Die sogenannten "Panama Papers" sind zwar mit Sicherheit nicht legal besorgt worden, das Raunzen der Briefkastenfirma Mossack Fonseca in Panama wird aber klarerweise niemanden wirklich traurig stimmen: Immerhin darf man vermuten, dass dort über viele tausend Briefkastenfirmen Schwarzgeld aller Art weißgewaschen wurde und wohl auch kräftig Steuern vermieden worden sind. Steuern, die Staaten gerade heute sehr gut brauchen und Steuern, die die vielerorts drückende Abgabenlast durchaus ein wenig senken könnten.
Wiewohl es natürlich weiterhin legitim sein sollte, versteuertes Geld bzw. Vermögen im Ausland zu parken (man muss ja schließlich nicht 100%ig dem Euro vertrauen), so sind Briefkastenfirmen a la Panama & Co. mit größter Wahrscheinlichkeit nur ein Vehikel zum Parken von Schwarzgeld. Dubiose, oft nicht versteuerte Gelder, wohl gar nicht selten auch wirklich dreckiges Geld aus Waffen- oder Drogenhandel oder Prostitution.
Andere Variante: Steuervermeidung von größeren Firmen und Konzernen - einfach so lange steueroptimiert zu "Papierfirmen" hin- und herbuchen, bis der Fiskus durch die Finger schaut. Beispiele dazu gibt es schon zur Genüge - die Politik ist hier aber endlich aufgewacht, kann aber halblegitime Steuerkonstrukte von findigen Steuerberatungskanzleiein noch immer nicht wirklich ausreichend exekutieren.
Fällt Ihnen ein seriöser Grund ein, eine Briefkastenfirma in Anspruch zu nehmen? Mir nicht. Es wäre somit sicher kein Fehler, diese weltweit blühenden Steueroasen endlich trocken zu legen und quasi in die Wüste zu schicken.
Neben der Jagd auf Steuerflüchtlinge und den Verheimlichern von dubiosen Transaktionen muss man natürlich auch in Österreich seine Hausaufgaben machen: Hypo-Vorarlberg-Chef Michael Gahammer ist wohl nicht umsonst von seinem Job zurückgetreten (was zumindest anständig ist und darauf hinweist, dass hier Fehler gemacht wurden), Geschäfte mit Briefkastenfirmen aller Art sollten in Europa rasch verboten werden.
Es ist auch nicht sehr verwunderlich, welch "nette Leute" da in Sachen Panama-Papers in die Schlagzeilen gerieten: Neben dem "Bin-weg-aber-komme-vielleicht- wieder-Island-Premier" Gunnlaugsson (hat dieser Tage wirklich eine jämmerliche Figur abgegeben) finden sich auch so prominente Namen wie Ex-UEFA-Mitarbeiter und neuer FIFA-Chef Gianni Infantino auf der "Watchlist", diverse Oligarchen aus dem Putin-Haberer-Umfeld sowieso und auch für den feinen französischen Front National gilt derzeit die Unschuldsvermutung. Und da werden wohl noch ein paar "nette Leute" auftauchen...
Die Panama Papers sind nur die (prächtige) Spitze eines Eisberges, ein Sittenbild unserer Zeit und ein Arbeitsauftrag für die zivilisierte Welt, derlei Steuer- und Schwarzgeldoasen rasch zu schließen. Und dann könnte man sich auch einmal den restlichen Steuerschlumpflöchern und den Stiftungen widmen - die diversen Budgetdefizite wären wohl erfreut...
Ad hoc-Meldung - April 2016