Die 2. Hauptversammlung des Ladeinfrastrukturanbieters (für Elektroautos) ELLA aus dem Waldviertel ging wiederum in der Kaiserrast zu Stockerau über die Bühne. 53 Aktionäre drängten sich in den kleinen Raum und lauschten den Ausführungen sowie dem Jahresbericht und stimmten en gros fast allen Tagesordnungspunkten einstimmig zu. Kein Wunder - man kennt sich, man schätzt sich - vor allem CEO Andreas Dangl genießt im Waldviertel ob der erfolgreichen Arbeit mit der W.E.B Windenergie AG (diese besitzt 38,7% der ELLA-Anteile) fast Kultstatus.
Den Besuch der ELLA-Hauptversammlung rechtfertigt schon alleine der Optimismus bzw. Pioniergeist, den Andreas Dangl scheinbar mühelos bei "seinen" Aktionären streut - und natürlich auch die vielen Informationen zum hochinteressanten (weil evidentem) Thema Elektroauto.
Wiewohl natürlich die Zahlen eines Start-Ups in dieser Branche noch tiefrot ausfallen (müssen), konnte Dangl durchaus einige erfreuliche Marktentwicklungen feststellen und berichten: Der Verkauf von Elektroautos zieht deutlich an (5.032 E-Cars waren zum Jahresstart in Österreich angemeldet, im 1. Quartal 2016 gab es schon einen Zuwachs von 1.015 Stück) - zieht man die Marktprognose der ELLA aus dem Vorjahr heran, liegt die Zahl derzeit sogar über den Erwartungen für 2016.
Hinzu kommt vor allem der Boom um den vielleicht Ende 2017 auf den Markt kommenden Tesla 3, der für die Elektromobilität durchaus der "tipping point" sein könnte und sich auch hierzulande (wie noch weitere bessere Modelle von Markenherstellern wie Nissan Leaf Neu, Opel Amera neu oder BMW i3 neu) gut verkaufen wird. Per Ende 2017 geht Andreas Dangl daher derzeit von 22.000 Stück E-Cars in Österreich aus - da werden dann E-Ladestationen (die man in der Praxis für ca. 20% der Fahrten benötigt) deutlich besser ausgelastet sein als das jetzt noch der Fall ist.
1.471 Lader in ca. 500 Standorten stehen in Österreich schon insgesamt zur Verfügung, davon 96 Schnellader über Österreich verteilt - die ELLA geht davon aus, dass man fast von "flächendeckend" sprechen kann und geht daher beim Ausbau der eigenen Ladestationen zukünftig deutlich selektiver vor.
2015 hat man mit der Lebensmittelkette Hofer schon eine Standortkooperation gestartet (kein übler Plan), 2016 sollen in Eisenstadt, in Klagenfurt sowie in Salzburg noch weitere Schnelllader errichtet werden.
Der "Businessplan neu" der ELLA weist aber auch neue Sparten auf: Ab dem 2. Halbjahr 2016 geht man auch langsam in die Vermietung von E-Cars, später ist auch ein Verkauf solcher nicht unwahrscheinlich. Auch der Bereich "Network" (Lösungen für KMU, Gemeinden etc.) ist neu und hat derzeit (schon aus steuerlicher Sicht) durchaus Marktchancen.
Eine breitere Aufstellung macht sicher Sinn - wiewohl man ob des knappen Kapitals natürlich nicht überall gleich elektrisches Vollgas geben kann. Das zeigen auch die Geschäftszahlen für 2015, die Dangl und Co. auf der Hauptversammlung präsentierten:
Mit einer "Garagengeschichte" (wie alles bei einem bekannten Konzern begann), Sonnenblumenkernen und Kirschkernen (die nach Aussaat erst später reiche Ernte versprechen) versuchte man den anwesenden ELLA-Fans Geduld zu symbolisieren - Geduld, die man in der Sparte Elektromobilität sicher noch ein paar Jahre benötigt.
Die Zahlen mögen noch erschrecken (eine übereifrige Dame stellte dazu auch ziemlich unpassende Fragen, die sich ob des Start-Up-Status eigentlich größtenteils selber beantworten lassen) - weisen aber naturgemäß deutlich nach oben:
Die Anzahl der Ladekarten (Kundenkarten) von ELLA stieg vom Dezember 2014 mit 124 Stück bis Dezember 2015 auf 472 Stück, im April 2016 waren es nun schon 700 Stück, für Ende 2016 sind 794 Stück angepeilt und 2019 sollen es dann (läuft alles pipifein) gar 24.000 sein. Dem trägt man auch mit moderen Web-Applikationen via Smartphone und Homepage Rechnung, ab Mai 2016 geht hier bei ELLA deutlich mehr.
Die derzeit 6 Schnellladestationen liefern erst seit August 2015 Einnahmen (vorher war die Stromtanke gratis) - Der Umsatz von 1.855,54 Euro fiel damit natürlich noch sehr bescheiden aus. Ob einiger Overheadkosten wurde für 2015 ein Verlust von 394.217 Euro "eingefahren" - eine Zahl die trotzdem nicht erschrecken darf.
Für 2016 sind Investitionen von ca. 300.000 Euro (3 neue Ladestationen) und ein Umsatz von ca. 106.000 Euro (größenteils aus Ladeeinnahmen) geplant, der erwartete Verlust wird mit 612.000 Euro deutlich höher ausfallen und macht natürlich auch Kapitalmaßnahmen notwendig.
Für 2019 wäre dann der Break even geplant - ein sehr ambitioniertes Vorhaben, das angesichts der jüngsten Entwicklungen in Sachen Tesla und Co. nicht mehr ganz unwahrscheinlich scheint.
Bis dahin muss sich die ELLA aber weiterhin laufend Kapital holen - schon aktuell kann man 2 Nachranganleihen zeichnen:
Anleihe 1 ("ella klassik") läuft 6 Jahre bei einem Kupon von 4% (wenn kein negatives Eigenkapital vorhanden!) und kann wie auch Anleihe 2 bis zum 31.12.2016 erworben werden. Anleihe 2 ("ella premium") ist etwas für E-Car-Fahrer: 30 Jahre Laufzeit, Annuitäten-Rückzahlung in ELLA-Gutscheinen - 100 Euro p.A. pro 1.000 Euro Anteil ergeben hier eine ziemlich fette Belohnung für E-Auto-Pioniere und ELLA-Unterstützer. Vorausgesetzt natürlich, das Unternehmen hält sich! Jeweils 1,5 Mio. pro Variante stehen bis 31.12.2016 zur Verfügung.
Die Anleihen sind natürlich (ähnlich wie auch beim Crowdinvesting in Start-Ups) ähnlich riskant wie Aktien eines Start-Ups - und auch solche wird es nach der Sommerzeit wieder geben - auf der HV wurde eine bis 1,5 Mio. Euro mögliche Kapitalerhöhung genehmigt (derzeitiges Grundkapital 1.291.900 Euro). Wer an die interessante Story glaubt, der kauft - das Risiko beider Anlageformen (Nachranganleihe oder Aktie) muss natürlich bekannt sein!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - April 2016