Was in Sachen GREXIT auch immer in den nächsten Tagen bzw. Wochen entschieden bzw. verschoben wird: Für die EU bzw. den Euro hat dies vorläufig mehr oder minder nur symbolischen Charakter. Ob nun ein schreckliches Ende oder ein Schrecken (vorerst) ohne Ende beschlossen wird: Ohne richtigen Schuldenschnitt UND massiven Reformen im Lande kommt Griechenland nicht mehr aus den Troubles raus, die Abwärtsspirale dreht sich gnadenlos weiter. Ob nun ein GREXIT oder ein Weiterwursteln besser für Land und Leute bzw. auch für Europa wäre, kann seriöserweise niemand wirklich sagen - die Geldmarie neigt wiederholt schon zur Ansicht, dass man bei den Griechen auf "Reset" drückt. Ob Neustart oder Weiterwursteln - beides wird natürlich hart für die Griechen.
Es ist aber auch durchaus ironisch zu betrachten, dass dieser Tage Finanzminister oder Politiker aus Frankreich, Österreich, Italien, Portugal, Spanien etc. über das finanzielle Schicksal von Griechenland entscheiden - immerhin sind nahezu alle Länder der Eurozone ziemlich schwer verschuldet und fahren gerade selber mehr oder minder harte Budgetsanierungskurse. Der Einäugige (die EU) und der Blinde (Griechenland) verhandeln - allerdings nicht mehr auf Augenhöhe.
Dass in Griechenland schon seit langen Jahren der Bezug zur harten Realität abhanden gekommen ist, darf nicht alleine der aktuellen SYRIZA-Regierung in die Schuhe geschoben werden - schon viele (sozialistische) Jahre ist Griechenland ein halbmafiöser Selbstbedienungsladen, in welchem es scheinbar sogar schick ist, Steuern zu hinterziehen oder einfach gar nicht zu bezahlen. Inkassowesen, Pfändungen, Gefängnis? Aber geh - Hauptsache, wir haben das (im Verhältnis zu den Einwohnern) teuerste Militär der NATO...
Da (beim Militär) kann Österreich zum Glück nicht wirklich mithalten, sieht man sich aber das heimische Budgetdefizit an, so sind Ratschläge aus der Alpenrepublik in Richtung Griechenland wohl fehl am Platz - wiewohl man sich angesichts zu erwartender griechischer Ausfälle von bis zu 5 Milliarden Euro auch in Österreich natürlich äußern bzw. einbringen darf.
Eine seriöse Prognose in Sachen Eurozone kann derzeit nicht wirklich abgegeben werden. Natürlich überlebt die Eurozone derzeit jede Variante (Verlängerung, Schuldenschnitt, Austritt Griechenlands etc.) - so dann aber einmal Spanien, Italien oder Frankreich ins Wanken gerät, ist "schluss mit lustig". Und das scheint nur eine Zeitfrage zu sein.
Die meisten Länder Europas haben nämlich dieser Tage nicht nur gewaltige Staatsschulden sondern auch enorme Probleme mit dem Wirtschaftswachstum, mit welchem man zumindest die wachsenden Staatsschulden im Griff behalten könnte. Ergo: Das Negativbeispiel Griechenland lässt grüßen - es geht halt nur ein wenig langsamer in den Abgrund...
Die Bevölkerungsstruktur in Europa ist in Sachen Wachstum nicht hilfreich - im Gegenteil: Nur Zuwanderung (Afrika, Naher Osten, Asien) lässt manche Länder noch wachsen, sozialistische Pensionssysteme/Sozialsysteme und eine immer älter werdende und seltener arbeitende Bevölkerung lässt auch das Gesundheitssystem da und dort expoldieren. Österreich ist hier auch ein heißer Kanditat - die heiße Kartoffel wird nur von Regierung zu Regierung weitergegeben. So lange, bis der Strache wirklich Kanzler ist - und die FPÖ ist ja in Sachen Wirtschaft schon aus Kärnten ja nicht unbedingt als Heilbringer bekannt...
Die Zuwanderung kostet wiederum zumindest in der ersten Generation viel Geld (das die Staaten ohnehin nicht mehr haben) - und kommt derzeit auch nicht wirklich aus der Bildungsschicht. Holt man (wie bisher geschehen) die 2. Generation nicht ab, wird es noch viel teuerer und bringt auch noch jede Menge sozialen Sprengstoff. Rechtspopulisten werden die nächsten Jahre in Europa von Wahlsieg zu Wahlsieg eilen - ab und an wird es da und dort (vor allem im Süden) auch eine Linkspartei sein. Der Flüchtlingsstrom aus den Krisenzonen am Rande Europas wird übrigens nicht so rasch abreißen...
Die aktuellen Regierungen werden sich weiterhin vor dem Liebesentzug der Wähler (=Posten- und Machtverlust) fürchten und wiederum alle seit Jahrzehnten notwendige Staats- und Strukturreformen verschieben. Straffere Haushaltspolitik bringt eben keine Wählerstimmen - die Wahrheit ist in der Politik leider nicht zumutbar.
Auch ein Riesenproblem Europas: Anstatt viele Länder aus dem ehemaligen Ostblock wirtschaftlich abzuholen, hat man sich in den letzten 10-15 Jahren den Chinesen um den Hals geworfen, anstatt sich um Rumänien, Bulgarien, die Ukraine oder Serbien (um nur einige zu nennen) zu kümmern - ein Teil der Rechnung ist heute in den Einkaufsstraßen Mitteleuropas (beim Betteln) sichtbar und sie (die Rechnung) wird wohl noch ziemlich teurer ausfallen...
So die EU-Politik zukünftig nicht rascher, klarer und zukunftsorientierter handelt, ist in Europa sehr bald auch der Mittelstand auf dem Rückzug - und dann könnte es unlustig werden. Nicht nur in Griechenland.
Ad hoc-Meldung - Juni 2015