Auch wenn die Umsatzzahlen der Wiener Börse in den letzten Jahren ob steigender Aktienlust der (oft internationalen) Käufer nett gestiegen sind: Der heimische Kapitalmarkt muss seit langen Zeit ziemlich heftige Rückschläge hinnehmen.
Einerseits war die Börse (insbesondere nach der Finanzkrise) lächerlicherweise politisch immer "pfui", andererseits beendeten viele (vor allem kleinere) Unternehmen die Börsennotiz in Wien. Squeeze-out, Pleiten und Ärgerlichkeiten für Kleinanleger überschatteten die oft durchaus gut performenden Wiener Aktien, Neuzugänge gab es fast gar keine, weitere Abgänge zeichnen sich ab.
Lange Jahre wurde diesbezüglich nur gejammert - ein Gegensteuern fand allerdings kaum statt. Unter dem noch immer recht neuen Börsen-Chef Christoph Boschan sieht das nun aber anscheinend anders aus - die Wiener Börse geht wieder in die Offensive.
Seit einigen Tagen gibt es in Wien ein neues Börsensegment: Den "global market".
Dort kann man sich in den normalen Börsenzeiten Wiens (9h-17.30h)auf Eurobasis mit den wichtigsten US-Aktien eindecken: Ob die New-Economy-Stars Alphabet (= Google), Amazon, Apple, Ebay, Facebook, Microsoft oder Tesla oder ob klassische US-Aktien wie Coca Cola, Exxon, McDonalds, Nike, Pfizer, Starbucks oder Walt Disney: US-Aktien in Wien mit Inlandsspesen kaufen ist eine durchaus attraktive Sache.
Market Maker sorgen für Liquidität in den einzelnen Titeln, ob derzeit noch geringer Umsätze (das Segment kennt ja auch noch fast niemand!) ist das natürlich auch wichtig.
Wer sich bekannte US-Werte früher noch oft in Deutschland oder auch direkt an der Wall Street gekauft hat, könnte nunmehr sogar durchaus Spesen sparen - und muss da und dort auch nicht mehr umrechnen...
Auch wenn sich derzeit der Handel noch in Grenzen hält (heute wurden erst 7 Aktien von 133 Werten gehandelt) - so mancher heimischer Anleger, der Auslandbörsen bisweilen gemieden hat, könnte zukünftig auch in US-Aktien reinschnuppern, bestehende Trader werden so manchen Verkauf/Kauf dann sicher auch in Wien abwickeln (so die Kurse und Spesen gerade passen) und vielleicht gibt es ja sogar früher oder später auch so manche Order aus dem Ausland.
Wiewohl dem Aufwand für die Market-Maker derzeit noch wenig Umsatz entgegenstehen: Ein absolut richtiger Schritt in die richtige Richtung, jetzt sollten sich Christoph Boschan & Co. nur noch einfallen lassen, wie man kleinere Unternehmen bzw. schön wachsende Start-Ups (Stichwort: boomendes Crowdinvesting) in Sachen Wachstumsfinanzierung/Anschlussfinanzierung so einfach und günstig wie möglich an die Wiener Börse bringt.
Ein Segment der "neuen jungen Wilden" (wie man das auch immer benennt) wäre wohl der richtige Weg, wiewohl dieser natürlich einen langen Atem braucht um zum Erfolg zu führen. Die Politik sollte nur den gesetzlichen Rahmen dafür schaffen - und sich dann rasch wieder zurückziehen. Beim Crowdinvesting hat das bisweilen sehr gut funktioniert.
Ad hoc-Meldung - Juni 2017