Nicht nur der in Europa bisweilen ziemlich ausgebliebene Winter lässt den Ölpreis, den Benzin- und Dieselpreis sowie die Heizölpreise derzeit in ungeahnte Tiefen fallen. Es gibt gleich mehrere Ursachen für die 2015 ziemlich in Bedrängnis gekommene Ölindustrie:
Neben der bescheidenen Nachfrage nach Rohöl sind auch die Lager (auch ob vieler Spekulationen auf steigende Kurse) rappelvoll und die wichtigsten Förderländer (OPEC) steigen auch nicht auf die Förderbremse. Der einstige wichtige Ölimporteur USA hat sich mit dem umstrittenen Fracking zum Selbstversorger gemacht und nun drängt auch noch der Iran wieder auf den Markt.
Durchaus dürfte auch der Eindruck nicht trügen, dass z.B. die Ölscheichs aus Saudi-Arabien weiterhin kräftig die Ölquellen sprudeln lassen um die neue Konkurrenz aus den USA unter Preisdruck zu bringen und vielleicht auch aus dem Markt zu drängen - immerhin kostet die leichte Förderung in Saudi-Arabien gerade einmal ca. 10 Dollar, während Offshore-Förderungen oder Fracking in der Regel schon Preise von 40-50 Dollar (oder mehr) benötigt, um überhaupt die Kosten zu verdienen.
Auch die heimische OMV wird wohl 2015 (und vielleicht auch 2016) keine besonders feine Bilanz liefern: Im Frühjahr gab man noch bekannt, selbst bei einem Ölpreis von 50 Dollar noch Gewinne zu schreiben (Programm: "Fit for 50") - aber selbst von den 50 Dollar ist man aktuell weit entfernt!
Gegenwärtig kostet das Barrel Rohöl um 36 (WTI) bis 36,50 (Brent) Dollar - noch um fette 35% weniger als im ohnehin schon schwachen Dezember 2014. Seit Mitte 2014 (da lag das Barrel noch bei 100 Dollar!) geht es (mit kleinen Unterbrechungen) fast pausenlos weiter runter und der Jammer bei den Ölkonzernen wird größer und größer.
Mit immer ein wenig Verspätung kommen die günstigen Rohölpreise auch (durch die Steuer deutlich verzerrt) an den heimischen Tankstellen an: Der Liter Diesel ist schon zumeist unter 1 Euro zu bekommen (das wäre nun ein wunderbarer Zeitpunkt, die Steuer auf den Stinker-Diesel auch in Österreich nach oben zu hieven!!!), Superbenzin gibt es auch schon knapp über einem Euro.
Der Ölpreisverfall ist für importabhängige Länder wie Österreich natürlich ein sehr großer Vorteil - was man zuletzt auch an der deutlich sinkenden Inflationsrate (schon unter 1 Prozent) ablesen konnte. Heizt man nun vielleicht auch noch mit Heizöl (was rund 600.000 Haushalte betrifft), so dürfte man schon beim Herbsteinkauf (60 bis 70 Euro für 100 Liter) große Freude gehabt haben.
Hat man dieser Tage im Ölkessel schon wieder viel Platz, wäre das Nach- bzw. Anfüllen des Öltanks sowieso sensantionell günstig: Für Abnahmen ab 3.000 Liter sind schon Preise um 55 Euro zu sehen.
Ob es hier gar noch weiter nach unten geht, ist eine Frage, die wohl niemand wirklich seriös beantworten kann. Durchaus möglich, dass nach der Talwärtsfahrt auch bald wieder eine Gegenbewegung nach oben einsetzt - zu teuer kauft man derzeit aber wohl nicht ein.
Trotzdem sei gesagt: Der Ölbrenner hat mit einiger Sicherheit keine Zukunft mehr - auch wenn man sich hier aktuell noch relativ billig in die "Verlängerung" dieser aussterbenden Heizform retten kann...
Wiewohl nach der Klimakonferenz in Paris nun vielfach die Ansicht vorherrscht, Investments in nicht erneuerbare Energieträger wären zukünftig "stranded investments", so wird hier wohl etwas voreilig geurteilt: Öl, Gas, Kohle & Co. werden uns nämlich noch lange Jahrzehnte begleiten.
Die Geldmarie hält es nicht einmal für unmöglich, dass bei einer halbwegs brauchbaren Entwicklung der Weltwirtschaft der Ölpreis rasch wieder der Dreistelligkeit entgegeneilt - nur das "wann" bleibt hier die ungelöste Frage.
Auch wenn es demnächst für die Ölmultis, Kohlefirmen und Gaslieferaten wohl eher traurige Bilanzen geben wird - die Umstellung auf nachhaltige Energieformen geht nur sehr langsam vor sich, das Elektroauto wird den Treibstoffantrieb auch nicht so rasch verdrängen und die Welt hat weiterhin großen Hunger nach Energie.
Trotzdem sollten sich Unternehmen wie die OMV nicht unbedingt nur auf eine Strategie konzentrieren...sonst könnte es nämlich in 1-2 Jahrzehnten ziemlich eng werden. Aber welcher Manager (oder gar Politiker) denkt schon in Jahrzehnten...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Dezember 2015