Über das starke Comeback von Fernbussen hat die Geldmarie schon vor einem Jahr berichtet - mittlerweile sind die Linienbusse für Fernreisen via Deutschland auch einigermaßen in Österreich angekommen.
Nachdem im Hause Geldmarie jüngst seitens weltsparen.de (Saving Global) eine Einladung nach Berlin einlangte, gab es eine prächtige Gelegenheit, die Fernbusse auch einem Praxistest zu unterziehen und eine Fahrt mit dem Fernbus von Wien nach Berlin (und zurück) zu buchen.
Was ein Fernbus ist und mehr, können Sie auch unter Fernbusse nachlesen - die Buchung der Reise erfolgt in der Regel via Internet und die meisten (jüngeren) Reisenden haben die die Tickets als QR-Code am Smartphone dabei. Andernfalls: Einfach ausdrucken und vor dem Einsteigen in den Bus vorweisen.
Der größte Vorteil von Fernbussen: Der Preis!
Mit 22 Euro pro Fahrt (also 44 Euro mit Retourfahrt) via Meinfernbus.de (in Kooperation mit Flixbus - das sind die grünen Autobusse) liegt man deutlich hinter den Preisen von Bahn oder Billigflieger - daher auch der Boom von Fernbussen in Deutschland bzw. jetzt auch in Österreich.
Die Tickets können aber auch hier deutlich teurer werden: An Wochenende bzw. an klassischen Reisetagen treibt die höhere Nachfrage auch die Ticketpreise in die Höhe. Möchte man spontan noch (ohne Vorreservierung) ein Ticket kaufen, ist man auf vorhandene Restplätze angewiesen und zahlt auch gleich einen deutlich höheren Tarif. Also unbedingt rechtzeitig buchen.
Die Reise in Wien begann beim Busbahnhof Stadion Center (optisch ist dieser noch deutlich zu verbessern - in der Nacht fast schon gruselig...) - man sollte mindestens 15 Minuten vor dem Start vor Ort sein und einchecken. Je früher, desto besser: Immerhin geht es ja auch um gute Plätze im Bus - die Geldmarie hat sich bei der Hin- und Rückfahrt gleich einmal einen raren Vierersitz (mit Tischchen) im unteren Teil des "Doppeldeckers" gesichert, was die Beinfreiheit deutlich erhöht...
Pünktlich um 23.10h (wochentags) ging es mit Meinfernbus-Flixbus los und die deutsche Besatzung klärte gleich einmal auf: Getränke (Cola, Mineral und "Apfelschorle", also Apfelsaft gespritzt) und kleine Süßigkeiten kann man im Bus kaufen - wirklicher Hunger sollte aber schon vor der Reise gestillt sein bzw. als Lunchpaket im Rucksack sein. Zu viel Getränke sollte man sich aber nicht reinwerfen - die volle Blase auf der kleinen Boardtoilette zu entleeren ist eher mühsam aber bei 10-Stunden-Reisen oft kaum zu vermeiden. Mit "on board": WLAN und Stromstecker.
Mit 40-50 Personen im Bus wurde in Wien gestartet - zumeist sind es eher jüngere Leute, die diese "Sparschiene" auf der Straße attraktiv finden. Der Preis bestimmt das Publikum - Studenten, junge Weltreisende, Jugendgruppen bzw. auch Migranten sind deutlich häufiger zu sehen als Familien mit Kindern bzw. klassische Geschäftsreisende.
Zu erklären ist das auch mit den negativen Kompontenten der Fernbusse: Es handelt sich um eine lange und wenig konfortable bzw. individuell gestaltbare (Auto!) Reise.
Um ca. 3 Uhr 30 erreichten wir dann Prag, wo man im Busbahnhof eine kleine Pause einlegte (Rauchen ist dort übrigens im gesamten Bereich eigentlich verboten!) und Passagiere ein- und aussteigen ließ. Für schwere Süchtler ist der Fernbus natürlich auch nur bedingt geeignet...
2 Stunden später waren wir dann auch schon in Dresden (in der Nacht lässt es sich gut reisen - schlafen müsste man halt im Bus können, ich kanns nicht...), die dunkle Plattenbauten-Stadt wurde für den zweiten Kurzaufenthalt genützt. Hier stiegen dann noch viele Leute zu - der Bus war damit fast komplett voll.
Alle 2 Stunden gibt es übrigens einen (verpflichtenden) Fahrerwechsel - was ob der oft großen Distanzen bei Fernbussen sicher Sinn macht, die Kosten für die Buslinien aber wohl ziemlich in die Höhe treibt. Kaum vorstellbar, wie sich das mit den günstigen Ticketspreisen rechnen soll...
Ziemlich pünktlich kamen wir dann um 8.30h in Berlin an - vorher gab es noch 2 Kurzaufenthalte in Berlin-Schönefeld (Flughafen) und bei Berlin-Südkreuz (Bahnhof), schließlich war das Ziel Berlin ZOB (Zentraler Omnibus-Bahnhof) erreicht. Und beim ZOB wurde erst klar, wie deutlich die Fernbusse in Deutschland schon angekommen sind - dort wimmelt es nur so von Fernbuslinien...
Das Taxi ins Hotel (Berlin Mitte) kostete dann fast so viel wie das Busticket von Wien nach Berlin...
Die Rückfahrt am nächsten Tag verlief dann ebenfalls ziemlich reibungslos - wiewohl man 2 mal 10-Stunden-Fahrten dann schon ziemlich in den Knochen spürt. Nachteil bei Busfahrten am Tag: Mehr Stau in den Städten bzw. auch mehr Unfälle (mit Staufolgen) auf der Autobahn - daher oft Verspätungen, die man bei Bahn oder Flugzeug deutlich seltener hat.
Um 44 Euro von Wien nach Berlin ist natürlich allerfeinst in Sachen Preis.
Die ungefähr 10 Stunden Fahrtzeit hängen sich aber (egal ob bei Tag oder bei Nacht) ziemlich an - wer im Bus nicht gut schlafen kann, wird (wie die Geldmarie) ziemlich gerädert am Zielort landen.
Tatsächlich sind die Fernbusse eine tolle Angelegenheit für das kleine Budget - für Familien mit kleinen Kindern oder ältere Semester würde ich den Fernbus auf längere Distanzen aber nicht sehr empfehlen. Geht es nur von Stadt zu Stadt, ist er auf alle Fälle eine günstige Alternative - MeinFernbus bzw. FlixBus haben den Test jedenfalls souverän bestanden.
Laut Fahrerauskunft ist insbesondere in den Sommermonaten ein ziemlicher Boom festzustellen - daher rechtzeitig das günstige Ticket online sichern!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Juni 2015