Spricht man mit Vorständen von heimischen Mittelstandsunternehmen, wird ein Börsengang in Wien aus diversen Gründen (zumeist finanziellen, aber auch oft ob des damit verbundenen hohen administrativen Aufwands) eher negativ betrachtet. Nun wagt aber ein ziemlich junges und kleines (Ja: Ein sogenanntes "Start-Up") Unternehmen tatsächlich den Schritt: Die Cleen Energy AG ist der erste Börsengang in Wien seit 2 Jahren.
Es ist ein sehr spannendes Projekt, welches mit der Cleen Energy heute im Segment "Standard market auction" um 13.30h (nur einmalige Kursfestsetzung pro Tag) startet - und viele alte Börsianer (sowie auch die Geldmarie) haben sich im Vorfeld gewundert, warum ein derartig junges Unternehmen (2014 gegründet) sich tatsächlich an die Wiener Börse wagt. So begab sich die Geldmarie (trotz grauslicher Witterung) einmal wieder weg vom Bildschirm und hat sich die Herren hinter der Cleen Energy anlässlich einer Präsentation in der Wiener Börse aus der Nähe angesehen.
Tatsächlich ist das primäre Geschäftsfeld des Unternehmens durchaus interessant: Beratung und Verkauf von LED-Beleuchtung (Partner Philips) bzw. energiesparenden Armaturen an mittlere bzw. auch größere Unternehmen, dazu auch noch Energieeffizienz-Maßnahmen (Partner OMV) und jüngst auch noch die Vermittlung von Strom und Ergas an Energieunternehmen.
Alles boomende (und auch ökologisch sinnvolle) Wachstumsmärkte, die natürlich nicht ohne Konkurrenz (Zumtobel, Siemens etc.) sind.
Ein wesentlicher Mehrwert der Cleen Energy: Via Contracting (Partner bei größeren Projekten: Unicredit Leasing) werden auch die Errichtungskosten des Auftraggebers übernommen und dann durch die Ersparnis der Folgejahre (beim Unternehmen FRANKSTAHL wurde z.B. ein Return of Investment -ROI- von 1,9 Jahren angegeben) gegenfinanziert. Eine Möglichkeit, die nicht alle Marktteilnehmer bieten.
Mit der REWE-Gruppe (LED in einer Merkur-Filile spart z.B. bei 1.000 Leuchten rund 145.000 kWh pro Jahr, was ca. 16.200 Euro Ersparnis bringt), FRANKSTAHL oder z.B. der SCHÄRF COFFEESHOP GMBH hat man schon einige Referenzprojekte - auch die Börsennotiz soll nun weiteren Trust bzw. Bekanntheit bringen.
Der Start des Unternehmens scheint vorerst einmal sehr geglückt: Im 1. Halbjahr 2016 hat man ca. 3,5 Mio. Euro umgesetzt und dabei ein EGT von 618.000 Euro erwirtschaftet. Die Zahlen für das Gesamtjahr 2016 folgen (leider) erst nächste Woche.
Expansion scheint aber weiterhin ein großes Thema zu sein - auch das aktuelle "going public" (der Börsengang) ist ein Schritt in diese Richtung. Zukünftige Kapitalerhöhungen sind also durchaus zu erwarten.
Das Kapital der Cleen Energy teilt sich auf 3.570.000 Stück nennnbetragslose Stammaktien auf, 54,45% davon gehören Gründer und Vorstand Erwin Stricker, 25,54% Vorstand Lukas Scherzenlehner (ein guter Verkäufer, wie man hört und sah), 4,17% Alfred Lugar und 15,84% teilen sich auf 34 Aktionäre (Investoren) auf, welche aktuell den sogenannten "Streubesitz" darstellen.
Unter den 15,84% (34 Aktionären) auch bekannte Investoren wie Michael Altrichter (mit passenden Antworten bei der Unternehmenspräsentation an Ort und Stelle), Gregor Rosinger oder Oliver Sonnleithner etc. - wohl auch mit ein Grund, die Cleen Energy weiter auf dem Beobachtungsradar zu haben.
Wie auch immer der Erstkurs der Cleen Energy (nebstbei: ein guter Name) lauten wird (wird hier nachgereicht) - die gehandelten Stückzahlen an der Börse werden sich anfangs wohl in überschaubaren Mengen halten (wer gleich rein will: Limits setzen!), die Geschäftsentwicklung gilt es dabei genau zu beobachten.
Als großer Freund eines "Start-Up-Markets" an der Wiener Börse ist dieses "Experiment Börsengang" (Kosten lt. Prospekt ca. 105.000 Euro, 14 Monate Vorlaufzeit!) aber absolut zu begrüßen - die Geldmarie wünscht den Akteuren gutes Gelingen!
Nachtrag: Die Erstnotiz liegt bei 4,19 Euro - angesichts 60 gehandelter Stücke natürlich noch nicht sehr aussagekräftig. Nach den Zahlen (next week) wird sich wohl etwas mehr tun...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - April 2017