Kaum hat man die Sorgentochter trans-o-flex (mit Verlusten) verkauft, macht die nächste Auslandsbeteiligung der heimischen Post Troubles: Diese Woche konnte man via APA-Pressemeldung einen äußerst seltsamen Text der türkischen Chefin der Aras-Group (Evrim Aras) lesen - wiederholt beschwert sich die Chefin der Aras-Kargo (türkisches Paketunternehmen) in einem für Geschäftsleute ziemlich unüblichen Ton und Inhalt über den "Partner" Post, welcher ja bereits 25% der Aras-Kargo besitzt und nun weitere 50% übernehmen könnte.
Das scheinen die Türken aber nun absolut nicht zu wollen - oder sie pokern einfach sehr bazarartig um einen höheren Kaufpreis als vielleicht ursprünglich vereinbart - die dazu gewählten Methoden passen sehr gut ins Stimmungsbild, das sich Mitteleuropäer derzeit über die Türkei machen...
Ab in die Heimat und zu den nackten Zahlen der Post nach dem 3. Quartal 2016:
Der Umsatz nach dem Verkauf der trans-o-flex-Tochter (welche nur noch im 1. Quartal berücksichtigt wird) sank natürlich deutlich: Von 1,75 Mrd. Euro ging es auf 1,51 Mrd. Euro runter. Ohne trans-o-flex wäre der Umsatz nur ganz leicht (um 0,1%) gesunken.
Das ist angesichts der verstärkten Konkurrenzsituation im Österreich-Paket-Markt und der weiteren Substitution der Briefe durch moderne Medien wohl durchaus zufriedenstellend!
Der Bereich Brief, Werbepost und Filialen verlor 1% Umsatz (auf 1,08 Mrd.), der Bereich Paket und Logistik ob des trans-o-flex-Wegfalls gar 34,2%. Ohne trans-o-flex hätte man bei "Paket und Logistik" aber ein Plus von 3,5% stehen - der Paketmarkt wächst zwar ob Onlineshopping noch schneller, die Konkurrenz schläft aber auch nicht und die Post hat da ja hohe Marktanteile zu verteidigen. Das kann man bisweilen durchaus als gelungen bezeichnen.
Durchaus gelungen auch das EBT der Post nach dem 3. Quartal: 134,2 Mio. (nach 137,8 Mio.) sind ein kleines Minus von 2,6%, der Gewinn sank von 104,1 Mio. auf 100,5 Mio. Nachdem im 4. Quartal 2015 der negative trans-o-flex-Verkauf berücksichtigt wurde, liegt man aber derzeit schon klar über dem Vorjahresgewinn von 71,4 Mio. Euro.
Die 146,5 Mio. aus dem Jahr 2014 werden sich aber wohl nicht mehr ausgehen - fraglich auch, ob die Post ein zweites Jahr eine Dividende auszahlt, die höher als der Jahresgewinn (Vorjahr: 1,95 Euro Dividende, 1,06 Euro Gewinn pro Aktie) ist.
Auch das Problem in der Türkei steht noch zur Lösung an: Meinereiner würde die Türkei derzeit Türkei bleiben lassen - das Land fährt gerade wieder Richtung Mittelalter und Investitionen in einen totalitären Staat können bitter enden. Und Mentalitätsunterschiede sind ja ob der Aras-Aussagen evident.
Die einstige Top-Dividendenaktie der Post ging zuletzt mit 31 Euro aus dem Wiener Börsentag - und ist damit vom Höchstkurs (Anfang 2015 fast 46 Euro) trotz zuletzt erfolgter Erholung noch ziemlich weit weg. Die Konkurrenzsituation in Österreich wird wohl noch ein paar Jahre verstärkt anhalten, die Aras-Troubles sollten aber den Geschäftserfolg derzeit kaum negativ beeinflussen und die Post scheint derzeit gar nicht so schlecht aufgestellt. Somit ist der aktuelle Kurs wohl auch ziemlich gut zutreffend.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - November 2016