Langsam, aber sicher, neigt sich der Winter 2016/2017 dem Ende zu - und dieser sorgte nicht nur in Österreich dafür, dass sich die Gaslieferanten Europas (allen voran die Gazprom) die kalten Hände warmreiben konnten: Der Gasverbrauch stieg deutlich an und der Gaspreis ist nach langem Niedergang mittlerweile an den Märkten wieder angezogen. Nicht unmöglich, dass da früher oder später einmal wieder auch eine Erhöhung für die Haushalte ansteht.
In Österreich lagerten per Mittwoch, 22.2.2017 (lt. Gas Infrastructure Europe, siehe Linktipp) noch 23,03 TWh (Terawattstunden) Gas in heimischen Gasspeichern, das entspricht einem Füllstand von ca. 24 Prozent.
Wie üblich erreichte im Oktober 2016 der Füllstand heimischer Gasspreicher mit 85,70 TWh den höchsten Stand, ab dann setzt die Heizsaison so richtig ein und auch die Stromerzeugung aus Gas ist im Winter deutlich höher. Die Anlieferungen von Gas reduzieren sich dann deutlich, der Verbrauch ist insbesondere in den Wintermonaten Dezember, Jänner und auch oft noch im Februar (2017 in der ersten Februarhälfte jedenfalls) besonders hoch.
Ob des strengen Winters war es 2016 sicher kein Fehler, besonders hohe Erdgasmengen einzulagern, mit der Menge aus 2015 (ca. 69 TWh) würde man heuer nämlich jetzt schon ziemlich ins Schwitzen kommen. Sehr weise, dass man in Europa aus dem Gaskonflikt Russlands mit der Ukraine Konsequenzen gezogen hat und die Lagerkapazitäten (auch in Österreich) sowie die Vernetzung der Länder untereinander in den letzten Jahren stark ausgebaut hat.
In normalen Jahren muss man nämlich ca. bis Mitte/Ende März mit den Lagerbeständen auskommen, erst Anfang April übersteigt dann die Anlieferungsmenge von Gas wieder den Verbrauch und im Frühling/Sommer werden bis in den Herbst die Gaslager dann wieder gefüllt.
Sieht man sich die Gasspeicherung in einigen Ländern Europas an, resultiert daraus, dass 2017 wieder eine hohe Einlagerung notwendig sein wird - in fast allen Ländern sind die Gasspeicher nämlich kräftig geleert worden.
In Ungarn sind die Speicher nur noch zu 20% voll, in der Slowakei (wo diese Ende 2013 fast leer waren) sind von 35 TWh nur noch 8,7 TWh vorhanden (Speicherstand 24%), in der Atomstromnation Frankreich ging es von 122 TWh auf 37 TWh (Speicherstand 27%) und in Deutschland ist man mit 30% Speicherstand (von 227 auf 71 TWh runter) noch ziemlich gut befüllt.
Gerade Deutschland hat 2016 besonders viel Gas eingelagert (und auch viel davon verbraucht) - in Germany ist Gas nämlich besonders dann wichtig, wenn die erneuerbaren Energieträger Photovoltaik (im Winter schwach) und Wind (sehr variabel) auslassen. Wiewohl man diese Stromspitzen dort lieber mit Kohle ausgleicht, was ökologisch eher keinen schlanken Fuß macht...
Gas strömt nämlich nicht nur zum Heizen von Haushalten bzw. in der Industrie - auch in der Stromerzeugung ist Gas in vielen Ländern (wie auch Österreich) sehr wichtig. Gerade in Österreich ist bei schwacher Produktion via Wasserkraft (im aktuellen Winter besonders wenig Niederschläge und extrem niedrige Wasserstände!) und Windstille die Verstromung von Gas extrem hoch: An manchen Tagen erfolgte sogar mehr als die Hälfte der heimischen Stromerzeugung aus Gas!
Böse, böse, möchte man da meinen - aber ziemlich alternativlos und immer noch sauberer als Steinkohle, Braunkohle (Deutschland ist diesbezüglich fast katastrophal unterwegs) oder Öl, welche in Österreich nur noch sehr wenig zur Stromerzeugung herangezogen werden.
Sind die österreichischen Pumpspeicher (welche wir noch sehr günstig mit Überschussstrom aus Deutschland oder Tschechien befüllen) leer, lässt die Wasserkraft aus und gibt es gerade einmal keinen starken Wind, ist Gas in Österreich schwer notwendig.
Das wird sich leider auch die nächste Jahre (womöglich sogar Jahrzehnte) nicht ändern - es sei denn, die Technologie macht in Sachen Stromspeicherung (von Überschussstrom) raschere Fortschritte als gegenwärtig zu beobachten sind.
Nicht zu vergessen: Die Gasheizung ist in Österreich immer noch auf Platz 2 der Heizungen in Privathaushalten (hinter der Fernwärme und noch vor Holz) - in den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der Gasheizungen in Hauptwohnsitzen mit ca. 900.000 annähernd konstant geblieben.
Nein, die Geldmarie ist überhaupt kein Fan von Gas (und Gasheizungen), muss aber feststellen: Gas ist derzeit das geringste Übel im Energiesektor und noch lange ein wesentliches Bindeglied in Richtung Energiewandel.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Februar 2017