Das kleine Konjunkturgrün über Europa reicht noch lange nicht aus: Die Arbeitslosenzahlen in Österreich steigen weiter kräftig an - auch 2016 ist nicht wirklich Entspannung in Sicht. Zu lange hat man in den Arbeitslosenzahlen arbeitslose ältere Arbeitnehmer via Frühpension verborgen - nun kommt man der Wahrheit ein Stückchen näher...
Lange Zeit jubelte man seitens Politik (insbesondere die SPÖ) anlässlich der Präsentation der Arbeitsmarktzahlen noch über den europäischen Spitzenwert - nunmehr fällt Österreich in der EUROSTAT-Statistik Rang für Rang zurück und liegt derzeit mit einer Arbeitslosenquote (lt. EU) von 6% nur noch auf Rang 6. Tendenz: Weiter fallend. Die Arbeitslosenrate lt. nationaler Berechnung: 8,1% - wieder ein negativer Rekordwert für einen Sommermonat.
In absoluten Zahlen sieht das so aus: 376.522 Arbeitslosen insgesamt (mit Schulungen) - ein Zuwachs von 7,2%. Arbeitslose: 319.880 (+11,7%), Schulungen 56.642 (-12,8%). Diese Zahlen zeigen: Ob der hohen Arbeitslosigkeit werden immer weniger Schulungen bewilligt - das AMS muss sparen.
Die positiven Zahlen: Unselbständige Beschäftigte - 3,626 Mio. (+31.000 gegenüber dem Vorjahresmonat) - hier sind aber in der Regel hauptsächlich nur neue Teilzeitbeschäftigte fördernd, die hohen Lohnnebenkosten machen Teilzeitarbeit für Arbeitgeber interessanter als neue Vollzeitjobs.
Auch die Anzahl der offenen Stellen hat sich sehr positiv entwickelt: 31.119 beim AMS offene Stellen sind ein Plus von satten 16,4%.
Wie stark die heimischen Zahlen früher durch Frühpensionen verzerrt waren, zeigt ganz deutlich der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit: Hier ist gegenüber dem Vorjahr die Zahl auf 35.941 Langzeitarbeitslose gestiegen - eine Explosion um 186%!
Die erschwerten Zugänge zu Frühpension sind auch beim Anstieg der Arbeitslosigkeit bei älteren Arbeitnehmern zu erkennen: Ein Plus von 15,4% steht hier zu Buche - das wird nur vom Anstieg der Arbeitslosigkeit von Ausländern übertroffen, wo der Anstieg satte 21,5% beträgt.
Schwache Branchen: Bau (+11,5% Arbeitslose), Gesundheits- und Sozialwesen (+12,2%) und auch wieder Leiharbeitskräfte (+10%).
Der Trend zur Kurzarbeit spiegelt sich auch in der Geschlechterstatistik wieder: Die Arbeitslosigkeit bei Männern zog um 13,8% an, bei Frauen "nur" um 9,2%.
Zentrum der Arbeitslosigkeit ist aktuell Wien, wo es gar um 18,9% mehr Arbeitslose als im Vorjahr gibt. Auch Oberösterreichs Arbeitsämter haben überdurchschnittlich viel Arbeit: +11,4% Arbeitslose. Vergleichsweise ruhig (wiewohl auch Zuwächse bei den Arbeitslosen vorhanden sind) ist es in Vorarlberg, wo der Zuwachs gerade einmal 2% beträgt.
Die böse Vorahnung: Wir werden der Wahrheit bei den Zahlen wohl noch länger ein Stückchen näher kommen - eine Trendwende ist noch nicht wirklich in Sicht und bräuchte auch eine deutlich bessere Konjunkturerholung. Früher oder später werden übrigens auch die (erfolgreichen) Asylanträge der vielen Flüchtlinge eine deutliche Spur in der Statistik hinterlassen, das lässt sich derzeit aber noch nicht wirklich quantifizieren.
Ad hoc-Meldung - August 2015