Nun ist die Mailänder Katze aus dem Sack: Das Retailgeschäft (Filialgeschäft) der Bank Austria wird nun nach Beschluss aus Mailand nun doch nicht verkauft (die BAWAG wurde hier als möglicher Käufer kolportiert), muss sich aber einem gewaltigen Schrumpfkurs unterziehen.
Nachdem es zwischen BAWAG-PSK und UniCredit zu keiner Einigung über einen Kaufpreis des derzeit defizitären Filialnetzes der Bank Austria gekommen ist, hat man zwischen Wien und Mailand nun offenbar einen Sanierungsplan für 3 Jahre erstellt, welcher die Bank Austria in absehbarer Zeit ziemlich schrumpfen lassen wird.
Die Anzahl der Zweigstellen in Österreich soll in den nächsten Jahren von 190 Filialen auf 120 Stück reduziert werden - diesbezüglich hat ja die Bank in den letzten Jahren und Jahrzehnten schon einige Erfahrungen gesammelt: Filialen der ehemaligen Zentralsparkasse, Länderbank und CA-BV wurden nach den jeweiligen Fusionen schon rasch zusammengelegt, zuletzt waren auch schon einige größere Filialen am Zusperren.
Primär werden die Zweigstellen in Städten geschlossen - so mancher Bank-Austria-Kunde (wie auch die Geldmarie) wird wohl schon bald noch weitere Wege zum Kontoauszugsdrucker (viel mehr benötige ich ohnehin nicht von einer Filiale) oder zum Geldausgabeautomaten hinnehmen müssen...
Bisweilen wurde der Personalabbau in der Bank Austria primär über natürliche Abgänge (Eigenkündigungen, Pensionsantritt) geschafft - ob der starken Filialreduktion wird sich das aber in den nächsten 3 Jahren nicht mehr ausgehen und ca. 1.500 Jobs werden wohl verschwinden.
Bis 2018 sollen jedenfalls lt. UniCredit-Vorgabe rund 300 Mio. Euro an Personal- und Sachkosten (pro Jahr) eingespart werden - das sollte dann lt. aktueller Rechnung zumindest eine ausgeglichene Bilanz erbringen.
Hinzu möchte man auch die rund 3.300 Mitarbeiter mit Altverträgen (ähnlich Beamtenstatus) mit Einmalzahlungen ins allgemeine Pensionssystem locken - eine diesbezügliche Betriebsvereinbarung scheint schon vorhanden. Der Betriebsrat war wohl in den letzten Wochen ziemlich bestrebt, die Bank Austria als eigenständige Bank zu erhalten und musste dabei wohl auch viele Zugeständnisse machen.
Als Gegenmaßnahme zu den Filialschließungen werden derzeit größere Filialen und der Ausbau des digitalen Vertriebskanals angegeben.
Freuen können sich über die aktuellen Troubles der Bank Austria wohl primär die Erste Bank, die BAWAG, Qualitätsbanken (z.B. Oberbank), Privatbanken oder auch Banken mit noch vorhandenem Filialnetz (Raiffeisen, Volksbanken) und sowieso die aufstrebenden Direktbanken - die Filialschließungen werden früher oder später wohl viele Neukunden mit sich bringen.
Ob die Bank Austria diesen Kundenabgang (der ohnehin schon länger anhält) dann mit der neuen Filialstruktur finanziell verkraftet, wird sich wohl schon in den nächsten beiden Jahren zeigen. Gerade Kunden, mit denen die Bank noch etwas verdient, könnten sich ob dem Wegfall persönlicher Kontakte nämlich sehr rasch zur Konkurrenz verabschieden. Und die ist nicht gerade klein und die Motivation in der Belegschaft der Bank Austria war wohl auch schon einmal deutlich größer.
Eine ganz schwere Übung steht für die Bank Austria und deren Angestellte bevor...
Ad hoc-Meldung - Dezember 2015