Vorab Entwarnung: Das Abheben bei den meisten Bankomaten in Österreich ist weiterhin spesenfrei - einzig Kontospesen (je nach Paket) können nach wie vor anfallen.
Ein kleiner Anbieter von Bankomat-Terminals in Österreich (ca. 70 Ausgabegeräte von insgesamt rund 8.900 Automaten in ganz Österreich) hingegen sorgt dieser Tage für hohe Wellen bzw. Empörung: Das Geldabheben von Automaten der US-Firma Euronet 360 Limited kostet seit einigen Tagen nämlich satte 1,95 Euro.
Während sich die heimischen Banken mit Finanzminister Schelling erst im Mai darauf geeinigt haben, vorerst keine Bankomatgebühren zu verrechnen, sind Unternehmen, welche nicht zur heimischen PSA Payment Service Austria (an der die heimischen Banken beteiligt sind) gehören, natürlich nicht an diese Abmachung gebunden.
Nun prescht also der kleinste Anbieter (Euronet) einmal vor und verlangt satte 1,95 Euro pro Abhebung - was man bei der Transaktion erst ganz zum Schluss (im letzten Schritt vor der Auszahlung) sieht. Wenn man es überhaupt sieht - denn wohl wenig Leute lesen dann noch den kleineren Text wenn darüber ganz groß "Abbruch" oder "Auszahlung" steht. Drückt man auf "Auszahlung", werden dann vom Konto auch noch 1,95 Euro zusätzlich abgebucht - was z.B. bei 20 Euro Abhebung (bei jüngeren Bankomatkartenbesitzern gar nicht unüblich) ziemlich schmerzlich ist.
Darüber hinaus werden wohl auch viele andere Leute ob dringendem Geldbedarf wohl den Vorgang nicht abbrechen - denn wer mag dieser Tage (in Zeiten stark schwindender Bankfilialen) schon den nächsten Bankomat suchen...
Die Bankomaten der Firma Euronet sind leider nicht speziell gekennzeichnet - so das Unternehmen ob des aktuellen Shitstorm im Net keinen Rückzieher macht (was kaum zu erwarten ist), sollte zumindest PSA Austria vorpreschen und die eigenen Bankomaten z.B. mit "Kostenlose Behebung" oder "PSA" deutlich kennzeichnen.
Auch sehr spannend: Wird nun nach dem Vorpreschen von Euronet auch die zweite US-Firma First Data Austria nachziehen? Da wären dann schon über 1.000 Bankomaten betroffen, die größtenteils in Supermärkten u.ä. positioniert sind...
Dass auch ein Bankomat Arbeit und Zeit kostet, wissen die wenigsten Bankkunden - die Geldmarie hingegen war in den frühen Jahren der Bankomaten einst auch für die Kontrolle und Befüllung eines Bankomaten zuständig. Ein bisserl Arbeit ist das schon - sollte aber primär mit den Kontoführungsgebühren abgegolten werden.
Hebt nun z.B. ein Kunde der Ersten z.B. bei der Bank Austria ab, erhält die Bank Austria von der Ersten eine "Interchange-Fee" von 50 Cent. Betreibt eine Bank also viele Bankomaten an guten Standorten, bleibt aus dem Titel der "Interchange-Fee" noch ein schönes Körberlgeld. In der Regel zahlen hier größere Banken (mit vielen Bankomatkarten) eher drauf, kleinere Banken (mit guten Bankomatstandorten und weniger Karten) verdienen ein wenig.
Bisweilen ging sich das jahrzehntelang gut aus - die Ertragsschwäche vieler Großbanken wird das Thema Bankomatgebühren aber leider wohl auch zukünftig am Köcheln halten.
Ad hoc-Meldung - Juli 2016