Vor einigen Jahren war es noch die VIG (Vienna Insurance Group, in Österreich auch als Wiener Städtische Versicherung bekannt), die dauerhaft mit guten Zahlen durch die Finanzkrise lief - während es bei der Uniqa durchaus einige schwache Jahre zu beklagen galt. Nun scheint sich das Blatt ein wenig gedreht zu haben - die Uniqa expaniert wieder kräftig, die VIG kommt nicht so recht vom Fleck und hat auch da und dort Rückschritte zu verkraften.
Aktuell muss man in der VIG-Group massiv IT-Systeme und Programmteile wertberichtigen - eine eher unerwartete Nachricht (insbesondere in dieser Höhe), die sich mit diesbezüglich negativen 195 Mio. Euro in der aktuellen Zwischenbilanz niederschlägt.
Daraus resultiert ein im Vergleich zum Vorjahr deutlich geschrumpfter Gewinn nach dem 3. Quartal von 143,2 Mio. Euro - im Vorjahr waren es nach dem 3. Quartal noch +336,7 Mio. Euro gewesen, was im ganzen Jahr dann mit 366,8 Mio. Euro endete. Einen derartigen Gewinn wird es demnach 2015 nicht geben - man kann wohl schon froh sein, wenn die 235 Mio. aus dem Jahr 2013 erreicht werden. Eine Zahl, die im Vergleich mit den Vorjahren eher sehr bescheiden aussieht.
Bescheiden zumeist auch die anderen Zahlen der VIG: Die abgegrenzten Prämien sanken von 7,04 Mrd. Euro auf 6,91 Mrd. Euro (-1,8%), das Finanzergebnis reduzierte sich von 859 Mio. Euro auf nunmehr 797 Mio. Euro (was ob der Niedrigzinsphase aber auch nicht verwundern darf) und der Gewinn vor Steuern brauch (primär ob der Wertberichtigungen) von 440 Mio. auf 175 Mio. ein.
Positiv zu erwähnen: Die Aufwendungen für Versicherungsfälle reduzierten sich von 5,3 Mrd. Euro um immerhin 5,2% auf 5,02 Mrd. Euro und das für den klassischen Versicherungsbetrieb aussagekräftige Combined Ratio lag mit 96,9% (nach 97,2%) wieder deutlich unter der Messlatte von 100% (unter 100% ist das Geschäft sozusagen erfolgreich).
Mit 29,31 Euro ging die VIG am Montag auch leicht negativ vom Börsenparkett - in das Jahr 2015 war man noch mit ca. 37 Euro gestartet. Sind dann schön langsam die Negativnachrichten zu Ende, wären Kurse unter 30 Euro wohl weiterhin durchaus ein interessanter Einstieg. Es gilt aber zu betonen, dass Versicherungen (ähnlich wie die Systembanken, nur nicht so dramatisch) auch in den nächsten Jahren wohl unter den niedrigen Zinsen ziemlich leiden werden und die Goldgräberstimmung in der Branche schon lange vorbei ist.
Ob man die Vorjahresdividende von 1,40 Euro pro Aktie heuer überhaupt verdient, ist zwar fraglich - kommt die VIG wieder in ruhigeres Fahrwasser, könnte das Papier durchaus ein interessanter Dividendentitel werden.
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Ad hoc-Meldung - November 2015