Seit ein paar Wochen ist es nicht zu übersehen: Via Inserts im TV-Programm (in der Regel zur Hauptabendzeit) wird bei Fernsehkonsumenten, die noch via Antennenfernsehen DVB-T (seit ca. 10 Jahren der Standard bei Antennen-TV) das Signal beziehen informiert: Ab 27. Oktober gilt der neue Standard DVB-T2, welcher HD für Antennen-TV mit sich bringt.
Klingt ja ganz nett, aber wer nicht tätig wird, kann sich den Antennenempfang in Wien, Niederösterreich und im Nordburgenland ab 27.Oktober abschminken.
Ab 27. Oktober wird DVB-T nämlich in genannter Region abgeschaltet (die Frequenz wird dann für den Ausbau des mobilen Internets zur Verfügung gestellt) und wer TV nicht ohnehin via Satellit oder Kabel empfängt und keine Set-Top-Box oder ein Steckmodul von simpli TV hat, sieht schwarz.
Selbiges gilt ab April 2017 für Salzburg, Oberösterreich, die Steiermark und das Südburgenland, ab Oktober 2017 ist dann DVB-T2 auch Standard bzw. Pflicht in Kärnten, Tirol und Vorarlberg.
Wer nun die Schuld beim ORF sucht, liegt falsch (die sind nur für das eigene schwache Programm verantwortlich) - der Umstieg auf DVB-T2 ist nämlich europaweit abgestimmt.
Trotzdem gilt es zu sagen: Die Umstellung ist alles andere als gut vorbereitet. Auch wenn es "nur" cirka 140.000 Haushalte gibt, die davon noch betroffen sind (dadurch war auch die ORF-Tochter ORS der einzige Bewerber für DVB-T2) - in diesen herrscht dieser Tage wohl sehr häufig Chaos.
Auch im Geldmarie-Haushalt brauste Unmut auf: Schon wieder eine Umstellung (wie schnell doch 10 Jahre vergehen...) - die eigentlich nur Ärger und Kosten mit sich bringt. Denn die bessere Bildqualität als "Schmankerl" bei HD ist für den Laien auf unserem Flatscreen (gerade einmal 5 Jahre alt, also noch kein "Dinosaurier-TV") eigentlich nicht zu erkennen.
Im Fachhandel angekommen, wird ein Mitarbeiter von vielen Betroffenen umringt - und der teilt (da alle TVB-T2-Boxen vergriffen sind) dann Prospekte von simpliTV aus: Online registrieren (was ganz schön viele Eingaben erfordert), dann erhält man einen ermäßigten HD-Receiver (um 24,90 Euro statt 59 Euro) zugeschickt. Ob man da auch gleich eine neue Antenne bestellen soll, bleibt naturgemäß online offen - nachdem bei unserer Installation die alte Antenne als "defekt" bezeichnet wurde, wäre es aber vielleicht kein Fehler, die 20 Euro noch zusätzlich zu investieren.
Blöde Geschichte: Man kann pro Bestellvorgang nur einen HD-Receiver ordern - in vielen Fällen gibt es aber mehrere TV-Geräte in den betroffenen Haushalten. Das E-Mail an simpliTV wurde "immerhin" nach 3 Werktagen beantwortet - man möge sich einfach mit einer anderen E-Mail-Adresse nochmals anmelden. Gesagt, getan - abwarten, ob das funkt...
Für ältere Menschen (und gerade diese haben häufig noch Antennen-TV) ist die Umrüstung mit Sicherheit ein Spießrutenlauf: Keine Geräte im Fachhandel, individuelle Qualitätsberatung kaum möglich, Internet mühsam, fehlende "Case-Szenarien" auf der Homepage von simpli-TV.
Wirklich rasch war dann die Lieferung des HD-Receivers (plus Fernbedienung, Batterien und HDMI-Kabel) - das Anschließen selbst war dann doch nicht so einfach, wie gedacht:
So Ihr TV-Gerät bzw. das System (z.B. kombiniert mit DVD- oder Videogeräten) nicht der Norm entspricht, scheint Ärger vorprogrammiert: Bei uns wurde zuerst die vorhandene Antenne als "defekt" erkannt, dann hat der Programmsuchlauf einige schon vorhandene Programme (z.B. Servus TV) nicht erfolgreich registriert (dafür funktionieren interessanterweise ein paar andere aus dem Angebot von simpli TV) und schließlich funktioniert nun derzeit (hoffentlich noch behebbar) die Aufnahme mittels DVD-Video-Recorder gar nicht mehr. Auch die Teletext-Funktion ist noch alles andere als perfekt.
Die mögliche (und wohl wahrscheinliche) Konsequenz: Noch eine neue Antenne dazukaufen, wohl ist auch der Kauf eines neuen Rekorders notwendig. Dass man einen solchen mit DVD- und Videofunktion, der noch dazu mit DVB-T2 kompatibel zu kriegen ist, überhaupt noch kriegt, ist durchaus anzuzweifeln.
Ergo: Mehrkosten, mehr Kabeln und Fernbedienungen und vor allem viel Zeit und Ärger für ein System, das keiner wirklich braucht - und folglich mit Sicherheit auch noch sehr viel unnötiger Gerätemüll. Verzweifelte Menschen, bei denen die Umstellung gar nicht funktioniert, werden wohl noch deutlich tiefer ins Börserl greifen müssen und gleich alles umrüsten bzw. auch teuren Rat (von kostenpflichtigen Hotlines bis zu teuren TV-Technikern) einholen. Machen wir sicher nicht - auch wenn früher oder später der nächste unnötige "Techniksprung" kommt.
Für's Stammbuch (to whom it may concert): Völlig unnötiger Dreck!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2016