - der Rauswurf der Raucher aus allen Gastronomiebetrieben ist aber nun zu starker Tobak...
Via Krone, "Raucheranwalt" Manfred Ainedter, Facebook & Co. formieren sich nun die Raucher zum Gegenangriff: Demos sind fix und Volksbefragungen werden angedacht.
Der Volkszorn wird lauter und so mancher stinkende verbale Furz aus der Raucherabteilung ist (leider) auch zu vernehmen, was der Sache weniger gut tut. Argumente werden nur selten ins Spiel gebracht - die Emotionen lassen das Diskussionsniveau sinken.
Die Geldmarie (mittelprächtige Raucherin, deren bisherige Aufhörversuche zu wenig Nachdruck hatten) sieht in Sachen "Totales Rauchverbot" eigentlich nur 1 gutes Argument der Befürworter des Rauchverbots: Angestellte von Nichtraucherlokalen sind Passivraucher. Auch wenn es unter den in den Gastronomie beschäftigten Menschen einen recht hohen Raucheranteil gibt - das ist durchaus ein Argument. Natürlich werden Raucher nun mit "die müssen ja nicht in einem Raucherlokal" arbeiten antworten, die vielzitierte Billa-Kassiererin macht ihren Job aber wohl auch nicht ganz freiwillig...
Weitere gute Argumente pro Rauchverbot wurden bisweilen nicht gehört - wenn ein Nichtraucher 5 Sekunden durch die Raucherzone auf's WC geht, ist das wohl weniger schädlich, als 2 Minuten am Rande einer Hauptverkehrsader einzuatmen. Uh, gefährlich - die wollen nun vielleicht auch gleich das Auto verbieten...
Womit wir schon bei den Grünen wären, die sich als einzige Partei schon länger für ein totales Rauchverbot aussprechen - vielleicht auch, weil deren WählerInnen (mache hier extra für Grün ein "Innen") gegenüber Rauchern besonders intolerant sind.
ÖVP und SPÖ reden möglichst wenig über das Thema und die FPÖ als Wirtshauspartei befürchtet (nicht zu Unrecht) ein Wirtshaussterben. Bei den NEOS macht man sich ebenfalls Sorgen um die Gastronomie und das Team Stronach...is wurscht...
Wenn der Staat im öffentlichen Raum (Bürogebäude, U-Bahn, Bahnsteige etc.) noch Regeln aufstellt, so ist dies wohl noch zu akzeptieren. Der Eingriff in die Privatwirtschaft ist allerdings differenziert zu betrachten. Hier zählt vielleicht einzig das Argument mit der Angestelltengesundheit. Dass es aber nur Arbeitsplätze in verrauchten Lokalen gibt, ist wohl ein Märchen so mancher militanter Ex-Raucher (das sind die Schlimmsten).
Große und mittlere Betriebe in der Gastronomie sind längst schon rauchfrei bzw. haben vorschriftmäßig abgetrennt - nur die kleinen Raucherlokale (Beisln, "Tschocherln", Kaffeehaus ums Eck etc.) werden ab 2018 schwere Existenznöte haben: Sehen Sie einmal in solche Lokale rein - fast 100% Raucher. Wenn die ausbleiben oder an die frische Luft rauchen gehen müssen, bleiben die dann wohl häufiger zu Hause, als dem Wirt lieb ist. Der soziale Aspekt des "Brandinesers" geht somit verloren und die SPÖ verliert wohl die letzten Stammtischwähler an die FPÖ.
Eine Vielzahl von Insolvenzen in der Kleingastronomie ist daher vorhersehbar.
Als ob das Rauchverbot von Zigaretten nicht schon genug wäre: Man beabsichtigt auch die E-Zigaretten (deren Gesundheitsgefährdung in Sachen Passivrauchen wohl nahezu bei Null liegt) aus den Lokalen zu verbannen. Das scheint zwar konsequent (wenn schon, denn schon) - aber nicht wirklich durchdacht bzw. fundiert.
Einerseits drängt man die E-Zigarette (im Vergleich zur Tschik das geringere Übel) derzeit verkaufstechnisch in die Trafiken (die die E-Zigaretten eigentlich gar nicht haben wollen), andererseits bestraft man so auch jene Menschen, die immerhin schon einen kleinen Sprung in Richtung Nichtrauchen gemacht haben.
Und wie geht's weiter? Alkoholverbot für Wiener Bürgermeister? Schnitzel- bzw. Naschverbot für offensichtlich übergewichtige Minister? Ja, das war böse - aber man muss der Verbotsgesellschaft auch einmal den Spiegel vor die Nase halten, sonst wird es noch unlustiger, als es ohnehin schon ist.
Ad hoc-Meldung - April 2015