Seit Jahren, ja Jahrzehnten, spukt eine mögliche Pleite der italienischen Airline Alitalia durch die Medien. War schon 2008 eine Übernahme durch Air France/KLM durch die Gewerkschaft verhindert worden und daraufhin zur Rettung die Holding "Compagnia Aerea Italiana" gegründet worden, entstand aus dieser 2014 die Societa Aerea Italiana (gleichfalls ein Konsortium aus Italien mit z.B. der UniCredit), welche 51% der Alitalia-Anteile hält.
Nun scheint die Geldverbrennung (zuletzt deutlich mehr als 1 Mio. Euro täglich) den Eignern sowie den Partnern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (Etihad besitzt 49% der Anteile) zu reichen und die Insolvenz der Fluglinie wird wohl beantragt. Am Donnerstag entscheiden genannte Aktionäre darüber, die Alitalia dürfte (so nicht wieder ein italienisches Wunder geschieht) unter staatliche Aufsicht gestellt werden.
Bei der 1946 gegründeten Alitalia sind die Wonnejahre schon lange vorbei: Seit vielen Jahren, ja eigentlich seit 2 Jahrzehnten kommt die Airline nicht in die schwarzen Zahlen. Die einst stolze Fluglinie ist mittlerweile international ziemlich unbedeutend geworden und könnte nun komplett von der Bildfläche verschwinden.
Nicht unschuldig daran die (in Italien traditionell sehr starken) Gewerkschaften: Diesen ist es nämlich wohl zuzuschreiben, dass jüngst ein Sanierungsplan der Geschäftsführung (und somit auch der Aktionäre) klar (mehr als 2/3 stimmten dagegen) abgeleht wurde: Eine Gehaltskürzung von 8% (statt ursprünglich 30%) sowie die Kündigung von 980 Personen (statt ursprünglich 1.400 bis 2.000) von insgesamt 12.500 AlItalia-Angestellten wurde von der Belegschaft in einer Abstimmung eindeutig abgeleht.
Es gilt hier natürlich anzumerken, dass auch die Alitalia-Belegschaft in den letzten Jahren schon einige Sparprogramme hat hinnehmen müssen und auch weitere Privilegien (Ruhetage, weniger Zulagen) weggefallen wären - so hatte die Belegschaft nun die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Dass man sich hier aber quasi selbst den Arbeitsplatz weggewählt hat, ist wohl nur durch den unerschütterlichen (dermal wohl naiven) italienischen Glauben zu begründen, dass der Staat ohnehin wieder einspringen wird (wie schon in der Vergangenheit) und die Airline schon überleben wird...
Weder Regierung mit Konsortium (die UniCredit hat derzeit z.B. eigene Probleme) noch Etihad werden wohl noch weiteres Geld in der alten Alitalia verbrennen wollen - der Alitalia droht nun ein ähnliches Schicksal wie anno 2002 der Swissair (aus welcher dann die Swiss entstand) oder gar der ungarischen Malev oder der belgischen Sabene (beide Pleite).
Ein Verkauf (mit den bestehenden Dienstverträgen) scheint angesichts der Schulden und der Probleme mit den Gewerkschaftern nicht sehr wahrscheinlich (da wird sich wohl kein Blöder mehr finden) - vielmehr ist eine Zerschlagung der Alitalia bzw. eine Neugründung (ähnlich wie bei der Swiss, vielleicht heißt die Airline dann z.B. "Elitalia" oder "Alitalia Airlines" etc.) wahrscheinlich.
Das wohl nicht sehr brauchbare Management sowie auch die "ganz wichtigen" Gewerkschafter wird man damit rasch los und kann (mit neuen Verträgen) auch wieder Personal anstellen und vielleicht sogar wieder einmal (wie die gesamte Luftfahrtsbranche) wachsen.
Kommt es zu einer gänzlichen Zerschlagung, reiben sich jetzt schon Ryanair, easyjet, Lufthansa & Co. die Hände: Die Slots der AlItalia sind begehrt und können mit Sicherheit auch lukrativ betrieben werden.
Ein klein wenig muss man hier wohl auch an die Ende 2008 knapp vor der Pleite stehende AUA denken, die mit Mitgift an die Lufthansa verschleudert wurde. Auch bei der AUA sorgten alte Privilegien und sture Betriebsräte (die die neuen Zeiten in der Branche nicht mitbekommen haben) fast für einen Konkurs der einst stolzen Airline. Die Betriebsräte wurden dann aber doch deutlich leiser (haben wohl auch "Deutsch" gelernt), ein paar Jahre wurde fleißig saniert und derzeit scheint die AUA schon wieder recht gut aufgestellt. Der kleine Fehler dabei: Sie gehört mittlerweile gänzlich der Lufthansa.
Die Alitalia (so wie sie derzeit dasteht) wird sich aber wohl nur ein Verrückter kaufen...
Ad hoc-Meldung - April 2017