Schon einige Jahre kann man sich auch als Privater an der Kreditvergabe an Private bzw. auch an Firmen beteiligen. Unter den Begriffen "Social Lending" oder Crowdlending vermitteln Portale wie Lendico, Auxmoney, Zopa etc. Kredite.
In Österreich ist derzeit nur Lendico diesbezüglich tätig (derzeit leider mit sehr wenig Angeboten) - sehr wohl ist Geld aus Österreich aber auch bei anderen Portalen gefragt. So zum Beispiel beim 2008 gegründeten und 2009 in Estland gestarteten Portal "Bondora" aus Tallinn, welches auch in Österreich immer mehr Anleger findet: Insbesondere, da dort scheinbar sehr hohe Renditen erzielt werden.
Immer wieder erreichten die Geldmarie in den letzten Jahren Infos bezüglich der tollen Renditen bei Bondora - dazu auch Fragen bezüglich des Versteuerns von Gewinnen. Letztere sind zumeist leicht zu beantworten: Gewinne unterliegen in Österreich der Einkommensteuer (bzw. sind im Lohnsteuerausgleich anzugeben) und hierzulande zu versteuern.
Nachdem unsere Leser immer wieder von sensationellen Renditen sprachen (oft 30 Prozent und mehr), galt es natürlich, sich Bondora etwas näher anzusehen.
Und siehe da: Die dort vermittelten Kredite haben durch die Bank extrem hohe Kosten (Zinsen) - selbst bei bester Bonität sind die Zinsen zweistellig. Und für so manchen Kredit werden sogar mehr als 100% p.a. verlangt - im Vergleich zum heimischen Zinsniveau natürlich extrem hoch...
Die atemberaubend hohen Zinsen locken natürlich Anleger aus der ganzen Welt, sollten aber auch zum klaren Schluss führen: Die Ausfallsrate der Kredite ist mit Sicherheit hoch bzw. sogar extrem hoch. Trotzdem ging sich bisweilen für einen großen Teil der Anleger feine Gewinne aus - aktuell gibt man bei Bondora eine Durchschnittsrendite von 16,3% (Tendenz sinkend) an.
Das 2009 gestartete Unternehmen wurde mit Venture-Capital groß gemacht und hat bisweilen 69,3 Mio. Kredite (von 187,2 Mio. beantragter Kreditsumme) vermittelt - man kann schon daraus ableiten, dass man hier bei den Kreditnehmern nicht allzu wählerisch ist.
Kredite werden derzeit ausschließlich in Estland, Finnland und Spanien vergeben, wobei insbesondere Kredite in Spanien besonders hohe (in der Regel dreistellige) Zinsen zu zahlen haben.
Auch einen Zweitmarkt gibt es bei Bondora - man kann also seine Kreditengagements vorzeitig verkaufen. Nähere Infos zum Zweitmarkt aber erst dann, wenn wir uns auf dem Kreditmarktplatz ein wenig eingelebt haben.
Das Eröffnen eines Investorenkontos bei Bondora ist ausgesprochen einfach. Binnen weniger Minuten nach Kontoeröffnung meldete sich dann auch eine junge Dame aus Estland per Telefon und fragte im perfekten Englisch, ob sie mir helfen könne... Eine Geldüberweisung (war binnen 1 Werktag auf dem Bondora-Konto, wo nicht veranlagte Gelder bei der SEB-Bank verwaltet werden) und man kann auch schon in Kredite investieren - vorausgesetzt, es gibt aktuell welche...
Gegenwärtig scheint nämlich bei Bondora gerade ein richtiger Anlegerboom ausgebrochen zu sein: Kreditprojekte sind nur wenige Minuten online und dann rasch überdotiert - insbesondere der Portfolio-Manager (automatische Veranlagung je nach gewählter Risikobereitschaft) sorgt für raschen Ausverkauf.
Apropos Portfolio-Manager: Achten Sie darauf, dass Sie diesen (so Sie individuell anlegen wollen) rasch deaktivieren - meine ersten 30 Euro Testüberweisung waren gleich automatisch veranlagt...
Anlegen kann man (und sollte man) in Kleinsummen in viele unterschiedliche Kredite - ab 5 Euro pro Kredit ist man dabei. Bondora empfiehlt hier eine Streuung in 500 Kredite oder mehr - im Geldmarie-Test sehe ich einmal im ersten Jahr um die 100 Kredite a 5 Euro vor und werde dann nach ca. 12 Monaten wieder berichten, wie sich die Anlage entwickelt hat.
Beachten Sie unbedingt, dass man hier auch (rein theoretisch) das gesamte Geld verlieren kann - ca. 10% der Anleger sind derzeit im Minus. Der Geldmarie-Text wird sich also zumeist in den besseren Risikoklassen abspielen - nur ab und an wird auch in 100-oder-mehr-Prozent-Kredite investiert.
Bei Lendico Österreich liegt die Rendite nach über 2 Jahren Text übrigens derzeit bei 5,55% - von 300 investierten Euronen sind auch schon wieder 287 wieder da - mit den ausstehenden Krediten ist hier ein kleiner Gewinn also schon ziemlich fix.
Ob Bondora oder Lendico: Wir bleiben dran, das Thema ist mit einiger Sicherheit weiterhin eine interessante Anlagealternative - aber sicher nix für Sparbuchsparer!
Nachtrag 21.10: Soeben erfahren, dass der "manuelle Erstmarkt" ("Kapitalmarkt") ab 1.11.2016 geschlossen wird - dann kann man nur noch über den "Portfolio Manager" investieren. Da kommt wenig Freude auf - trotzdem wird der Geldmarie-Test weitergeführt.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2016