Es ist soweit. Nachdem sich die griechische Regierung nicht mit den EU-Geldgebern auf einen gemeinsamen Reformplan einigen konnte, überlässt der griechische Premier Tsipras den Griechen selbst die Wahl: Referendum über das Sparpaket am 5. Juli in Griechenland. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ' ich einen Arbeitskreis - oder befrage einfach populistisch das Stimmvolk.
Bis voraussichtlich 6. Juli (Montag, der Tag nach dem Referendum) bleiben in Griechenland auch die Banken geschlossen - heute (am Montag) spucken die Bankomaten in Griechenland (nach einem Run am Wochenende) überhaupt gar kein Geld aus, ab Dienstag gilt ein Tageslimit von 60 Euro für Inhaber griechischer Bankomatkarten.
Ausländische Bankomatkarten hingegen sind von der Beschränkung (angeblich) nicht betroffen, wer aber dieser Tage nach Griechenland fährt und dort sogar die eine oder ander Woche verbringt (was auch 2015 wieder häufig vorkommt), sollte sich sicherheitshalber viele Euro in kleineren Noten (einen Hunderter will in den nächsten Tagen vielleicht keiner so schnell wechseln...) mitnehmen. Auch Kreditkarten (mit denen man allerdings nicht überall zahlen kann) sind natürlich eine Option.
Auch wenn sich das griechische Volk am Sonntag (so es die Griechen bis Sonntag überhaupt schaffen, ein Referendum zu inszenieren) gegen die Sparpläne der Geldgeber ausspricht - es ist damit noch lange nicht gesagt, dass Griechenland dann auch wirklich aus der Eurozone austritt.
Wie schon oft erwähnt: Ein solches Szenario ist in den Verträgen nämlich gar nicht vorgesehen (außer vielleicht im Zuge des Austritts aus der EU) - da scheint derzeit eher eine Staatspleite die viel wahrscheinlichere Lösung. Wie diese dann abläuft, ist in Europa ebenfalls Neuland - fix scheint aber, dass EZB und EU-Finanzminister sicher nicht mehr gewillt sind, nach einem dicken Haircut wieder Hilfsprogramme mit Griechenland (und schon gar nicht unter einer SYRIZA-Regierung) abzuschließen. Und den Griechen gehen schon jetzt recht bald die Euronen aus...
Spricht sich am Sonntag die Mehrheit der Griechen für das EU-Sparprogramm aus (die Mehrheit der Griechen ist für die Beibehaltung des Euros, will aber keine weiteren Sparprogramme mehr), sind wohl Neuwahlen fällig, die der SYRIZA dann wohl kein tolles Ergebnis versprechen. Aber wer weiß das in Griechenland schon so genau...
Bis zum Wahlsonntag wird es wohl noch sehr viele Gespräche geben, viele neue Varianten werden auf den Tisch kommen (und wohl auch gleich wieder in der Rundablage landen) und auch die Börsen Europas werden (so wie heute) schwanken bzw. abrutschen (insbesondere Bankaktien) - aber erst ab 6.7. geht die griechische Tragödie in die nächste Runde.
Sehr peinlich, teuer und unprofessionell übrigens, dass es für solche Situationen (die in Zukunft gar nicht ausgeschlossen, ja sogar wahrscheinlich sind) keinen Plan seitens EU gibt - das Beispiel Griechenland (wie es auch immer endet) sollte die Verantwortlichen rasch dazu bringen, entsprechende Krisenpläne (z.B. für einen EURO-Austritt ob Staatspleite) zu erarbeiten.
Mein Tipp in Sachen GREXIT: 50:50 (also "Keine Ahnung"). Aber wer hat die dieser Tage schon....
Die derzeitige Börsenschwäche (in einem sonst eigentlich sehr gutem Umfeld) könnte man übrigens für ein paar günstige Zukäufe von Qualitätstiteln nutzen.
Ad hoc-Meldung - Juni 2015