Hat man 2016 an der Wiener Börse investiert, dürften die Sektkorken dieser Tage durchaus laut knallen: Auch 2016 war für den heimischen Leitindex ATX wieder ein gutes Jahr. Knapp über 10% liegt der ATX am vorletzten Handelstag des Jahres über dem letzten Wert aus dem Jahr 2015 - schon im Jahr davor konnte sich Wien über 11% Zuwachs freuen.
Bei 2.640 Indexpunkten liegt der ATX derzeit und nähert sich damit wieder den 2.720 Punkten, die man noch im Jänner 2014 kurz gesehen hat - durchaus möglich, dass 2017 diese Marke wieder erreicht bzw. deutlich überboten wird. Von All-time-highs wie an anderen Börsen (z.B. Wall Street oder DAX) ist man aber noch meilenweit entfernt - zu sehr hat die Finanzkrise die Banken- und Finanzwerte (Versicherungswerte) in Österreich in Grund und Boden gestampft.
2016 wurden immerhin eine mittlere China-Krise (dauerte aber nur ein paar Wochen) und ein BREXIT-Votum weggesteckt und als die USA dann doch tatsächlich den Herrn Trump gewählt haben, war der Schock nur kurz und ging sogar in eine kleine Euphorie über: Die Finanzwelt sieht in Trump scheinbar eher einen Verbündeten als eine große (politische) Gefahr.
Top-Performer anno 2016 ist mit einem Zugewinn von immerhin knapp über 60% Lenzing. Der weltweit tätige Zellulosefaserproduzent aus Lenzing gehörte schon 2015 zu den erfolgreichsten Aktien in Wien (+32%) und hat auch 2016 wieder viele internationale Investoren angelockt. Mit Preisen von über 110 Euro scheint die Luft nach oben aber sehr dünn zu werden, so toll kann 2016 die Bilanz gar nicht werden...
Auf Platz 2 landete der Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann. 2015 verlor der Titel ob der niedrigen Ölpreise noch (fast harmlose) 16%, 2016 konnte man starke 55% zulegen und liegt (auch wenn der Ölpreis bei noch immer niedrigen, wiewohl höheren, 55 Dollar liegt) mit 78 Euro pro Aktie fast schon wieder bei den Kursen vor dem großen Einbruch des Ölpreises.
Auf Platz 3 Feuerfestprodukte-Hersteller RHI mit einem Plus von 37 Prozent - der geplante Zusammenschluss mit Magnesita hat hier die Kurse wieder einmal "befeuert".
Auch für Schoeller-Bleckmann und RHI gilt wohl für 2017: Der Kurs scheint schon mehr als fair, weitere spektakuläre Kurssprünge nach oben sind wohl nicht mehr äußerst wahrscheinlich.
Weitere Aktien mit sehr feinen Zugewinnen: OMV und Raiffeisen Bank International (+30%) und voestalpine (+33%).
Die "Loser" des Jahres 2016 an der Wiener Börse: DO & CO (-39%), Zumtobel (-26%), die Vienna Insurance Group (-15%) und Immofinanz (-12%).
Schon im Vorjahr hat die Geldmarie getitelt: "Wiener Börse weiter unterbewertet".
Das gilt nun wohl auch für 2017 - nur aber nunmehr um 10% weniger;-)
Bei den meisten ATX-Zahlen sind für 2016 wieder solide Bilanzen zu erwarten, die aktuelle Weltwirtschaftslage sieht gar nicht einmal so mies aus (trotz laufender Krisennachrichten) und auch die Konkjunkturprognosen für Österreich bzw. die EU sind für 2017 nicht schlecht. Die eine oder andere Krise aus dem Finanzbereich (Griechenland, Italien, frische Krisenbanken etc.) scheint aber auch im nächsten Jahr nicht auszuschließen bzw. sogar wahrscheinlich und auch politisch (Rechtsruck, Russland-Ukraine, Naher Osten etc.) wird 2017 wohl nicht unbedingt langweilig. Positiv formuliert...
Die niedrigen Zinsen im Euroraum werden uns 2017 aber weiter erhalten bleiben - das ist für Aktien keinesfalls ein Schaden. Noch passen die Einstiegskurse - Profis kaufen an schwachen Tagen bzw. bei kurzen Krisen (die da immer wieder kommen) billig ein bzw. nach.
Meine Strategie für 2017: Energiewerte (EVN, Verbund) falls die Strompreise wieder anziehen, die zuletzt schwachen Versorger (Post, Telekom Austria), genug geprügelte Versicherungen (VIG, Uniqua) und die noch (meines Erachtens) unterbewertete Erste Group Bank.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2016