In Sachen Ökostromförderung hat sich die Arbeiterkammer schon mehrfach zu Wort gemeldet. Immer wenn es darum geht, die Höhe der Förderungskosten für die Privathaushalte für das nächste Jahr festzulegen (wie das derzeit im Wirtschaftsministerium gerade entworfen wird), kann man verlässlich mit einem Aufschrei der AK rechnen.
Während sich die tatsächlichen Energiekosten ob der sehr geringen Großhandelspreise in den letzten Jahren verringert haben, steigt auch in Österreich Jahr für Jahr der Anteil für die Ökostromförderung. Waren es 2012 noch 40 Euro für einen Durchschnittshaushalt mit 3.500 kWh Stromverbrauch, ging es 2013 auf 65 Euro hinauf, 2014 ca. 82 Euro und im aktuellen Jahr im Schnitt 103 Euro. Für 2015 sind nun 120 Euro veranschlagt - was der AK sauer aufstößt.
Nicht erwähnt wird seitens AK-Direktor Muhm allerdings, dass Österreich großer Profiteur des Atomausstiegs Deutschlands ist und dass die Gesamtpreise für das Kilowatt in den letzten Jahren trotz stark steigender Ökostromförderung im Schnitt ziemlich gleich geblieben sind. Wer da vielleicht sogar auf die Idee kam, seinen Energieanbieter einmal preislich kritisch zu prüfen und zum Bestbieter zu wechseln, konnte die Stromrechnung sogar deutlich reduzieren! In Deutschland ist der Strom ca. 25% teurer als bei uns!
Die Stromrechnung blieb demnach in den letzten Jahren sogar ziemlich gleich - und die AK könnte ruhig auch die Stromanbieter ein wenig unter Druck setzen, den reinen Strompreis noch weiter zu senken. Da ist nämlich noch viel drin - auch an Tagen wie heute wird in Riesenmengen Billigstrom aus dem Ausland gekauft.
Natürlich kann und soll man Ökostrom und dessen Förderkosten und Förderwürdigkeit kritisch hinterfragen. Die Kritik der AK an den hohen Kosten für Biomasse bzw. Biogas ist wohl durchaus berechtigt - viel mehr sollte man hier in Österreich wieder auf Wasserkraft umschwenken, welche ebenso für sehr konstante Stromproduktion sorgt. Gerade hier ist in den letzten Jahren sehr wenig passiert und sogar die Grünen blocken Wasserkraft immer häufiger - ein hoher Anteil an konstanter Wasserkraftkomponente im Strommix ist in Österreich die Ideallösung. Während in Deutschland Wasserkraft nur einen kleinen Anteil abdecken kann und daher auch Biomasse wichtig ist, sollte man Förderungen im Biomassesektor hierzulande wohl auslaufen lassen.
Mit einigen Sorgen sieht die Geldmarie den massiven Anstieg der Energieimporte aus dem Ausland - Österreich wird hier ob des Billigstroms aus Deutschland oder aus Tschechien (mit sehr viel Kohleanteil, aber auch mit Atomstrom) immer abhängiger. Natürlich gibt es bei den Förderungen für Alternativenergie auch ein Limit nach oben - verglichen mit Deutschland haben wir aber wohl noch ein paar Jahre Luft und auch Aufholbedarf. Der Ausbau von Windkraft wird aktuell ohnehin schon politisch gebremst und Solaranlagen/Photovoltaik sollten eigentlich gar nicht mehr gefördert werden (rechnen sich ob der geringen Preise schon von selbst).
In Sachen Windkraft gibt es aber noch Luft nach oben - die Forderung der AK nach ausschließlicher Gewährung von Investitionszuschüssen statt Förderung von Einspeisetarifen ist natürlich diskutierbar wenn man die Höhe des Investitionszuschusses berechnen kann...
Irgendwie fällt mir die AK in Sachen Energiewende immer wieder negativ auf - vielleicht sollte diese auch einmal deutlicher darauf hinweisen, dass die Haushalte, die nur ca. 25% des Stroms verbrauchen ca. 40% der Förderung zahlen. Warum eigentlich? Und wer schafft im Lande laufend neue Arbeitsplätze, liebe AK? Ein bisserl längerfristig und nachhaltig zu denken, wäre für Pflichtumlagenbezieher durchaus förderlich...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - November 2015