Es ist fix: Großbritannien hat sich mit ca. 52% für den Austritt aus der Europäischen Union entschieden. Nachdem die letzten Umfragen und Tendenzen eher für einen Verbleibt des U.K. in der EU sprachen, ist die Panik an den Finanzmärkten nun wieder einmal groß und erinnert in ihren Zügen sehr an die schlimmsten Tage der Finanzkrise.
Noch-Premierminister David Cameron (tritt im Oktober zurecht zurück) wird demnach vielleicht dereinst als Totengräber der EU eingehen - ohne Großbritannien ist die EU natürlich deutlich leichtgewichtiger und es (angesichts des aktuellen Vorrückens der Populisten in Europa) gar nicht unwahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren noch weitere Länder dem Beispiel Großbritanniens folgen werden.
Der nun doch überraschende BREXIT war von Cameron ja eigentlich nur als populisitsches Manöver verwendet worden: Zuerst drohen, dann für die Briten wieder ein paar Vorteile rausverhandeln und dann abstimmen lassen - der Plan Camerons (der sich nun gegen einen BREXIT aussprach) ging allerdings völlig in die Hosen, seltsame Populisten wie ein Boris Johnson oder gar ein Nigel Farage hatten ausreichend Rückenwind.
Aber nicht nur für die EU bringt der BREXIT (welcher nun in den nächsten 2 Jahren mühsam ausverhandelt werden muss) einige neue Troubles: So waren die EU-Befürworter primär im Großraum London, in Nordirland oder in Schottland zu finden. Schottland könnte sich demnach schon sehr bald (in einem weiteren Referendum) aus dem Königreich verabschieden, in Sachen Nordirland fordert Sinn Fein schon die Wiedervereinigung Irlands. Und die könnte dann weniger friedlich ablaufen, als derzeit bei der EURO 2016 in Frankreich, bei welcher sich die Nordiren und Iren sehr gerne haben...
Während die Krisenwährung Gold heute schon sehr stark angezogen hat, sind Börsen, Rohstoffe und Euro bzw. Pfund (gegenüber dem Dollar) klar am Rutschen - DAX und ATX starteten z.B. gleich einmal mit Verlusten über 10%, haben sich aber dann einmal vom ersten Schock leicht erholt.
Durchaus möglich, dass die nächsten Tage und Wochen (der Sommer ist in Sachen Börse zumeist ohnehin eher flau) weiter fallende Tendenz auf europäischen (aber auch internationalen) Börsen zeigen - eine ideale Gelegenheit, sich in viel zu günstige Werte (Österreich!!!) einzukaufen.
Auch wenn der BREXIT sich auf die Handelsbeziehungen Großbritanniens mit den Top-Handelspartnern (Deutschland, Niederlande, Frankreich, Irland, Belgien) sicherlich nicht positiv auswirken wird: Derlei lässt sich in den nun kommenden Verhandlungen EU-GB sicher brauchbar ausverhandeln.
Ob britisches Pfund, Linksverkehr, Schengen oder schlechtem Bier: Die Briten waren ohnehin nie wirklich begeisterte Europäer (wiewohl das wohl auch für viele andere Länder gilt, Österreich sei da gar nicht ausgenommen) - man kann diesen nun einige "Extrawürschtln" streichen, deren zu mächtige und unkontrollierte Finanzplätze ein wenig schwächen und deren Steueroasen (z.B. einige dubiose Inseln) offen bekämpfen.
Als Nettozahler wird GB der EU aber fehlen: Weniger Geld (6 oder 7 Milliarden Euro im Jahr) in der Kassa wird die Macht bzw. die Möglichkeiten der EU deutlich mindern, die Instanzen werden sich in den nächsten 1-2 Jahren weniger um wichtige Themen wie Griechenland, Ukraine oder Flüchtlingsströme kümmern können.
In Summe: Kein erfreuliches Votum (ein schwerer Schlag in Sachen "gemeinsames Europa", aber auch (noch) kein Grund zur Panik. So, ich werd' mir jetzt in Wien ein paar billige Aktien kaufen.
Ad hoc-Meldung - Juni 2016