Die jüngsten Zahlen der Statistik Austria in Sachen Heizsysteme in Österreichs Haushalten (neueste Zahlen für den Winter 2015/2016) zeigt einige klare Trends aber auch einige interessante Entwicklungen. Wärmepumpen, Solarwärme, Fernwärme und Erdgas sind im Aufwind, Holz (plus Hackschnitzel, Pellets und Holzbriketts) entwickelten sich hingegen in den letzten 2 Heizperioden negativ.
Mit 1,06 Mio. Haushalten, welche mit Fernwärme geheizt werden, liegt die Fernwärme nach wie vor klar bei den Heizsystemen in Österreich in Front. Binnen 2 Jahren konnte ein Zuwachs von rund 38.000 neuen Hauptwohnsitzen, welche mit Fernwärme versorgt werden, erzielt werden.
Auf Platz 2 im Ranking der österreichischen Heizsysteme landet wiederum Erdgas: Rund 910.000 Wohnungen werden mit Erdgas geheizt - ein Plus von 21.000 Wohnungen zeigt, dass Erdgas weiter im Trend liegt und sich Putin & Co. wohl noch lange über hohe Gaslieferungen nach Europa freuen dürfen.
Unverändert auf Platz 3 liegen Holzheizungen (Holz, Holzschnitzel, Pellets, Holzbriketts) - 666.000 Stück wurden davon seitens Statistik Austria erfasst. Das ist ein deutlicher Verlust von 31.000 Einheiten binnen 2 Jahren.
Der Schluss aus obigen Zahlen: Wer eine neue Wohnung bezieht, hat bezüglich Heizsystem kaum Auswahlmöglichkeiten und kriegt Fernwärme oder Gas oft gleich fix vorinstalliert. Auch im Eigenheimbereich ist Gas in Sachen Installationskosten oft sehr günstig - und die finanziell ohnehin schon ziemlich belasteten Häuslbauer greifen hier gerne zu.
Bei den Holzheizungen zeigt sich ein Trend zur Bequemlichkeit (auch wenn moderne Holzvergaserheizungen deutlich weniger Arbeit machen) - in Neubauten ward die Heizform Holz zuletzt eher selten gesehen, die lange boomenden Pelletsheizungen litten in den letzten Jahren unter dem extrem niedrigen Ölpreis und konnten darob nur sehr wenig neue Fans gewinnen.
613.000 Ölheizungen (plus Flüssiggas) wurden in der Alpenrepublik gezählt, das ist nur ein Minus von rund 9.000 Einheiten. Der Niedergang der Ölheizung hat sich demnach durch die niedrigen Ölpreise der letzten Jahre deutlich verlangsamt. Insbesondere ältere Häuser werden noch gerne mit Öl befeuert - der teure Umstieg auf ein moderneres Heizsystem hat sich demnach für die (meistens auch älteren) Hausbesitzer zuletzt nicht wirklich als Option gezeigt.
Nur zum Vergleich: 2003/2004 war Heizöl (plus Flüssiggas) mit 908.000 Haushalten noch Nummer 1 unter den Heizsystemen (903.000 Erdgas, 641.000 Holz) - die Ölheizungsbranche kann somit den Verlust von nur 9.000 Heizungen in 2 Jahren durchaus als Erfolg bezeichnen.
Ganz stark im Aufwind ist in Sachen Heizung die Wärmepumpe plus die Solarheizung. Mit einem Zuwachs von 58.000 Stück auf 344.000 Einheiten ist zu erkennen, wohin die Reise geht. Im Neubau ist die Wärmepumpe fast schon eine Bank (wer es sich leisten kann, die im Vergleich mit Gas höheren Errichtungskosten auszulegen), auch Solarheizung ist vielfach schon (sinnvolle) Pflicht, deckt aber den Heizbedarf nicht gänzlich ab.
Mit elektrischen Strom heizten zuletzt 214.000 Haushalte - ein Minus von 3.000 Stück. Der Trend von der teuren Stromheizung weg hält wohl weiter an.
Statistisch fast schon irrelevant sind Kohleprodukte wie Kohle, Koks oder Briketts: Nur noch genau 7.403 "Kohlehaushalte" wurden gezählt, ein Minus von rund 4.000 Stück zeigt, dass Kohle in Privathaushalten bald schon ähnlich häufig zu finden sein wird wie Öllampen zur Beleuchtung...
Die populärsten Heizformen in Österreich fallen ausgesprochen unterschiedlich aus. Hat im urbanen Bereich eher Fernwärme oder Gas die Nase vorne, ist am Land auch Holz oder sogar Heizöl noch populär. Hier die wichtigsten Heizsysteme nach Bundesländern:
Im Burgenland wird hauptsächlich mit Holz geheizt, dann folgt Erdgas. In Kärnten ist Fernwärme und Holz beliebt, dann kommt Heizöl. In Niederösterreich fällt die Sache sehr eindeutig aus: Gas dominiert klar, erst dann kommt Holz.
In Oberösterreich ist die Fernwärme sehr populär, dann kommt Holz. Gleich sieht es in Salzburg aus: Fernwärme vor Holz, Heizöl ist hier aber noch ähnlich wichtig wie Holz. Die Steirer haben ebenfalls die Fernwärme vorne, Heizöl ist hier noch auf Platz 2.
In Tirol zeigt man sich noch konservativ: Heizöl hält (noch) die Spitze, Holz folgt dahinter. Gleiches gilt auch für Vorarlberg: Heizöl vor Holz.
In der Bundeshauptstadt Wien sieht das ganz anders aus: Erdgas und Fernwärme sind hier ganz eindeutig vor allen anderen Heizformen - im urbanen Bereich sind Erdgas und Fernwärme wohl nicht so leicht zu verdrängen.
Der Winter 2016/2017 zeigte sich zwar im Fadeout (also die letzten Wochen) doch noch gütig, wird aber (nach einigen milden Winterhalbjahren) die Heizkosten (und auch die Stromkosten) wohl ziemlich explodieren lassen.
2016 wurden in Österreich 62,8 Mrd. kWh Strom verbraucht, das ist wieder einmal ein Plus von 1,2 Prozent. Der Stromverbrauch steigt wohl auch 2017 wieder - seit 2000 hat sich dieser in Österreich um 32,7% erhöht!
Seit einigen Jahren ist Österreich (leider) zum Stromimporteur geworden - billiger Strom aus Ländern mit bedenklichem Strommix wie Deutschland oder Tschechien ließ die Stromimporte auf 10,8% ansteigen.
Nur an Tagen mit viel Stromerzeugung aus Wasserkraft (wie ausnahmsweise aktuell gegeben) plus Wind gibt es eine ausgeglichene Bilanz oder sogar Stromexporte. Ob der niedrigen Großhandelspreise eine bedenkliche Situation - sollte der künstliche Stromengpass zwischen Österreich und Deutschland kommen, drohen hier deutlich höhere Preise bzw. ein deutlich umweltfeindlicherer Mix in Sachen Stromerzeugung.
Wer sich dieser Tage gegen Wasserkraftwerke oder Windräder stellt, sollte sich diese Entwicklung einmal näher ansehen...
Ad hoc-Meldung - März 2017