Seit dem Start (2010) des heimischen Vergleichsportals Durchblicker.at ärgern sich so manche Versicherungsaußendienstler, Versicherungsagenten und insbesondere die Versicherungsmakler über einen frechen und expandierenden Mitbewerber: Als erstes (und bisher in dieser Form auch einziges) Vergleichsportal hat es Durchblicker (eine Marke der YOUSURE Tarifvergleich GmbH) geschafft, im Onlinevertrieb von Finanzprodukten wirklich sehenswerte Erfolge zu erringen - natürlich auf Kosten so mancher anderer Vertriebsschienen im Versicherungsbereich.
Im Laufe der Jahre hat es Durchblicker auch nicht unterlassen, mit Werbungen wie "spar dir den Schwatzkopf" (= den aufdringlichen Versicherungskeiler) zu polarisieren und so manchen Branchenvertreter in Rage zu bringen. Das ist natürlich auch dem Verband der Versicherungsmakler deutlich aufgefallen, wo sich rund 4.000 Zwangsmitglieder mehr oder minder Sorgen machen.
Diese Sorgen gipfeln nun in einer Klage gegen Durchblicker, die die Geldmarie nur teilweise, aber hauptsächlich gar nicht, nachvollziehen kann:
So stößt sich der Verband (der eigentlich auch Durchblicker vertreten sollte!) an der Behauptung seitens Durchblicker.at, dass man durch Inanspruchnahme von Durchblicker.at im Jahre 2017 rund 50 Mio. Fixkosten reduzieren würde. Natürlich eine Behauptung, die sich sehr schwer nachvollziehen lässt. Die Geldmarie spart wohl (ohne Verkauf, einfach durch Infos) den LeserInnen auch die eine oder andere Million Fixkosten (wenn ich das von netten Lesermails und den Zugriffzahlen rückschließen darf) - wieviel es wirklich sind, lässt sich natürlich bei einem Vergleichsportal mit direkter Abschlussmöglichkeit leichter beurteilen. Die genannten 50 Millionen halte ich aber für durchaus realistisch - weiß man doch, dass Angebote von Durchblicker sehr häufig auch im Versicherungsbereich zum Konditionsdrücken verwendet werden...
Auch der "Zählticker" auf der Seite wird in Frage gestellt - wie dieser programmiert ist und wieweit dieser korrekt ist, kann wohl nur Durchblicker.at beantworten. Ein Problem, dass sich im Gespräch Verband-Mitglied (=YOUSURE) hätte leicht klären lassen. Reinhold Baudisch (auch) dazu in einer Aussendung: "Die Vorwürfe der Fachverbands-Funktionäre sind falsch und schlichtweg rufschädigend. Alle Angaben auf unserer Website sind korrekt und umfassend"
Auch wird kritisiert, dass bei "Durchblicker.at" nicht alle Anbieter an den öffentlichen Vergleichen teilnehmen und damit kein ausreichender Marktüberblick gewährt sein: Stimmt schon - aber wenn viele große Anbieter im Versicherungsbereich etc. schlichtweg zu teuer sind und bei Durchblicker.at nicht gelistet werden wollen, so ist eigentlich zu hinterfragen, warum das so ist...
Das liegt eben häufig an den schlechten Konditionen einiger Anbieter (auch in anderen Bereichen, nicht nur bei Versicherungen) - darüber hinaus wollen die Vertriebschefs oft die alten Schienen Stammvertrieb, Agenten und Makler nicht schädigen. Aber was kann da Durchblicker.at oder gar der mündige Konsument dafür - wo liegt hier die Schwäche? Sicher nicht bei Durchblicker!
Die Frage bezüglich Beratungsprotokoll hätte man wohl im Gespräch mit Durchblicker klären können. Reinhold Baudisch in der Stellungsnahme: "Wir sind erschüttert zu sehen, wie unsere eigene Kammervertretung offenbar mit Geheimgutachten und Klage gegen uns als erfolgreiches Jungunternehmen vorgeht. Von der Klage haben wir soeben aus den Medien erfahren. Direkte Gespräche mit uns vorab wurden explizit und dokumentiert abgelehnt. Der uns zustehende Interessensausgleich wurde uns damit vorenthalten. Wir behalten uns deshalb rechtliche Schritte gegen die Funktionäre des Fachverbands vor.".
