2016 war kein wirklich gutes Jahr für die Windkraft in Österreich. Wiewohl man mit 1.191 Windkraftwerken (Windrädern)und mit einer installierten Leistung von 2.632 MW (Stromproduktion für 1,62 Mio. Haushalte, ca. 5,7 Mrd. kWh in einem Durchschnittsjahr) einen Rekordwert hinlegt, ist der Ausbau der Windkraft zuletzt eher ins Stocken geraten und auch das Windaufkommen lag deutlich unter dem Schnitt.
Wurden 2015 noch 108 neue Windräder in Betrieb genommen, reduzierte sich die Zahl 2016 auf nur noch 75 neue Windkraftwerke. 2017 werden es lt. Stefan Moidl von der IG Windkraft überhaupt nur noch 60 Stück sein, die neu in Betrieb genommen werden - hohe Ausgleichsenergiekosten und niedrige Marktpreise auf den Strombörsen reduzieren lt. Moidl das enger werdende Budget für neue (geförderte) Windräder.
Die Warteschlange auf Förderungen wird aktuell immer länger: Schon 260 bereits fertig geplante Windräder (nach 220 im Vorjahr) warten auf eine Förderzusage, welche aber (da die Anträge nach 3 Jahre verfallen!), für ca. 190 Projekte davon besteht derzeit aber keine Chance, realisiert zu werden.
Moidl und auch Vertreter von Energie- bzw. Windkraftunternehmen (z.B. die stark in Windkraft investierten Unternehmen WEB Windenergie und die Nr. 1 am Windmarkt, die Energie Burgenland) fordern daher rasches Handeln der Regierung und auch ein Sonderbudget, um die Warteschlange etwas zu reduzieren und damit auch die heimische Wirtschaft zu fördern.
Die zuletzt oft kritisierten Kosten für die Endkunden (Ökostrompauschale) sinkt übrigens 2017 auf nunmehr ca. 100 Euro pro Durchschnittshaushalt (ca. 3.500 kWh Jahresverbrauch), 2016 waren noch 120 Euro fällig.
Beim Klimaschutz bzw. bei der Ökostromnovelle ist die Regierung schon länger schwer säumig und planlos - zu viele Interessensvertreter scheinen hier wieder einmal ein Zukunftsthema zu blocken. Dabei ist es gerade der Energiewende in Deutschland zu verdanken, dass Österreich massenhaft billigen Überschussstrom (insbesondere an windigen Tagen) kaufen kann und trotz Kosten für die Ökostromförderungen den Strompreis für Private schon jahrelang konstant hält.
Mit 654 Windrädern und einer installierten Leistung von 1.411,5 MW ist Niederösterreich weiterhin klar Nr. 1 in Sachen Windräder - und hat diese Position 2016 sogar noch ausgebaut. Im Burgenland (416 Windräder, 997,2 MW) stockte nämlich der Ausbau der Windkraft 2016 gewaltig!
Zugelegt hat 2016 die Steiermark, wo 81 Anlagen mit einer Leistung von 168 MW laufen, auch Oberösterreich konnte sich mit 30 Anlagen und 47,3 MW Leistung etwas steigern. Nichs geändert hat sich in Wien, wo 9 Anlagen stehen, ebenso stabil bei 1 Windkraftwerk bleibt Kärnten. Der Rest: Windstille!
Auch wenn 2016 der Wind in Österreich deutlich unter den Erwartungen blieb: Bei weiter deutlich steigendem Stromverbrauch und einer immer größer werdenden Importmenge (Deutschland, Tschechien) wäre es kein Fehler, der Windkraft noch ein paar Jahr kräftig unter die Arme zu greifen.
Ein jährlicher Zubau von rund 100 Anlagen ist sicher vertret- und finanzierbar - die geförderten Einspeisetarife von aktuell 8,95 Cent/kWh wurden ohnehin schon nach unten angepasst und können ruhig noch ein wenig sinken (auch mit 6 bis 7 Cent würde es sich wohl für die Unternehmen ausgehen), dafür könnte man deutlich mehr neue Anlagen bauen.
Die Zeiten extrem niedriger Strompreise könnten übrigens schon 2017 vorbei sein - der Strompreisindex hat sich in den letzten Monaten (wie auch Öl oder Gas) wieder deutlich nach oben bewegt. Früher oder später ist es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass Windräder gänzlich ohne Förderungen auskommen. So z.B. die Elektromobilität in den nächsten Jahren wirklich ankommt (was durchaus in Sicht ist), steigt der Strombedarf massiv und damit wohl auch die Strompreise. Wer da schon seine Netze ausreichend ausgebaut hat und auch genug Kraftwerke am Start hat, darf sich dann freuen...
BTW: Der Jänner 2017 sieht zumindest in Sachen "Windernte" schon einmal gut aus - in der aktuellen Frostperiode ein äußerst wichtiger Beitrag für einen halbwegs feinen Strommix!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2017