Wiewohl Österreich in Sachen Atomstrom ein europäisches Vorzeigeland ist (kein Atomkraftwerk und großer Widerstand gegen Atomkraft in den Nachbarländern) - in den heimischen Netzen fließen lt. IG-Windkraft Geschäftsführer Stefan Moidl im Schnitt noch immer rund 12% Atomstrom.
Ob der in den letzten Jahren stark wachsenden Windkraft gibt es natürlich Tage, an denen Österreich kaum Atomstrom importieren muss (so ein Tag ist z.b. heute - die Windräder drehen sich derzeit wunderbar, in Summe wird wohl sogar ein Exporttag resultieren) - in der Regel ist Österreich aber schon seit Jahren Stromimporteur.
So lagen die Nettoimporte von Strom im Vorjahr bei 9.275 Gigawattstunden (neuer Rekordwert) - das sind immerhin schon 13,5% des gesamten Stromverbrauchs.
Importiert wird Strom in der Regel aus Tschechien bzw. aus Deutschland. 11.688 GWh betrugen 2014 die Nettoimporte aus Tschechien, 9.024 GWh wurden netto aus Deutschland importiert, wo der (teure) Ausbau von erneuerbaren Energien oft zu Überschüssen führt, welche dann dankbar (und billig) von Österreich genommen werden. Exportiert wird nur in den Verbrauchs- und Preisspitzen - dann bewähren sich oft auch die Pumpspeicherkraftwerke im Lande.
Nachdem im tschechischen Netz der Atomstromanteil 2014 bei extrem hohen 36% lag und auch in Deutschland noch 15% Atomstrom gemessen wurde, rechnet Stefan Moidl um und kommt auf 12% Atomstromanteil für Österreich.
Natürlich gilt es hier auch zu bemerken, dass diese Rechnung nicht laufend gilt: Oft kommt via Deutschland und Tschechien ob Windüberschuss im Norden sauberer Windstrom "runter", sehr häufig mischen sich auch noch jede Menge Dreckstrom (Steinkohle, Braunkohle) dazu. Kohle ist insbesondere in Deutschland für die Energiewende sehr wesentlich und lässt den germanischen Strommix nicht unbedingt freundlich aussehen...
Besonders ärgert sich der IG-Windkraft-Chef aber über die "Mogelpackung" in Sachen "Grünwaschen von Strom" via Wasserkraftzertifikate. "Es steht zwar Wasserkraft drauf, drinnen kann aber Kohle- und Atomstrom stecken", so Stefan Moidl, der hier leider recht hat.
Fast alle heimischen Stromanbieter handeln nämlich mit Dreckstrom und verbergen diesen dann mit Zertifikaten oder Bilanzgruppen (z.B. verkaufen den bedenklichen Strom dann der Industrie) - angesichts der rückläufigen Verwendung der eigenen Dreckstromkraftwerke (die sich ob der Billigimporte derzeit kaum rechnen und die nur in Verbrauchsspitzenzeiten in Betrieb gehen) und der Troubles mit neuen Wasserkraftwerken (die sich in der Vergangenheit sehr bewährt haben, dieser Tage aber immer schwerer zu realisieren sind) ist hier auch nicht so rasch mit einem Ende von Atom- und Dreckstrom zu rechnen.
Das sollten auch Grüne & Co. erkennen - so sie auch rechnen können. Die Abhängigkeit in Sachen Stromimporte ist nämlich sicher kein Idealzustand.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - April 2015