Wie es um die Qualität der Call-Center-Mitarbeiter bei Durchblicker.at steht, kann ich persönlich nicht beurteilen - die Mitarbeiter der immer häufiger werdenden Servicelines bei Versicherungen oder auch bei Maklern sind aber wohl auch nicht immer und überall top ausgebildet.
Tatsache ist wohl, dass Durchblicker für uns Kunden für deutlich mehr Transparenz (100% schafft auch kein Makler) am Markt sorgt, dass es sogar fein wäre, würden mehrere Makler eine ordentliche und gut programmierte Vergleichsplattform anbieten (wäre auch für die Geldmarie fein, dann müsste ich bei eigenen Vergleichs-Recherchen nicht immer nur auf Durchblicker zurückgreifen). Diesbezüglich sollten die Funktionäre des Verbandes ihre Kraft und die Pflichtbeiträge orientieren - und nicht auf das Verklagen eines aufstrebenden Unternehmens, das die richtige Richtung vorzeigt und viele eifersüchtige Altmitglieder traurig aussehen lässt. Auch moralisch gesehen.
Dass man mit Durchblicker (einem zahlenden Mitglied) vor der Klage nicht gesprochen hat, wäre (so zutreffend) eigentlich ein absoluter Skandal!
Meine Skepsis gegenüber Zwangsmitgliedsverbänden, Kammern etc. ist wieder einmal deutlich gestiegen, diese Klage ist ausgesprochen durchsichtig.
"In den vergangenen Monaten hat der Fachverband der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten immer wieder Anregungen und Beschwerden erhalten, dass einzelne Marktteilnehmer die gesetzlichen Verpflichtungen online nicht erfüllen. Daraufhin wurden die Maßnahmen des Online-Vergleichsportals durchblicker.at genauer beobachtet, umfassende Expertise bei einer auf Wettbewerbsrecht spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei eingeholt und versucht, auf außergerichtlichem Wege, eine Lösung herbeiführen.
Dazu hat der Fachverband der Versicherungsmakler das Online-Vergleichsportal durchblicker.at der YOUSURE Tarifvergleich GmbH am 6. April 2017 aufgefordert, bis 21. April 2017, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Da YOUSURE um Aufschub gebeten hat, wurde die Frist bis 8. Mai 2017 verlängert. Der Fachverband hat eindeutig klargestellt: wenn bis dahin keine Unterschrift erfolgt, wird Klage eingereicht.
Da es sich um rein rechtliche Themen handelt, wurde auch ein Gespräch zwischen den Rechtsanwälten angeboten, um rasch eine Einigung zu erzielen. Diese Angebote wurden leider nicht angenommen. Im Fachverband war man jederzeit gesprächsbereit." (Zitat Ende)
"Zum Thema "Gespräche":
Es gab keine Vorwarnung durch den Fachverband, keine Einladung zu einem Gespräch, kein Brief, kein gar-nix; Die Erst-Information über diese Angelegenheit war ein Anwaltsschreiben mit einer Unterlassungserklärung mit falschen und rufschädigenden Inhalten.
Wir haben den Kammer-Anwalt (über unseren Anwalt) gebeten, ein Gespräch mit dem Fachverband zu ermöglichen, um eine Klage abzuwenden und eine Gesprächslösung herbeizuführen. Kurze Zeit hat es so ausgesehen, als wäre das möglich, dann kam die Absage, man war nur bereit, unseren Anwalt mit ihrem Anwalt sprechen zu lassen => daher: "direkte Gespräch wurden abgelehnt"
Jetzt so zu tun, als hätte man das fair gespielt, ist ein Witz, und zwar ein schlechter;
Wenn man im Fachverband aber gesprächsbereit ist, können wir das Gespräch aus meiner Sicht jederzeit nachholen – aber bitte mit uns und den Standesvertretern, nicht zwischen Anwälten…
Es scheint hier sinnvoll und zielführend, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und die Probleme fachorientiert aus der Welt zu schaffen. Geld für Anwälte bzw. Gerichte könnte man sich da wie dort wohl sparen - liest man die Kommentare in diversen Medien zur Causa, ist das Verständnis für eine etwaige Klage seitens Endverbraucher (und der ist mir wichtig) ausgesprochen gering...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Mai 2017