Die seit Jahresbeginn andauernde Kältewelle beschränkt sich nicht nur auf Österreich - und dürfte (wiewohl abgeschwächt) noch einige Tage anhalten. Feine Nachrichten für die europäischen Energieversorger, wiewohl so manche (Beispiel Frankreich in Sachen Strom oder südliche Länder in Sachen Flüssiggas) ziemlich in Stress kommen.
Um die heimische Stromversorgung muss man sich aber weniger Sorgen machen - gibt es wenig Strom aus Deutschland (wo in den letzten Tagen auch noch der Wind ausgelassen hat), so schaltet man in Österreich einfach ein paar kalorische/thermische Kraftwerke (Gas oder aktuell sogar auch Öl und Kohle) ein bzw. lässt die Pumpspeicherkraftwerke (in den billigen Nachstunden raufpumpen, in den Spitzenzeiten wieder runterlassen) auf Hochtouren laufen.
Die Kältewelle sorgt aktuell für Energie-Verbrauchs- und Produktionsrekorde, welche aber leider nur mit fossilen Brennstoffen möglich sind: Verstromt Deutschland aktuell mangels Windkraft und wenig Solarstrom Unmengen von Braunkohle und Steinkohle aber auch viel Gas, so ist es in Österreich primär Gas - deutlich über 3.000 MW Strom werden aktuell via Gas verstromt, ungefähr ein Drittel der heimischen Produktion. Dieser hohe Anteil liegt auch daran, dass die heimischen Flüsse derzeit absolutes Niederwasser führen und auch der Wind (der allerdings in den ersten beiden Wochen des Jahres gut geholfen hat, das Stromloch zu schließen) eher mäßige Stromerträge bringt.
Ein Beweis mehr: Nur mit den erneuerbaren Energien Wasser, Windkraft und Photovoltaik werden Stromspitzen noch Jahrzehnte lang nicht alleine bewältigt werden können - bis zur wirtschaftlich vernünftigen Speicherung von Überschussstrom wird es auch noch viele viele Jahre dauern.
Während die Haushalte (ein paar hundert Euro mehr Stromrechnung) und die Umwelt (erhöhter Verbrauch von fossilen Energieträgern) klar zu den Verlierern der Kältewelle in Europa gehören, gibt es natürlich auch Profiteure: Primär einmal die Energieversorger!
So warm kann es die nächsten beiden Monate gar nicht mehr werden - im Vergleich zum sehr milden Vorwinter werden die ersten Quartale 2017 der Versorger in Sachen Umsatz (und vielleicht auch in Sachen Gewinn) ausgezeichnet aussehen.
In Österreich hält sich die Anzahl der Beteiligungsunternehmen in Sachen Energie leider in Grenzen (die Landesversorger könnten hier ruhig ein paar Prozente an die Börse bringen, würde auch die Transparenz erhöhen) - nur wenige Aktien kann man sich derzeit ins "Kälteportfolio" nehmen:
Ein heißer Kanditat für kalte Tage ist hier jedenfalls die EVN! Mit aktuellen 11,35 Euro scheint die Aktie (die heute 42 Cent Dividende ausgeschüttet hat) ob der Kältewelle ein klarer Kauf zu sein: Insbesondere die Gaskraftwerke der EVN sind derzeit toll ausgelastet, der Stromverbrauch in Niederösterreich steigt ebenso wie auch im sehr kalten Bulgarien und die Vergleichwerte aus dem Vorjahr könnte das aktuelle Quartal (wird dann aber erst ca. im Mai veröffentlicht) zum "Kracher" machen. Die im letzten Jahr zugelegten 15% könnten 2017 durchaus übertroffen werden.
Auch ein Profiteur ist natürlich der Verbund, wiewohl die niedrigen Wasserstände die vielen Laufkraftwerke des Verbund derzeit kaum in Schwung bringen. Dafür laufen die Speicherkraftwerke hervorragend und können auch aktuell von den hohen Spotpreisen in Europa (teilweise über 100 Euro pro MWh) profitieren. Mit aktuell 15,50 Euro hat der Verbund im Jahresvergleich aber schon 50% zugelegt und scheint ziemlich fair bewertet. Gute Nachrichten (und später feiner Schneeschmelze mit viel Wasserkraft) sind aber für 2017 zu erwarten, die extrem niedrigen Strompreise des Vorjahres wird man 2017 wohl nicht mehr oft sehen.
Auch die OMV wird wohl deutlich mehr Gas und Öl in Europa absetzen - ist hier aber nicht so direkt positiv betroffen wie die Stromversorger. Binnen 12 Monaten ging es bei der OMV-Aktie schon von 23 Euro auf aktuell 33,77 Euro rauf - das wird sich (außer der Ölpreis explodiert) wohl 2017 nicht so leicht mehr ausgehen. Als starker Ölförderer ist die OMV primär einmal vom Ölpreis abhängig - mit aktuellen 55 Dollar/Barrel reißt man gewinntechnisch 2017 aber sicher "keinen Haxen" aus - und die im 2. Quartal 2016 erfolgte Ölpreiserholung scheint schon im aktuellen Börsenpreis inkludiert.
Noch eine (kleine) AG aus Österreich in Sachen Energie: Die Burgenland Holding AG, welche (als reine Holdinggesellschaft) 49% der Energie Burgenland AG hält und aktuell mit 62 Euro (wenig Handel!) an der Börse notiert und für 2016 bald 3,15 Euro Dividende pro Aktie auszahlt. Das mehrheitlich der EVN gehörende Unternehmen wird ab wohl 2017 ob geringerer Gewinne der Energie Burgenland kaum große Sprünge machen und ist eher als Dividendentitel zu sehen.
Eine Variante für Zocker: Die russische Gazprom wird nach eher trüben Jahren 2017 wohl wieder frohlocken (derzeit tut sie es naturgemäß ob der Kälte in ganz Europa) - hier ist das politische Risiko aber natürlich nicht zu unterschätzen und Rückschläge der zuletzt gut gestiegenen Aktien sind jederzeit wieder möglich.
Abschließend gilt es noch "meine" Lieblings-Ökostrom-Aktien, welche es nur außerbörslich gibt: oekostrom AG (bald schon neue Aktien zu zeichnen), Windkraft Simonsfeld AG, und W.E.B Windkraft AG. Infos zu diesen Unternehmen auf der Geldmarie!
Ad hoc-Meldung - Jänner 2017