Die Zustände in der Banken- und Finanzwelt heftig zu kritisieren ist dem Attac-Österreich-Mitgründer Christian Felber schon mit mehreren Büchern gelungen - u.a. mit dem Bestseller "Die Gemeinwohl-Ökonomie". Felber wollte aber nicht nur gscheit daherschreiben und herumraunzen - vielmehr waren auch Taten (also "Attac") angesagt. Frei nach Erich Kästner: "Es gibt nicht Gutes, außer man tut es".
So startete Felber mit einigen Interessierten und Bekannten 2010 das Projekt einer "Demokratischen Bank", welches mittlerweile "Projekt Bank für Gemeinwohl" heißt und dieser Tage erste größere Schlagzeilen erntet.
Dass in Österreich eine Bankengründung gar keine leichte Übung ist, macht schon das notwendige Startkapital von 15 Mio. Euro deutlich. Eine Hürde, die es nebst vielen weiteren Vorbereitungsarbeiten zu überwinden gibt - selbstverständlich auch für eine "Gemeinwohlbank".
Mittlerweile hat man (zuerst als Verein) schon ein ziemlich solides Team für die Genossenschaft aufgestellt (Vorstand: Christine Tschütscher und Robert Moser), auch ein Aufsichtsrat (u.a. mit Christian Felber) steht schon. Dazu kommen noch unzählige (mehr oder minder) prominente UnterstützerInnen aus der Zivilgesellschaft, oft die "üblichen Verdächtigen" (wie Zotter oder Staudinger) aus der Alternativen Szenerie, aber auch ein paar Überraschungen aus der Mitte der Gesellschaft.
Nun gilt es aber das notwendige Gründungskapital von 15 Mio. aufzustellen, welches man in Form von Genossenschaftsanteilen einsammelt.
Die erste Million ist auch schon da (von über 1.000 Personen und Organisationen) - und im nächsten Jahr sollen es deren 6 werden sodass dann zwischenzeitlich schon ein Antrag auf eine Bankenkonzession bei der FMA gestellt werden kann. Der dicke Rest auf 15 Mio. Euro (40.000 Genossenschafter hat man sich als hohes Ziel gesetzt) soll schließlich bis Ende 2016/Anfang 2017 eingesammelt sein - dann steht (nach positivem Bescheid der FMA) einer neuen Bank in Österreich nichts mehr entgegen.
Bis dahin gilt es aber noch, kräftig Werbung für die neue Bank zu machen und neue Fans und Unterstützer (+7.700 Fans derzeit auf Facebook) zu finden - ohne große Kohle ist das natürlich hauptsächlich eine Aufgabe, die man in den sozialen Medien erledigt...
Ab 200 Euro kann man sich bei der zukünftigen Genossenschaftsbank beteiligen - die Stimmgewichtung hängt dann in Hinkunft nicht von der Beteiligungshöhe ab sondern geht nach Personenanzahl (was sich auch deutlich von einer AG unterscheidet). Höchsteinlage: 100.000 Euro.
Wie der Name schon verrät: Die Bank für Gemeinwohl wird sich nicht auf fette Gewinne der Besitzer und dicke Gagen für Vorstand und Aufsichtsrat und weitere Haberer sowie Spekulation konzentrieren sondern möchte einen ganz neuen Stil im alternativen Bankwesen prägen:
Die Sparer werden zum Zinsverzicht "eingeladen" (auf die Einlagenhöhe sowie den "Einladungsverzicht" kann man schon gespannt sein, bei den aktuellen Zinssätzen stehen die Chancen darauf aber gar nicht so schlecht), Girokonto mit Onlinebanking wird angeboten, Kreditkarten ebenfalls und bei den Krediten/Finanzierungen will man sich auf ausgewählte Projekte konzentrieren:
So können z.B. Biolandwirte, Soziale Projekte, Erneuerbare Energie (z.B. Photovoltaik, Windkraftwerke etc.) oder gemeinschaftliche Wohlprojekte mit Unterstützung zu fairen Konditionen rechnen, die Kreditprüfung soll besonders vorsichtig ausfallen.
Die Kosten für Personal werden sehr knapp gehalten (aktuell arbeiten die meisten Menschen ehrenamtlich mit), statt Filialen soll es nur das eine oder andere Informationsbüro geben. Für notwendige Beratung (z.B. in Kreditangelegenheiten) sind mobile "Filialen" (also Hausbesuche) vorgesehen.
Geringe Personalkosten (max. 4.500 Euro für den Vorstand) und keine bis wenig Fixkosten sollen auch helfen, das Werkl bald ins Laufen zu bringen - wiewohl natürlich in den ersten Jahren mit kleinen Verlusten zu rechnen ist.
Als profitable Anlagevariante scheint ein Einstieg in die Genossenschaft nicht ratsam (ist wohl auch nicht so geplant) - als Beitrag für ein deutlich anderes Bankwesen/Finanzwesen aber sehr wohl.
Nachdem der Status Quo unserer zusehends globalisierten und grauslichen Wirtschaftswelt wahrlich nicht zufriedenstellen ist, sind 200 Euro (oder mehr) hier sicher ein starkes Zeichen. Eines, welches die Geldmarie auch gerne setzen wird - wiewohl mir das Bücherl "Die Gemeinwohl-Ökonomie" auch das eine oder andere Gähnen hervorgelockt hat.
Ein "good luck" der Bank für Gemeinwohl - möge schon 2016 der Start gelingen, sonst hilft euch sicher der Haselsteiner;-)
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - September 2015